Stollengefuester
Gerät warf, »ich kann sofort anfangen, Strom zu sparen. Ich muss nicht bis Ende Jahr warten damit!«
Schattenseiten
Nino Zoppa schaute von seinem Bildschirm auf. »Nore?«
»Und? Bist du weiter?«
»Habe Stunden verbraten. Für die Katz. Eben habe ich eine Mail an einen Kollegen von Interpol geschickt. Vielleicht wissen die etwas von den seltsamen Objekten, die wir in der Höhle ausgegraben haben. Es ist doch nicht möglich, dass niemand dieses Steinchen vermisst!«
Nino Zoppa richtete sich auf.
»Übrigens, das war doch ein bisschen riskant, was du da gemacht hast? Einfach so ein Steinchen klauen! Stell dir vor, das merkt jemand! Dann hängen wir!«
»Genau das soll geschehen! Ich hoffe inständig, dass es jemand merkt. Im Idealfall der Besitzer. Oder noch besser derjenige …«
»… der es vor dir geklaut hat«, fiel ihr Nino ins Wort.
»Nein«, erwiderte sie. »Ich habe diesen Stein vorübergehend an mich genommen, konfisziert, um bei den Ermittlungen Fortschritte zu erzielen.«
»Nein, geklaut«, beharrte er. »Auch wenn du schöne Worte dafür findest. Das ändert noch lange nichts an der peinlichen Tatsache, dass eine Kommissarin, wenn auch nur vorübergehend, kriminell geworden ist.«
»Besserwisser!«
Er grinste.
»Bei deinem genetischen Erbe wundert mich gar nichts mehr. Jetzt verstehe ich auch, warum du Hene nicht verhaften wolltest. Im Moment gehörst du auch zu den eher zwielichtigen Fällen der Menschheit.«
»Und du lungerst in meinem Dunstkreis. Pass auf! Überhaupt ist es der Zweck …«
»Du mit deinen heiligen Mitteln! Weiß Bastian Bärfuss von diesen Kisten in der Kaverne?«
»Ja. Er weiß auch, dass wir diese Herrlichkeiten im Moment nicht konfiszieren, solange wir heimlich Spuren suchen und …«
»… wieder bei deiner Lieblingsbeschäftigung verweilen und in Warteschleifen herumhängen …«
»… bis einer einen Fehler macht. Spektakulär ist das nicht, stimmt. Aber du wirst sehen, es ist effizient.«
Nino Zoppa deutete auf seine Zeitung. »Wir müssen uns beeilen. Sobald der Permafrost in der warmen Luft auftaut, krachen die Berge in sich zusammen. Und dann finito Kavernen mit Schmuckschatullen.«
»Und wann soll das sein?«
Er zuckte die Schultern. »Der Journalist hat vergessen, den Termin hinzuschreiben.«
Er legte seine Stirn in Falten. »Nore, ich habe bis heute nie daran gedacht, dass unsere Berge und die ganze Natur ein Verfallsdatum haben.«
»Verfallsdatum?« Sie schaute ihn belustigt an. »Nein, so habe ich mir die Sache auch noch nie vorgestellt.
Aber diese Woche passiert das vermutlich noch nicht.« Nino Zoppa schaute sie zweifelnd an. »Und woher willst du das wissen?«
»Ich sagte ›vermutlich‹.«
Nino seufzte. »Und? Wie war’s in Basel?«
»Elvira Merian sitzt als hellwache und würdige Nachfolgerin auf dem Anwaltsthron ihres Bruders. Im Entree wacht seine Büste aus Gusseisen über sie, die Kanzlei und die ganze Welt.«
Nino machte große Augen. »Nachfolgerin? Schon? Warum trauern die Frauen heutzutage nicht mehr so wie früher? Die Witwe des Hoteldirektors trauert nicht. Ganz im Gegenteil. Elvira Merian auch nicht. Die reinen Monster. Man könnte meinen, die beginnen erst zu leben, wenn ihre Männer …«
»Ja, vielleicht solltest du dich mal ein bisschen mit solchen Dingen beschäftigen«, unterbrach sie ihn.
»Mona liebt mich«, sagte er vorwurfsvoll.
»Sicher«, entgegnete sie ungerührt und setzte sich auf seinen Schreibtisch.
»Elvira Merian hat einen Auftrag für uns. Sie schickt uns nach Amsterdam. Plodowski macht dort eine Ausstellung.«
»Plodowski? In Amsterdam?«
Sie nickte. »Er sei dort mit seiner letzten Ausstellung beschäftigt. Schon wieder die letzte. Der Mann scheint spezialisiert zu sein auf letzte Ausstellungen. Im Augenblick ist er der wichtigste Mann für uns.«
»Weil er uns helfen kann?«
»Ja.«
»Also telefonieren wir ihm einfach, oder? Nichts leichter als das.«
»Telefonieren? Nein, wir gehen zu ihm! Ich vermute, dass er sich nicht freuen wird über unseren Besuch. Vielleicht täusche ich mich. Aber egal. Wir haben einen Auftrag. Wir müssen ihn treffen.«
»Ihn treffen? Im Zeitalter des Mails! Wir können sogar versuchen, mit ihm zu skypen!«
Nore Brand schüttelte den Kopf.
»Nino, hör jetzt mal genau zu. Dieser Professor Plodowski erhält regelmäßig hohe Geldbeträge aus dem Erbe von Klara Ehrsam. Er hatte immer Kontakt mit Anwalt Merian. Jetzt ist seine Schwester dran und sie hat diesem
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