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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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beglückte nun auch Flocke mit ihrem abschätzigen Blick, mit dem sie augenscheinlich nicht sparsam umging. Als er sich wieder gefangen hatte, holte er einen Strauß Käse am Stiel aus seiner Hosentasche und hielt ihn Michelle hin.
    »Was zum Lutschen gefällig?«
    Michelle verzog angewidert das Gesicht und wand sich ab: »Ich esse nicht. Nie.« Kira folgte ihr mal wieder wortlos.
    Ich atmete erleichtert aus, weil ich gerade noch so um eine Antwort auf Michelles dämliche, aber aus ihrer Sicht durchaus berechtigte Frage herumgekommen war. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden hatte Flocke mich bereits ein zweites Mal gerettet.
    Und langsam wurde mir klar, dass ich ihn brauchen würde, wenn ich diesen Trip hier irgendwie emotional überleben wollte. Und das war eine verdammt üble Erkenntnis.

6. KAPITEL: U NDERGROUND II
    »Hier muss es irgendwo kommen«, murmelte Lex vor sich hin, während er suchend aus dem Fenster blickte. Der T5 mit den anderen fuhr im Schritttempo vor uns; augenscheinlich war das Underground  II gar nicht so leicht zu finden. Seit dem Stopp an der Raststätte war Michelle wach und flüsterte und kicherte in einer Tour neben mir mit Kira herum, die aber nicht so wirkte, als würde sie sich dabei so wohl fühlen. Dabei bemühte sie sich nicht im Mindesten, das Gelästere über mich vor mir zu verbergen: »Die haben sie sicher zum Kaffeeholen mitgenommen!« oder »Hast du ihre Klamotten gesehen? Da ist meine Mutter ja cooler drauf!«.
    Ich saß wie versteinert neben ihnen und fragte mich zum hundertsten Mal an diesem Morgen, warum zur Hölle ich mir das antat. Übertroffen wurde n Michelles Sprüche nur von Flockes unermüdlichem Einsatz an der Baggerfront. »Mädels, wusstet ihr, dass der Keyboarder der wichtigste Mann in einer Band ist?«
    Lex warf ihm umgehend einen mitleidigen Blick zu, ließ den Satz ansonsten aber unkommentiert.
    »Ach ja, Schlaumeier?«, fragte Michelle und spitzte die Lippen. »Ich dachte immer, das wäre der Sänger!«
    »Großer Irrtum. Das ist so wie mit dem Taj Mahal . Alle denken, es sei ein Palast, dabei ist es in Wirklichkeit ein Grab!«
    »Was soll das sein?«, fragte Michelle, »ein Tatsch was?«
    »Das Taj Mahal ist ein Mausoleum in Indien. Es gehört zu den neuen sieben Weltwundern«, erklärte ich.
    »Hui«, pfiff Flocke durch die Vorderzähne, »ganz schön clever, unsere Sanny hier!«
    »Ach was, Weltwunder, Mausowasauchimmer, das interessiert doch keinen Menschen!«, motzte Michelle Richtung Vordersitz und ignorierte mich weiter. Flocke und Lex lachten laut auf.
    »Wenn man dein Bauwerk sieht, rutschen andere ganz schnell in den Hintergrund«, stimmte Lex grinsend zu und Flocke bestätigte das prustend mit hochrotem Kopf.
    »Stimmt!«
    »Ich war mal mit meinen Eltern da«, sagte Kira jetzt mit ihrer zarten Engelsstimme und ich erschrak fast, denn sie hatte bis jetzt so gut wie gar nichts gesagt.
    »Echt?«, hakte ich nach. »Wie cool!«
    »Ich war schon in New York!«, mischte sich Michelle ein und zerrte Kiras Arm in ihre Richtung, sodass sie sich wieder ihr zuwenden musste. »Und zwar alleine!«
    »Geil!«, sagte Lex und sah in den Rückspiegel, »die coolste Stadt der Welt! Da wollen wir auch mal spielen. Irgendwann.«
    »Ja«, ereiferte sich Michelle, »New York ist wirklich cool. Aber Las Vegas ist noch cooler. Und London, Paris und Brisbane sind auch ganz nett.«
    »Wow!« Flocke pfiff durch die Zähne. »Ganz schön rumgekommen!«
    »Berlin ist aber fürs Erste auch nicht übel!«, ergänzte Lex.
    »Absolut!«
    Wir waren die Straße bereits zweimal hoch und runter gefahren, aber keiner hatte den Eingang vom Underground II entdeckt. Auf der linken Straßenseite stand ein bärtiger Typ in schwarzen Jeans und Lederweste, der auffällig tätowiert war. Er lehnte rauchend an der Mauer eines Hauseingangs.
    »Wartet mal«, sagte ich, »der Typ sieht so aus, als könne er uns helfen.« Lex hupte dem Bus vor uns Bescheid und fuhr rechts ran. »Wissen Sie vielleicht, wo das Underground II ist?«, fragte er durch das heruntergelassene Fenster. »Sicher weiß ich das«, antwortete der bärtige Typ. »Immerhin gehört es mir ja.«
    »Dann sind wir hier richtig«, erwiderte Lex und stellte sich vor.
    »Einmal um die Ecke gleich rechts«, erklärte der Bärtige, der sich uns als Peter, genannt Bart, vorgestellt hatte. »Da könnt ihr dann auf dem Hinterhof parken.«
    Lex tat wie ihm geheißen und die Jungs im T5 folgten uns. Ich freute mich, dass ich geholfen hatte.

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