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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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dürfen nicht hierbleiben, wissen Sie. Ich sollte hier bloß auf Sie warten.«
    Nore Brand schaute sie erwartungsvoll an.
    »Ach ja, entschuldigen Sie. Meinen Namen müssen Sie wissen. Sylvia Feuerstein. Sylvia Feuerstein-Friedli.«
    »Und Sie sind die Assistentin des Professors?«
    »Oberassistentin«, korrigierte die Frau rasch, »wissenschaftliche Oberassistentin«, präzisierte sie etwas verlegen. »Mein Mann ist wissenschaftlicher Assistent. Er ist gleich nebenan. Er arbeitet.«
    »Wissenschaftliche Oberassistentin«, wiederholte Nino Zoppa flüsternd, »aha.« Er schob seine Brille zurück und verschränkte die Arme.
    Die Frau schaute verunsichert zu ihm, dann wandte sie sich wieder an Nore Brand.
    »Bitte, setzen Sie sich doch. Ach nein, wir dürfen ja gar nicht. Kommen Sie. Ich habe mit meinem Mann ein Büro, gleich nebenan.«
    Sie ging voraus.
    Im Büro nebenan erhob sich der wissenschaftliche Assistent.
    »Leo Feuerstein«, begrüßte er sie, »ich bin Leo Feuerstein«, wiederholte er mit Nachdruck. »Wissenschaftlicher Assistent von Professor Plodowski. Bitte, setzen Sie sich doch.«
    »Hornbrillen-Eule Nummer zwei«, flüsterte Nino Zoppa im Hintergrund.
    Leo Feuerstein winkte seine Frau zu sich und begann, Papiere auf dem Schreibtisch zu ordnen.
    »Sie verstehen, dass wir nicht viel Zeit zur Verfügung haben. Morgen findet die Eröffnung statt.«
    »Aber Leo, ohne Vladimir, ohne Professor Plodowski, können wir doch nicht …«, sie brach ab.
    »Die Polizei hat sich vielleicht geirrt. Er kann doch nicht so einfach weg sein! Das geht nicht! Wir haben noch so viel zu tun.«
    Sie wandte sich an Nore Brand.
    »Die Eröffnungsrede ist noch nicht vorbereitet. Er wusste, wie wichtig diese Ausstellung für uns alle ist! Er muss das doch machen, er kann doch nicht einfach so …Und was tun wir mit dem Prinzen?«
    »Küssen«, flüsterte Nino Zoppa, »Prinzen muss man küssen, du süße Brillenschlange.«
    Die Assistentin schien ihn in ihrer Aufregung zu überhören. »Der kann doch nicht alles allein …«
    »Sylvia«, unterbrach Leo Feuerstein seine Frau, »der Professor kann das nicht mehr tun. Er ist tot.«
    »Arbeiten Sie schon lange für Professor Plodowski?«, fragte Nore Brand.
    Leo Feuerstein beugte sich über den Tisch.
    »Seit fünf Jahren. Er hielt einen Vortrag in Berlin und er war auf der Suche nach einer wissenschaftlichen Begleitung. Das war unsere Chance.«
    Nore Brand schaute zwischen den beiden hin und her.
    »Nach dem Abschluss meines Archäologie-Studiums verbrachte ich ein Semester in Berlin. Kunstgeschichte. Ich fand keine Arbeit, also beschloss ich weiterzustudieren«, ergänzte seine Frau.
    »Und dann?«
    Nore Brand hatte sich an Sylvia Feuerstein-Friedli gewandt, aber ihr Gatte war schneller.
    »Der Professor schätzte meine wissenschaftliche Haltung sehr. Meine Akribie als Forscher hat ihn beeindruckt. Ich gehe den Dingen immer auf den Grund.«
    Dann haben wir immerhin etwas gemeinsam, dachte Nore Brand.
    Leo Feuerstein lehnte sich im Sessel zurück und schaute mit zusammengekniffenen Augen hinter dem Tisch hervor.
    Oh ja, er würde die Zusammenarbeit mit der Polizei kaum verweigern, aber für ihn war sie nichts weiter als unvermeidliche Schnüffelei. Über seiner Forschungsarbeit jedoch wehte der erhabene Geist der Akademie. Das gab sein Gesichtsausdruck deutlich zu verstehen.
    »Im Moment versuchen wir und unsere Kollegen von der Wasserpolizei, einem Mord auf den Grund zu gehen. Mit nicht geringerer Akribie.« Commissaris Couperus, der von der Türe aus die Szene beobachtet hatte, war an den Tisch des Assistenten getreten. Seine Stimme klang so scharf, dass Leo Feuerstein erschrocken zusammenzuckte. Er musste ihn bisher übersehen haben.
    »Ja, natürlich, zweifellos, zweifellos«, stotterte er.
    »Ist Ihnen in den letzten Tagen etwas aufgefallen? War der Professor anders als sonst? Mit wem, außer mit Ihnen beiden natürlich, hatte er Kontakt?«
    »Ich weiß nicht. Es war alles wie immer. Wir waren alle sehr beschäftigt mit der Ausstellung.«
    »Darf ich eine kleine Fußnote beifügen?«, fragte Sylvia Feuerstein-Friedli schüchtern. »Mir schien er in den letzten Tagen nervöser zu sein als sonst. Die Vorbereitung für diese Ausstellung hat ihn doch sehr mitgenommen. Es war viel für ihn, in seinem Alter …« Sie überlegte kurz. »Und er wurde rasch wütend. Die Arbeit schien ihm über den Kopf zu wachsen. Aber jetzt, wo er tot ist, habe ich das Gefühl, dass er …« Sie brach

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