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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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wollte gerüstet sein für seinen Marsch in die Seefluh hinauf.
    »Hier, nimm das! Beste Qualität und trocknet gut. Diese Zwerge, das soll’s doch werden, oder? Die werden dich um viele Jahre überleben!«
    Idiot! Du hast ja keine Ahnung, dachte Bucher, du würdest dich wundern, wenn du wüsstest, wozu ich das hier brauche. Er bezahlte und ging.
    Er hatte das Wetter im Nacken. Die Luft roch nach Schnee, die Wolken waren schwanger. Er musste sich beeilen. Der Pfad begann steil und steinig. Er ging wie ein Trüffelhund. Meter für Meter. Die Augen schmerzten vor Anstrengung. Weiter oben war der Pfad erdig. Nasse Erde. Pass auf, du könntest ausrutschen. Er keuchte. Er verlangsamte seinen Schritt.
    Er war schon längere Zeit nicht mehr so unterwegs gewesen. Nicht mehr lange und er hätte alle Zeit der Welt, um an der frischen Luft gesund zu werden. Er war früher oft und lange auf Achse gewesen, als Schnüffelhund. Er lachte. Er wunderte sich, wie wohl ihm auf einmal wurde. Was hatte ihn da plötzlich wieder gepackt? Was musste er sich noch beweisen? Er hatte seine Arbeit immer gut gemacht, seinen Lohn sich redlich verdient. Und doch! So ein letzter Triumph wäre Balsam für die Seele.
    Wie im Rausch ging er weiter. Dieses Mal konnte ihn nichts von seinem Vorhaben abbringen. Er schaute zum Himmel.
    Der würde den Schnee noch eine Weile zurückhalten. Der Himmel gab ihm eine Chance. Vielleicht hatte er dieses eine Mal den Himmel auf seiner Seite.
    Er spürte die kalte Luft auf seinem Gesicht. Sie erfrischte ihn. Er schaute zum Himmel hinauf. Einfach nicht lockerlassen, redete er sich zu. Dieses letzte Mal wirst du nicht lockerlassen. Der Himmel hilft dir dieses Mal.
    Die Zeit hatte sich aufgelöst. Er wusste nicht, wie lange er unterwegs war. Die Armbanduhr lag in der Schublade, seit ihn Lederallergien quälten.
    Er blieb keuchend stehen, mit brennenden Augen. Herrgott, wie lange musste er noch suchen. Er setzte sich auf einen Stein und drückte die Fäuste gegen die schmerzenden Augen. Als der Schmerz nachgelassen hatte, öffnete er sie wieder und schaute um sich, suchte den Boden ab. Den steinigen Pfad.
    Und dann das!
    Die Spuren, die er mit der ganzen Seele gesucht hatte. Spuren, die von zwei Paar Schuhen erzählten, die hier nebeneinander hergegangen waren. Bucher erhob sich und ging weiter wie im Traum. Sein Puls raste, sein Herz drohte, seinen Brustkasten zu sprengen. Er merkte nichts davon.
    Nore Brand hatte recht behalten. Dieses Teufelsweib!
    Da gingen zwei Paar Schuhe vor ihm hin!
    Ja! Es waren zwei!
    Dann Getrete, hin und her. Alles durcheinander.
    Was war da geschehen?
    Er ging weiter. Doch die Spur brach ab.
    Er kehrte um und hob den Blick.
    Hier musste es geschehen sein, hier, wo früher einmal Zwerge gehaust hatten.
    Verfluchter Ort.
    Ja, dort der Fels, der Abgrund.
    Ja, eben doch ein Abgrund! Aber nur für Anfänger. Geübte wussten, wie sie sich verhalten mussten, bis wohin sie sich wagen durften.
    Der Hoteldirektor war sicher kein Anfänger mehr nach all den Jahren, die er hier verbracht hatte.
    Bucher trat näher und bückte sich, versuchte, mit dem Zeigefinger die Spuren nachzuzeichnen. Bloß nichts berühren, kein Steinchen verschieben.
    Die Spuren gingen wiederum durcheinander.
    In diesem Dreck, in diesem Schlamm war nichts klar zu sehen, ja, Spuren gingen durcheinander, aber Bucher schaute durch die Spuren hindurch, sah die Schuhe, wie sie weitergingen, stehen blieben, die Richtung änderten. Schneller gingen, stehen blieben. Er verlor sie und fand sie wieder.
    Dann fiel er auf die Knie. Fast ohnmächtig vor Aufregung.
    Oh, es war wie früher! Nie hatte er aufgegeben. Er hatte zu den ganz Hartnäckigen gehört. Die Erinnerung an seine Leidenschaft ließ ihn aufstöhnen. Er richtete sich auf und atmete tief aus.
    Das hier würde sein Triumph werden.
    Doch welches war der Schuh des Mörders, welcher der Schuh des Direktors?
    Er schaute auf zum Himmel. Der hielt den Schnee zurück. Er stand ihm immer noch bei. Was für ein Zeichen!
    Er trieb sich an. Rasch, mach endlich.
    Die Äste der Tannen bewegten sich im Winterwind.
    Man sagte, wenn keiner hier oben sei, dann kämen sie hervor und schaukelten auf den Tannästen.
    Bucher schaute sich nicht um.
    Die Zwerge mochten ihm bei seiner Arbeit zuschauen, so viel sie wollten. Vielleicht hielten sie den Schnee auf, damit er seine Arbeit beenden konnte. Vielleicht taten sie das, weil er sie in Ruhe ließ auf den schaukelnden Tannästen.
    Kaum war er fertig

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