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Stollengefuester

Stollengefuester

Titel: Stollengefuester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marijke Schnyder
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meine ich, und mir dann schicken? Eines im Tageslicht und eines am Abend, am besten bei Kerzenlicht. Auch von dieser Seite im Notizbuch? Dafür lade ich euch in die beste Frittenbude von Amsterdam ein. Bevor ihr wieder auf den Zug geht.«
    »Bei Tageslicht und beim Kerzenschein?«
    »Ja, unbedingt. Ich werde es dir später mal erzählen. Aber ich muss noch etwas erledigen.« Er durchsuchte seine Taschen. »Ich hoffe, mein Smartphone liegt auf meinem Bürotisch. Und wenn ihr nichts dagegen habt, dann hole ich euch in einer Stunde beim Hotel ab und bringe euch zum Bahnhof. Noch etwas: Meine Kollegen müssten inzwischen wissen, wer den Professor vor seinem Tod noch angerufen hat. Dann finden wir heraus, wer mit ihm gearbeitet hat. Wir müssen seine Familienmitglieder, das heißt, seine unzähligen Assistenten, unter die Lupe nehmen. Jetzt geht’s aber los. Die Spur scheint mir jetzt mindestens so breit wie eine Autobahn!«
    Das Rundfahrtboot legte in der Nähe des Hotels an. Commissaris Couperus winkte ein Taxi herbei und weg war er.
     
    Nino Zoppa schaute Couperus bewundernd nach.
    »Dieser Kerl grinst sicher andauernd, auch wenn es höllisch gefährlich wird.«
    Nore Brand hörte ihm nicht zu.
    Woher, zum Teufel, hatte Bastian Bärfuss ihre Handynummer?
    Nino schaute Nore Brand erwartungsvoll an. Sie hörte ihm nicht zu. Nein, sie war wieder anderswo. Plötzlich ging ein Leuchten über sein Gesicht.
    »Nore! Seit wann hast du eine telepathische Verbindung mit Bastian Bärfuss?«
    Nore Brand zögerte einen Moment.
    »Da!« Sie hielt ihm ihr Handy unter die Nase.
    Nino zwinkerte ihr zu. »Ich weiß es schon lange. Ich habe es gesehen, als du es im Nachtzug vor mir verstecken wolltest. Von Jacques, oder?«
    Sie nickte widerwillig.
    Männlicher Kontrollwahn. Und sie hatte sich ihm ergeben. Darauf konnte sie nicht stolz sein, aber es war nun mal so. Bärfuss hatte ihre Nummer; Jacques konnte was erleben.
    Nino strahlte über das ganze Gesicht. »Armer Jacques«, murmelte er. »Das musst du verstehen. Er ist besorgt um dich.«
    »Besorgt? Ich weiß nicht. Vermutlich hat Bärfuss ihn erpresst, mit einer tollen Flasche Wein.«
    »Wenn Bärfuss deine Nummer hat, dann müsste ich die auch haben oder etwa nicht? Stell dir vor, ich bin mal in Lebensgefahr!«
    »Genauso geht es los«, murmelte Nore Brand. »Genauso funktionieren diese Sachen. Als ob wir dank dieser technischen Wunderwerke mit dem Leben davonkommen würden.«
    »Es ist ganz leicht. Schick mir eine SMS und dann hab ich dich.«
    »Ja, eben. Sag ich ja. Dann hat man mich! Und genau das mag ich gar nicht.«
    »Bei Jacques verstehe ich das, aber wenn Bärfuss dich erreichen kann, dann muss ich das erst recht können.«
    Nino schmollte. Genau wie Jacques geschmollt hatte, als sie dieses Handy zum dritten Mal aus ihrer Jackentasche geholt und ihm zurückgegeben hatte. Auf dem Bahnhof, in der Kälte. Sie musste los. Und sie fühlte plötzlich dieses Ding in ihrer Tasche. Sie drehte sich um und sah Jacques noch von Weitem lachen, wie über einen gelungenen Streich. Er warf ihr eine riesengroße Kusshand nach.
    Es war eine schmähliche Niederlage.
    Sie legte das Handy vor Nino hin. »Wenn es denn sein muss, kannst du dir damit selber eine SMS schicken.«
    Nino betrachtete es. »Damit kannst du nicht mal fotografieren«, sagte er enttäuscht. »Das ist ja ein ganz simples Ding.«
    »Es telefoniert. Das genügt doch, oder?«
     
    Um 14.30 Uhr verließ der Zug den Hauptbahnhof Amsterdam Centraal.
    Nino Zoppa zog die Stöpsel aus den Ohren.
    »Nore, was heißt ›fiktiv‹?«
    »Fiktiv? Warum?«
    »Couperus hat doch von diesem Superman von Venedig gesprochen. Warum ist der fiktiv?«
    Nore Brand erinnerte sich und lächelte.
    »Was gibt’s da zu grinsen? ›Fiktiv‹ klingt doch irgendwie krank, oder?« Nino Zoppa war beleidigt.
    Sie dachte nach. »Das heißt so etwas wie erfunden.«
    »Aha. Dann ist Couperus also froh darüber, dass es diesen Kerl gar nicht gibt.«
    »Ja, genau.«
    Er stopfte einen Stöpsel wieder ins Ohr.
    »Möchtest du fiktiv sein?«
    Sie staunte über seine Frage.
    Er war beharrlich. »Möchtest du das?«
    »Also, vielleicht, ja, doch, manchmal schon.« Sie grübelte. »Sicher immer dann, wenn es gefährlich wird. Dann könnte man nur warten, bis jemand die Seite umschlägt, und dann aufatmen und weitermachen.«
    »Sind wir in Gefahr?«
    »Und wie.«
    »Trotzdem, ich möchte nicht fiktiv sein.«
    Sie lachte wieder und blätterte in ihrem

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