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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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nachdem die Jungs ihre Gage bei Bart in bar abgeholt hatten, und er eine Runde Kaffee und Teilchen spendiert hatte, machten wir uns daran, unsere Sachen in die Busse zu packen. Der Fanta-Witz wurde erwartungsgemäß ein paar Mal gerissen; besonders Michelle hatte natürlich ihren Spaß dabei, sich über meine Getränkeauswahl lustig zu machen. Tobi und die anderen versuchten sich in immer wieder neuen Versionen von »Einmal Wodka-O bitte, nur ohne Wodka und ohne O, dafür mit Fanta!« bis »Einmal Fanta-O, bitte!«. Greg machte nicht mit, allerdings grinste er die ganze Zeit, wenn ein neuer Spruch gerissen wurde. Ich ignorierte es soweit es ging, denn den Mist hatte ich mir ja tatsächlich selber eingebrockt. Und sauer konnte ich demnach nur auf mich selbst sein – ich war wirklich zu blöde, zu glauben, es käme nicht heraus, dass ich ein schales Softgetränk einem Drink vorziehe. »Lügen haben kurze Beine«, hatte Großtante Lilo immer gesagt, wenn ich als Kind etwas ausgefressen hatte. Ich hoffte also inständig, dass wenigstens die Beine der Tour-anstatt-Kur-Lüge mindestens Stelzen waren.
    Erst gegen Mittag machten wir uns auf den Weg, denn es gab keinen Grund zur Eile, wir hatten genug Zeitpuffer eingeplant. Wir fuhren wieder in der gleichen Aufteilung wie gestern und Lex drehte diesmal die Musik im Bus voll auf. »Ihr müsst wissen«, brüllte er gegen sicher 150 Dezibel von Linkin Parks Castle Of Glas an, »dass die Musik das Wichtigste auf so einer Fahrt ist.«
    »Gestern aber nicht«, mischte sich Flocke ein, »und dabei habe ich eine absolut unschlagbare Musikauswahl dabei, persönlich gemischt vom besten Keyboarder aller Zeiten: Simon the Nepomuk Sapfel!«
    Augenblicklich mussten wir alle laut lachen und auch Flocke lachte mit, denn dieser Titel war wirklich größenwahnsinnig-peinlich und mal wieder typisch Flocke.
    »Vergiss nicht, dass du nur Max-Ersatz bist!«, brüllte Lex weiter, »nach der Tour ist Max wieder unser Mann, und du bist raus.«
    Lex sagte das sicher nicht, um Flocke zu treffen, tat es aber trotzdem, das konnte ich an Flockes Blick im Seitenspiegel erkennen, der traurig abschweifte. Seine Gesichtszüge hatten sich von seinem Breitmaulfroschgrinsen in Sekunden zu dem Blick eines angeschossenen Hundewelpen entwickelt. In diesem Moment erinnerte Flocke mich an Pinocchio, als der erfuhr, dass er niemals ein richtiger Junge sein wird. Er tat mir ehrlich leid. Ich wusste, wie sehr Flocke an den Traum glaubte, einmal fester Bestandteil einer Band zu sein. Und Crystal war nun mal nicht nur irgendeine Band, sondern die Band. Aber übel nehmen konnte man Lex nicht, was er gesagt hatte, denn Fakt war Fakt, und gehörte ausgesprochen.
    »Und neben der Musik«, grölte Lex weiter, »ist die Getränkeauswahl die zweitwichtigste Sache auf einer Tour!«
    Michelle bestätigte diese Aussage umgehend mit einem kreischenden Lachen in meine Richtung. »Jaaaa! Da fragen wir am besten unsere Softgetränkeberaterin! Was war noch mal das beste Getränk für eine total uncoole, megapeinliche Neunklässlerin, die völlig fehl am Platz ist?«
    Ich hätte sie erwürgen können, einfach so.
    »Es heißt Neuntklässlerin «, antwortete ich so laut es ging.
    »Hä?«
    » Neunt - mit t , und nicht Neunklässlerin. Und außerdem gehe ich ab jetzt quasi in die Zehnte. Das zählt also nicht.«
    »Pfft!«, machte Michelle und lehnte sich zurück, die Arme vor ihrer mal wieder schwer in Szene gesetzten Brust verschränkt.
    Kira lächelte verlegen. Langsam fing ich an, Kira noch bescheuerter zu finden als Michelle. Die war wenigstens ehrlich, wenn auch total beschränkt, gemein und zickig. Aber bei Michelle wusste man immer, woran man war. Sie machte niemandem etwas vor. Kira war eher wie eine Schlange im Dickicht, die man nicht sieht, aber irgendwie immer spürt. Und dann, irgendwann, wenn sie womöglich aus dem totalen Nichts angreift, ist man nicht vorbereitet, weil so lange nichts passiert ist, dass man sich fälschlicherweise in Sicherheit gewiegt hat.
    Wann immer ich mich sicher fühlen wollte, nahm ich ein Buch zur Hand. So auch jetzt.
    »Was liest du da?«, fragte Lex interessiert.
    » Margos Spuren. Von John Green.«
    »Sehr gut!«, beurteilte er meine Auswahl. »Und sonst so?«
    »Oscar Wilde, Irving, Coelho …«, zählte ich unsicher auf. Ich wollte eigentlich nicht die nächste Steilvorlage für schlechte Witze liefern.
    »Irving«, konstatierte Lex sichtlich begeistert und verstellte seine Stimme: »Bleib weg

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