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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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lächelte Nino Zoppa aufmunternd zu und wandte sich wieder ab.
    Nino erhob sich mühsam und ging.
    Plötzlich stand er im Museumsshop. Er atmete auf. Keine Weltgeschichte mehr, er war ihr endlich entronnen.
    Da lagen massenweise Kleinigkeiten herum, in bunten Farben. Kinderspiele, Kinderbücher, Kühlschrankmagnete.
    Er packte eine bunte, kleine Figur. Eine lächelnde Frau und auf dem Bauch trug sie eine Gitarre. Für Russenrock oder so. Ein weiblicher Jimmy Hendrix.
    Nore Brand mochte solches Zeug.
    Endlich fand er den Ausgang. Da, auf dem Holzdeck standen Bänke.
    Nore würde ihn auch hier finden.
    Dann saß er an der frischen Luft und versuchte, sich zu beruhigen.
    Was war das eben gewesen?
    Plötzlich saß Nore bei ihm. Sie vermutete den Grund für seinen Zustand in der lausigen Nacht, die er hinter sich hatte.
    Sie hatte nicht viel frischer ausgesehen als er.
    Nino versuchte, sich hinzulegen. Die drei ausgiebigen Duschen waren gut gewesen.
    Aber er fühlte, dass er keine Ruhe finden würde.
    Er griff nach dem Stadtführer. Etwas zog seine Aufmerksamkeit an. Er versuchte, laut zu lesen, was da stand.
    Was war das bloß für eine Sprache.
    ›Ik heb hasj noodich.‹
    Er las laut und lachte plötzlich auf. Er begriff. Ja, genau, das traf doch zu. Wenn einmal in seinem Leben, dann jetzt.
    Ein Bild schob sich in sein Bewusstsein. Vom Tram aus hatte er diesen Coffee-Shop gesehen. Abraxas.
    Auf dem Weg zum Bahnhof, zwischen Designerläden und versprayten Mauern von baufälligen Häusern, war sein Blick auf diesen Schriftzug gefallen.
    Abraxas. Sollte ihn dieser Name an etwas erinnern?
    Er kleidete sich an, schlüpfte in seine Jacke und eilte die Treppe hinunter.
    Nore war vorläufig mit dem Fossilienprofax beschäftigt und er selber brauchte dringend ein bisschen Entspannung.
    Nach dieser Überdosis Weltgeschichte musste sein Innenleben wieder wenigstens ansatzweise ins Gleichgewicht kommen.

Der Professor ist tot
     
    Der Zug fuhr mit einem Häufchen Tagestouristen durch die graugrünen Dünen nach Amsterdam zurück. Nore Brand saß völlig benommen in einer Ecke. Ihr Gesicht brannte noch lange, und als sie wieder zu sich kam, stellte sie mit Verwunderung fest, dass sie vorübergehend vergessen hatte, was der Grund ihrer Reise war.
    Sie schaute auf die Uhr. Sie brauchte sich nicht zu beeilen. Der Besuch am Strand war kurz ausgefallen. Kurz und sehr heftig.
    Es begann zu regnen.
    Vielleicht hatte Plodowski ihr inzwischen etwas mitzuteilen.
    Er hatte sich sehr bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, aber seine Freude über den Besuch aus der Schweiz hatte sich in Grenzen gehalten.
    Was war bloß in Elvira Merian gefahren, ihn zu informieren?
    Warum musste Nore bis halb fünf warten? Wozu musste Plodowski seine Zeit wirklich nutzen?
    Ihre Gedanken kreisten unablässig um die gleichen Fragen. Es war höchste Zeit für etwas Neues, und die Zahlen und Zeichen in ihrem Notizbüchlein hatten endlich etwas in Bewegung gebracht.
     
    Der Zug fuhr gemächlich durch die Dünen. Sie schaute durch die vom Sand verstaubten Fenster. Die Regenspritzer zogen Striche in die staubigen Flächen. Ihr Gesicht feuerte immer noch. Die Haare waren starr, die Lippen salzig.
    Das war also Zandvoort gewesen. Der kalte Sand, das weite Meer und die unendliche Leere darüber hatten sie nicht beruhigt. Unendlichkeit konnte nie beruhigen.
    Sie schlug ihr Notizbuch auf mit den seltsamen Zeichen.
    Der Direktor war tot. Der Anwalt auch.
    Sie dachte an Bucher, hoffte, dass er unterwegs war, dass er die Fährte aufgenommen hatte und nicht mehr abließ von ihr. Sie wusste, dass er das konnte. Sie hatte das Blitzen in seinen Augen gesehen, die Dankbarkeit, von der er selber noch nichts wusste, als sie schon in seinen Augen zu sehen war.
    Warum war Heinrich Merian tot? Hatte er mehr gewusst, als er ihr erzählt hatte?
    Und was war bloß mit ihrem Chef, der von allem nichts wissen wollte, der unter allen Umständen verhindern wollte, dass sie sich mit dieser Geschichte beschäftigte.
    Dieses Mal würde sie wiederum einen Schritt zu weit gehen, sie war dabei, ihre Nase in Geschäfte zu stecken, die sie nichts angingen. Aus seiner Sicht verhielt es sich so.
    Oder war es ganz anders? War es möglich, dass er sie besser kannte, als sie annahm? Wusste er von diesem Geheimnis des Widerstandes? War dies seine Art sie herauszufordern?
    Es war immer ein Fehler, die Menschen zu unterschätzen.
    Je stärker der Wind, desto höher der Drache.
    Welche Seilschaft war nun

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