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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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Mann seit jeher misstraut. Sie will, dass wir ihm auf den Zahn fühlen.«
    »Und du lässt dich von einer selbst ernannten Anwältin nach Amsterdam schicken? Einfach so? Mit nichts als einem Verdacht in der Tasche?«
    »Selbst ernannt? Ganz und gar nicht selbst ernannt. Sie hat alle notwendigen Diplome. Sie ist die natürliche Nachfolgerin ihres Bruders. Abgesehen davon, macht sie mir nicht den Eindruck, eine Fantastin zu sein.«
    Nore Brand hielt einen Moment inne und schaute auf Nino Zoppa hinunter, der grübelnd über der Tastatur seines Computers hing.
    »Als mir Merian damals, das war ziemlich genau vor einem Jahr, mitteilte, dass Klara hinter dieser Sache stand, hätte ich weiterdenken müssen. Klara hatte einen Plan, einen tollen Plan, aber sie hatte nicht mehr die geringste Kontrolle darüber.«
    Sie dachte eine Weile nach.
    »Wie hätte sie auch wissen sollen, was los ist? Für sie war die Sache eingefädelt und sie hatte Vertrauen in ihren Freund Plodowski. Und trotzdem, erinnerst du dich, dass sie erneut nach St. Petersburg wollte? Sie wollte diesen Plodowski nochmals sehen. Vielleicht hatte sie einen bestimmten Grund. Vielleicht war sie ihrer Sache plötzlich doch nicht mehr ganz so sicher.«
    Sie hob den Blick und schaute aus dem Fenster. Es war schmierig. Man sparte jetzt auch bei der Raumreinigung.
    »Aber das werden wir nie erfahren. Einfach, um mit einem alten Freund einen heißen Tee zu trinken am Newski-Prospekt, fliegt keine Frau in ihrem Alter so weit.«
    Nino Zoppa schaute sie von unten herauf an.
    »Bei genau dieser alten Dame können wir sowieso nie sicher sein.«
    Nore Brand packte ihn bei der Schulter.
    »Ja, Nino, und darum reisen wir beide heute nach Amsterdam. Plodowski kannte sie gut. Er wird uns in irgendeiner Form weiterhelfen. Deshalb ist dieses Treffen notwendig. Also, was hältst du von einer Dienstreise?«
    Nino Zoppa schaute stumm auf die Tastatur.
    Wie war es möglich, dass Nino keine Lust hatte auf eine Reise?
    »Nino, Elvira schickt uns. Außerdem haben wir keine Wahl.«
    Nino Zoppa hob seinen Kopf. »Nore, du hast noch zwei Tage frei. Morgen und übermorgen. Willst du deine ganzen Ferien hergeben für diese Sache? Du wolltest jeden Tag ins Oktogon. Jeden Tag genießen, im Wasserdampf, mit Massagen und gutem Essen. Du hast es schließlich auch verdient. Vergiss deine Überstunden nicht!«
    Sie schaute ihm ungläubig in die Augen. »Hast du wirklich keine Lust auf Amsterdam?«
    »Schon, aber Reisen ist verdammt anstrengend.«
    Er biss sich auf die Lippen.
    Nore Brand begriff die Welt nicht mehr. Dieser junge Kerl fand Reisen zu anstrengend!
    »Nino, wir haben keine Wahl. Das ist unsere Arbeit.«
    »Okay«, sagte er plötzlich aufseufzend, »ein bisschen frische Luft kann vielleicht nicht schaden.«
    »Ja, Höhenluft am besten. Buch uns einen Flug. Einen Abendflug. Wir fliegen heute.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Es reicht noch.«
    »Fliegen? Du willst fliegen?« Nino zuckte hoch.
    »Ja, natürlich!«
    »Muss das sein?«
    »Vielleicht können wir diesen Professor noch heute Abend sprechen. Und morgen sind wir für den ersten Kaffee wieder hier.«
    »Nore, das ist ökologischer Unsinn! Ich fliege nicht!«
    Sie starrte ihn entgeistert an.
    »Nino, was ist los? Gestern habe ich dich vor einem Flugzeug auf Knien gesehen und heute predigst du Ökologie!«
    Er biss sich auf die Lippen und schaute zu ihr hoch. Mit einem flehenden Blick. »Ich finde Flugzeuge toll, ehrlich, aber wir haben eine Umwelt, die beschützt werden muss. Und wir fliegen für eine äußerst fragwürdige Angelegenheit nach Amsterdam, ohne zu wissen, ob wir dort irgendetwas erfahren. Ob dieser Professor uns weiterhelfen kann, steht in den Sternen, oder?«
    Er hatte sich vom Stuhl erhoben und gestikulierte aufgeregt.
    »Eine Anwältin findet, wir sollten in Amsterdam herumhorchen, und wir haben natürlich nichts Besseres zu tun, als rasch mal einen Flug dorthin zu buchen? Für diesen Spaß helfen wir so ganz nebenbei, die Luft zu verpesten und die ganze Atmosphäre! Denk doch mal an die Klima-Erwärmung! Der Permafrost, der sich auflöst! Und wir sind schuld daran!« Er packte seine kleine Zeitung und wedelte damit vor ihrem Gesicht herum. Er hatte sich in Rage geredet.
    Ninos Wangen waren rot vor Zorn. »Nore, das geht nicht! Auch du hast doch ein Umweltbewusstsein, oder habe ich mich etwa getäuscht in dir?« Seine Augen leuchteten in missionarischem Eifer.
    Nore Brand starrte ihn verblüfft an.
    »Also

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