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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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»Ab und zu geht hier die Post ab, so richtig rockig. Dann darf das Militär doch auch einmal. Jeder soll an die Reihe kommen.«
    Er sprach langsam und bedächtig. Nichts würde ihn aus der Ruhe bringen. Solange man ihm seine Flugzeuge ließ.
    »Was macht denn das Militär noch hier?«
    Er schaute Nore Brand kurz zweifelnd an. »Wenn Sie es von mir nicht erfahren, dann erfahren Sie es von jemand anderem, schätze ich.«
    Nore Brand nickte.
    »Elsi ist meine Tante. Sie kennt alle hier oben. Letzthin hat sie bei mir vorsondiert. Ihr kann man nichts vormachen. Wenn die sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann … «
    Er zögerte kurz. »Also dann. Ab und zu landet so ein Transportflugzeug. Habe nie herausgefunden, was es für ein Typ ist. War immer zu spät oder es war zu finster. Da hinten in den Felskavernen hat man Container eingelagert. Keine Ahnung, was da drin ist. Es wissen nicht viele außer mir. Ich bin schließlich der Einzige, der regelmäßig hier arbeitet.«
    »Seit wann taucht dieses Flugzeug auf?«
    »Das erste Mal war vor ungefähr einem Jahr. Ich dachte, dass das Militär wieder irgendetwas zu tun hat hier oben. Wobei«, er kratzte sich am Kinn, »das sollte vorbei sein. Aber man weiß ja nie …« Bevor er seine Mutmaßungen weiterführen konnte, unterbrach ihn Nore Brand. »Könnte man einen Blick in diese Container werfen?«
    Er schaute sie überrascht an.
    »Ich weiß nicht …«, zweifelte er. »Die sind versiegelt und verschlossen.« Er lächelte verlegen. »Ich habe natürlich mal nachgeschaut.«
    »Gut«, sagte sie. »Der Inhalt soll in die alte Bergfestung und da dürfte man doch wissen, worum es geht. In einem freien Land.«
    Er schien verunsichert. »Sie machen Witze, oder? Aber vielleicht haben Sie recht, mit dem freien Land, meine ich. Das freie Land sind wir selber, wenn ich mich nicht irre.«
    »Elsi Klopfenstein hat von diesen Kisten erzählt. Sie vermutet, dass die alte Festung wieder gebraucht wird. Es heißt sogar, dass man sie ausbaut.«
    Hene Hari zog seine mächtigen Augenbrauen in die Höhe.
    »Sie hat uns gestern in Bern besucht und vom Fall berichtet. Heute Morgen sind wir heraufgekommen, und kaum waren wir im Camping Seegarten, stand Polizist Bucher vor dem Bus. Wir sollten unbedingt zum Flugplatz, zu Hene Hari.«
    »Der Bucher also auch.«
    »Ja, auch der.«
    Hene Hari dachte einen Moment nach. Es schien ihm nicht ganz klar zu sein, was er mit dieser Polizistin anfangen sollte.
    »Er hat nicht den besten Ruf«, sprach er zögernd weiter, »aber er ist kein übler Kerl. Sicher ein guter Paragrafenreiter, auf dem Papier zumindest. Aber sonst wollte ihm nicht viel gelingen. Als ich jung war, hat er mich ein paar Mal besoffen am Steuer erwischt, hat mich aber immer laufen lassen. Nach einer Standpauke, das schon. Aber inzwischen hat er keinen Saft mehr. Wird nächstens pensioniert, habe ich gehört.«
    »Das ist so.«
    Nore Brand trat einen Schritt zurück, damit sie diesem riesigen Kerl in die Augen schauen konnte. »Wir sind hier, weil wir wissen müssen, was in diesen Kisten ist.«
    Hene schaute sich um. »Aber nicht jetzt. Mitten am Tag.«
    In dem Augenblick kurvte ein Auto mit quietschenden Reifen auf den Platz vor dem Hangar. Ein Mann stieg aus.
    »So, Hene! Bist du wieder mal dran, eine Fete vorzubereiten?«, rief er von Weitem.
    Hene hob grüßend die Hand.
    Ein großer, glatzköpfiger Mann in Lederjacke stieg aus einer schwarzen Limousine. Er zeigte auf den VW-Bus und lachte spöttisch. Dann kam er mit großen Schritten auf sie zu.
    »Kommt heute Abend, nicht vor neun. Dann ist es ruhig hier und vor allem dunkel. Ich werde hier sein«, sagte Hene rasch, dann wandte er sich dem Besucher zu.
    »Keine Fete, die zwei da wollen fliegen lernen!«
    Nino zuckte zusammen. Er hatte die ganze Zeit über kein Wort gesagt. Die Präsenz der Flugmaschine schien ihn vorübergehend lahmgelegt zu haben. Es konnte aber auch mit Hene Hari zu tun haben.
    Der Mann lachte laut und nickte Nore und Nino verständnisvoll zu. »Tolle Maschine, nicht? Aber zum Fliegenlernen nicht sehr geeignet, vermute ich.« Er lachte ein lautes, abschätziges Lachen.
    »So ein Kotzbrocken«, sagte Nino, als sie im Bus saßen.
    »Ein Volltrottel«, korrigierte Nore Brand. »Das genügt.«
    »Dein Wortschatz stagniert«, erwiderte Nino, »dabei hättest du Potenzial.«
    »Potenzial?«, lachte Nore Brand. »Das hat mir noch keiner gesagt.«
    Nino startete den Motor.
    »Ich verstehe etwas davon. Meine Schwester hat in

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