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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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Er kicherte wieder.
    »Ach so«, sagte sie ungerührt.
    »Du hast doch diesen ExPlodowski getroffen oder wie der heißt. Und? Weiß er etwas?«
    »Er ist nicht gekommen.«
    »Nicht gekommen? So einer kneift, wenn’s brenzlig wird?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er schwieg und schien nachzudenken.
    »Nore, ich habe heute etwas Seltsames erlebt.«
    Seine Stimme klang verändert.
    »Noch etwas? Dein Tag war anscheinend spannender als meiner.«
    Sie setzte sich auf den Bettrand.
    »Hör zu. Da stehe ich, umgeben von der Menschheitsgeschichte, mitten in all diesem Krempel von Alexander dem Großen und gleichzeitig bin ich in der Felsenkaverne in Matten. Das war ziemlich schräg. Ich habe noch nie in meinem Leben einen solchen Schweißausbruch gehabt. Diese Kerle dort, die Eskorte von Alexander, die wollten die Ambulanz holen. Mir wurde übel und ich musste mich setzen. Ich bin fast krepiert vor Angst. Mitten in diesem piekfeinen Museum hat’s plötzlich gerochen wie in der Felsenkaverne in Matten. Du musst mir glauben.«
    Sie schaute auf ihn hinunter.
    »Nore, da hatte ich noch kein Gemüse intus«, beschwor er sie.
    Sie schaute ihn forschend an.
    Wenn der Kleine da die feinsten seiner Antennen ausgefahren hatte, dann geschahen diese Dinge. Es kam nicht selten vor, dass seine Geständnisse ein Echo in ihr auslösten. Eine Erinnerung an etwas Bekanntes, einen Gedanken, der ihr Bewusstsein gestreift hatte und wieder versank.
    »Ja, ich weiß und ich glaube dir«, wiederholte sie widerwillig, »aber was nützt das jetzt?«
    Nino Zoppa schaute sie zwischen seinen Fingern hindurch an.
    »Was weißt du?«
    Sie antwortete nicht sofort.
    »Bad vibrations im Museum.«
    »Ja, mindestens«, flüsterte er und sank in das Kissen zurück.
    Sie hätte das Büro von Plodowski nicht verlassen dürfen. Sie hätte ihm den Stein sofort unter die Nase halten und auf seine Erklärung warten sollen.
    »Woran denkst du?«, fragte Nino.
    »Dass ich es nie mag, wenn du mit solchen Geschichten kommst.«
    Vor allem, dass sie immer erst hinterher wusste, was sie mit Sicherheit einen Schritt weitergebracht hätte.
    »Ich weiß.«
    Er schloss die Finger über seinen Augen.
    »Glaubst du, ich spinne?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Jedenfalls spinnst du nicht mehr als die Welt um dich herum.«
    »Da machst du ein Kompliment und kaum freue ich mich darüber, schnappst du die Hälfte wieder weg.«
    Sie versetzte ihm einen Nasenstüber.
    Er jaulte auf und rieb sich die Nase.
    »Wir sind ein tolles Paar, oder?«
    Er kicherte wieder.
    »Klar.«
    »Beruflich, meine ich.«
    »Das meine ich auch.«
    Er dachte nach.
    »Was hat Jacques, was ich nicht habe?«
    »Mich«, antwortete sie.
    Er grinste. »Tatsächlich?«
    Nein, dachte sie. So war das auch nicht. Aber es war nicht der Moment, um diese Sache zu ergründen. Sie schob den Gedanken von sich.
    »Okay, schon kapiert. Dich und was noch?«
    »Er lacht über sich und über das Leben. Das Essen ist ihm am wichtigsten.«
    Jacques roch gut, er roch wie das Leben und er war unkompliziert. Das bedeutete hoffentlich nicht, dass sie ein oberflächlicher Mensch war.
    »Und du natürlich, du bist ihm wichtig.«
    »Genau.«
    »Dieser blöde Franzose«, setzte Nino leise hinzu.
    Sie lachte und stand auf.
    Sie sei der kulinarische Höhepunkt in seinem Leben, nichts weniger als die Hauptmahlzeit, hatte er kürzlich in einem Anfall von verliebtem Wahnsinn erklärt. Mit funkelnden Augen. »Alle anderen Frauen vor dir waren nicht mehr als Häppchen, amuse-bouches. Mit der Zeit verzweifelt man daran. Man bekommt Magenschmerzen davon. Aber du bist wie ein festliches Gericht. Von dir werde ich satt. Innerlich ganz rund und satt.«
    »Dieser blöde Franzose«, hatte Nino gesagt.
    »Der Kerl hat Glück mit dir«, sagte Nino Zoppa nachdenklich.
    »Danke«, sagte sie, »du schläfst jetzt wohl besser eine Runde.«
    Als sie die Tür hinter sich schloss, war er bereits eingeschlafen.
     
    Zum Frühstück am nächsten Morgen erschien er mit einer Sonnenbrille auf der Nase.
    »Nur für heute. Es geht nicht anders«, murmelte er.
    Er ließ sich ihr gegenüber auf den Stuhl fallen.
    Sie schaute ihn an. »Und woher hast du diese tolle Brille?«
    Er deutete nach draußen. »Bei der nächsten Brücke ist ein Kiosk. Der Mann hatte drei zur Auswahl. Diese hier war die günstigste.«
    Was man auf den ersten Blick erkennen konnte.
    Er schnupperte. »Was riecht denn hier so verkohlt?«
    »Ich wollte nur dieses schlaffe Brot toasten.«
    »Und da hast

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