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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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schöne Kira neben mir, dann hätte das Ganze etwas wirklich Romantisches gehabt.
    Meine Augen waren schwer und ich merkte, wie ich in den Zustand zwischen Wachsein und Schlaf glitt. Ich hatte diese Nacht kaum ein Auge zugetan und das merkte ich nun sehr deutlich. Noch bevor ich einen weiteren Gedanken fassen konnte, war ich eingeschlafen.
    *
    »Aussteigen!«, brüllte eine sonore Stimme nach hinten und ruckartig saß ich kerzengerade. Wo waren wir? Wie lange hatte ich wohl geschlafen? Ich rieb mir die Augen und erkannte einen Rastplatz, an dem Lex den Bulli quer auf drei Autoparkplätzen abgestellt hatte, als sei sein Auto ein Monstertruck. »Raus hier, ich muss lüften. Die Luft ist so dick, dass ich sie mir in Scheiben geschnitten aufs Brot legen könnte!«, rief Lex nach hinten und Flocke zog die Schiebetür auf meiner Seite auf.
    »Na, Schlafmütze!«, begrüßte er mich und ich betete, dass er nicht sofort mit dem Reimen anfangen möge. »Kaffee Latte, kleine Ratte?«, dichtete Flocke und grinste mich breit an.
    »Bitte nicht jetzt«, stöhnte ich und schob mich aus dem Wagen.
    »Kein Kaffee?«, hakte Flocke erstaunt nach.
    »Keine Reime!«, erklärte ich, während ich mich ausstreckte.
    »Also einmal Kaffee ohne Reim!«, verkündete Flocke und salutierte vor mir. »Wird erledigt!«
    Während ich noch dabei war, mich zu fragen, wie ein einzelner Mensch nur so anstrengend sein konnte, verstreuten sich die anderen. Greg und Schleicher blieben bei den Bussen, um zu rauchen, die anderen holten sich Snacks im Shop. Michelle hatte mich, nachdem Lex uns geweckt hatte, mit einem mitleidigen Blick bedacht und irgendwas von »Ach du großer Gott, jetzt haben wir echt die Krücke am Bein!« gesäuselt, während sie Kira am Arm in Richtung Damentoilette zerrte. Ich hatte ihr nichts entgegenzusetzen, im Gegenteil, im Grunde hatte sie ja recht. Bei Michelle und Kira war klar, warum sie die Band begleiteten: Michelle sorgte für echten Groupie-Einsatz und Kira verzückte sowieso sofort jeden mit ihrer puren Anwesenheit. Aber warum ich dabei war, das war sogar mir ein Rätsel. Also erwiderte ich nichts.
    Greg stand keine zwei Meter von mir entfernt und trotzdem schien mir das eine unüberbrückbare Entfernung zu sein. Sollte ich zu ihm rübergehen? Wenn ja, was sollte ich sagen? Ich kam mir in letzter Zeit immer häufiger albern vor, wie ich von einem Fuß auf den anderen tretend so dastand und mein Hirn nach einem guten Satz durchforstete, aber nicht fündig wurde.
    »Bitte schön!« Flocke reichte mir meinen Kaffee. »Extrastark, mit Milch und ohne Reim!«
    Er grinste mich an und ich fand, dass er durchaus etwas Liebenswürdiges an sich haben konnte, wenn er halbwegs normal sprach.
    »Danke!«
    »Vorsicht, heiß!«
    Ich nickte. »Klar.«
    »Genau wie du!«
    Da war er wieder, der gute alte Flocke, der die Menschheit in den Wahnsinn trieb.
    »Vergisses«, erklärte ich trocken.
    »Ja, ja, schon gut. Gut Ding will Weile, du weißt schon.«
    »Ummmhm.«
    »Käse am Stiel gefällig?«
    Flocke reichte mir eine Art Lolli, dessen Kopf aus Edamer bestand. Da ich nur Lisas Grünzeug im Gepäck hatte, stellte das eine nette Abwechslung dar.
    »Danke.«
    Flocke kniff die Augen zusammen und verzog angestrengt sein Gesicht.
    »Was machst du?«, fragte ich.
    »Na, stoffwechseln natürlich«, war Flockes qualifizierte Antwort.
    »Oh Mann!«, stöhnte ich und legte den Käselolli weg.
    »Sag mal, diese Kira ist aber auch ein scharfer Zahn, hm?«, plapperte Flocke weiter, nachdem er den Stoffwechselvorgang augenscheinlich beendet hatte, und nippte an seinem Pappbecher. »Vergisses hoch zwei«, antwortete ich, und ergänzte: »Hoch tausend. Hoch eine Million. Trillion …«
    »Schon gut. Hab’s ja kapiert.«
    »Da bin ich mir nicht so ganz sicher, Flocke«, murmelte ich in meinen Pappbecher.
    »Ich werde jetzt mindestens vier Stunden deprimiert sein.« Sagte Flocke und sprintete kaum drei Sekunden später hinter Michelle und Kira her, die in den Snackshop gingen.
    »Hey, Red«, sprach Tobi mich von der Seite an. Seine blonden Haare waren wild durchstrubbelt, wahrscheinlich hatte er auch geschlafen, während Schleicher gefahren war. Man konnte nicht behaupten, dass ihm dieser Out-of-bed-Look nicht stand.
    »Hi.«
    »Alles gut bei euch?«, fragte er und deutete auf den Bulli. »Im Mädchenbus?«
    »Alles gut bei euch«, antwortete ich und biss mir auf die Lippen. »Bei uns . Bei uns, meinte ich natürlich.«
    Er lächelte mich an und ich lief

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