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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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wo sonst immer etwas Geld für den Kaffeeautomaten steckte.
    »Wir müssen Couperus noch ein Bild schicken vom Stein.«
    »Und von deinen Notizen. Aber das habe ich im Kasten.«
    Nore Brand schaute sich um. Im Abteil nebenan saß eine ältere Dame mit einer Thermosflasche in der einen und einem dampfenden Kaffeebecher in der anderen Hand. Auf dem Sitz neben ihr drohte eine karierte Plastiktasche voller Weihnachtseinkäufe, aus den Nähten zu platzen. Sie beantwortete Nores Blick mit einem freundlichen Lächeln.
    Nore Brand holte den Edelstein aus der Tasche und hielt ihn ans Licht.
    »Siehst du etwas Besonderes?«
    Nino schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich kenne mich leider nicht aus.«
    »Etwas höher, ans Tageslicht, hat er gesagt«, forderte Nino sie auf. »Couperus wird sich freuen. Gib mir mal her.«
    Er nahm das Steinchen und hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger ins Licht.
    »Oh«, erklang es von nebenan, » very nice!« Die nette Dame schien beeindruckt. »For Christmas? Weihnachten?«
    Nore Brand fasste sich und lächelte zurück. »Yes, Christmas!«
    Sie steckte den Edelstein rasch in ihre Jeans zurück.
    »Und heute Abend knipsen wir noch mal bei Kerzenlicht.«
    Mal war er ein bisschen grün und mal ein bisschen rot. Die Weihnachtsfarben.
    »So, in drei Sekunden hat er das Bild. Er wird sich freuen. Das andere bekommt er später.«
    »Das geht bestimmt direkt an seine Kollegen und Kolleginnen von Interpol, und bald werden sie uns eine Geschichte darüber erzählen.«
    Nino legte sich im Sessel zurück. »Lass mich etwas dösen. Vielleicht kommt mir auch eine Geschichte dazu in den Sinn.«
    Nore Brand streckte sich und rieb sich den Rücken.
    »Ich hole mir eine Tasse Kaffee. Einer von uns beiden muss wach bleiben. Es ist immerhin möglich, dass der Unbekannte, das heißt, der Mörder, in diesem Zug mitreist.«
    Denn es war nicht auszuschließen, dass auch Mörder an Flugangst litten.
    »Wie möglich ist das?«
    »Er ist uns immer etwas voraus. Wobei …« Sie zweifelte. »Ich war schneller bei Plodowski, aber ich konnte die Chance nicht nutzen.«
    »Und was tut er jetzt?«
    »Er vermutet wahrscheinlich …«, sie schaute einen Moment schweigend durch das Zugfenster. »Oder sie, es könnte immer noch eine Frau sein, die Witwe des Direktors. Also er oder sie weiß, dass wir die Räuberhöhle kennen. Ich bin sicher, dass der Mörder Plodowski angerufen hat, als ich bei ihm war. Nach diesem Gespräch hat er gemeint, dass ich besser zurückfahre, wenn ich eine Antwort auf meine dringendste Frage wolle.«
    »Hat Couperus herausgefunden, woher das Telefonat kam?«, fragte Nino Zoppa.
    »Ja. Aus einer Telefonkabine eines Warenhauses. Im Zentrum der Stadt. Höchstwahrscheinlich hat er von Plodowski erfahren, dass wir da waren und ihm den Beweis vorgelegt haben, dass wir in der Kaverne waren.«
    »Höchstwahrscheinlich?«
    »Ziemlich sicher. Wir gehen besser davon aus. Und Plodowski musste auch aus dem Weg geräumt werden. So schnell wie möglich.« Sie verschränkte ihre Hände hinter dem Kopf und schaute aus dem Fenster. »Der Direktor kam auf einem Spaziergang um. Das ist unspektakulär, erregt kein Aufsehen. Und die Basler Polizei hat zufällig herausgefunden, dass Merian vergiftet wurde. Normalerweise würde man auf eine genaue Untersuchung verzichten. Bei einem Mann in seinem Alter, der Jahrzehnte lang, ohne je einmal Ferien gemacht zu haben, sein Anwaltsbüro führt, muss es irgendeinmal doch das arme Herz sein, oder?«
    »Der hat nie Ferien gemacht?«
    »Nie. Sein Beruf war sein Leben. Elvira hat das voller Stolz erzählt.«
    »Also haben wir zwei unauffällige Morde. Auch der dritte hätte unauffällig sein können. Plodowski fiel in den Kanal und er konnte nicht schwimmen. Ein älterer Herr in seiner Mittagspause zu nahe am Wasser und … Uns sind die Todesfälle bloß aufgefallen, weil wir etwas von den Opfern wissen.«
    Nino Zoppa nickte.
    »Mittlerweile weiß der Kerl also, dass wir ihm auf den Fersen sind, weil wir den Grund der Morde kennen.«
    »Ja, er muss Mitwisser auslöschen. Wer von der Kaverne weiß, muss weg«, sagte sie.
    »Wir gehören auch dazu.«
    Sie nickte.
    Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Eigentlich schade, dass aus dem Lebensplan der roten Klara eine kriminelle Katastrophe geworden ist. Gut, dass sie nichts davon erfahren hat.«
    »Sie muss etwas geahnt haben damals. Leider kam diese Hochstaplerin dazwischen.«
    »Und während wir beide abgelenkt waren, hat jemand in aller Ruhe

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