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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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Sekunden für die Antwort brauchte.
    »Äh, ja, klar«, sagte ich, immer noch verdutzt. »Sicher. Wieso nicht.«
    Im selben Moment fiel mir ein, dass dann bestimmt auch Michelle dabei sein würde, und dieser Gedanke war nicht gerade erstrebenswert. Doch Kira schien meine Gedanken lesen zu können. »Michelle ist mit Torsten beschäftigt, sie merkt sicher gar nicht, dass ich weg bin.« Sie lächelte mich entschuldigend an. »Sie reden über Konzertplanerstellung und Haushaltsführung .«
    Jetzt mussten wir beide lachen.
    »Na dann«, sagte ich und öffnete die schwere Stahlt ür, durch die sofort die heiße Luft von oben in den kühlen Kellerraum hineinströmte.
    Es war ein extrem heißer Tag, mindestens sechsunddreißig Grad, und ich war mit Jeans, meinen roten Chucks – den einzigen Schuhen, die ich mitgenommen hatte – und einem langärmligen Shirt viel zu warm angezogen.
    »Wonach möchtest du denn schauen?«, fragte Kira, als wir den Schildern Richtung Fußgängerzone folgten, die laut Angabe nur wenige hundert Meter entfernt sein sollte.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich und hob die Schultern, »mein Look ist irgendwie so … so …«
    »Unspektakulär?«, ergänzte Kira.
    »Äh, ja. Das trifft es wohl.« Ich seufzte. Sie hatte recht, ich war eine echte graue Maus, und gerade neben ihr fiel das doppelt auf. Kira sah mal wieder aus wie aus einem Schaufenster entsprungen, mit ihrem rosa Sommerkleid. Ich würde so etwas nicht tragen, und Rosa war nun auch so gar nicht meine Farbe, aber an ihr sah es zugegebenermaßen perfekt aus.
    »Sorry«, sagte sie, »ich wollte dich nicht kränken oder so.«
    »Hast du nicht«, gab ich offen zu. »Du hast vollkommen recht. Ich bin ganz und gar unspektakulär.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das finde ich überhaupt nicht. Nur dein Outfit könnte ein wenig mehr Pep vertragen.«
    Pep – was für ein altmodisches Wort. Wir mussten beide lachen und zogen gemeinsam weiter in Richtung Fußgängerzone. »Also was Sommerlich-Buntes, ja?«, erkundigte sich Kira, als wir an den ersten Läden vorbeiliefen. »Bisschen leicht und locker, bisschen sexy?«
    »So ungefähr«, antwortete ich, »nur nicht unbedingt ganz so sexy wie Michelles Sachen.« Sofort biss ich mir auf die Zunge. Kira war nun mal Michelles Freundin, ich sollte besser aufpassen, was ich sagte.
    »Schon klar«, lachte Kira, »hab schon verstanden.« Und mit den Worten »Ich glaube, ich weiß, was du suchst« zog sie mich in den nächsten Laden.
    In Windeseile hatte Kira mir einige Sommerkleider und Oberteile sowie eine enge Bermuda herausgesucht, ohne auch nur nach meiner Größe zu fragen. Ein fachmännischer Blick reichte, um der Verkäuferin zu verklickern, dass wir hier was in Größe »sechsundreißig ohne Hüfte« brauchten. Wie ein einarmiger Diener stellte ich mich vor die Kabine und nahm die erwählten Teile entgegen, die allesamt genau dem entsprachen, was ich mir vorgestellt hatte. Ich war mehr als nur beeindruckt – und mit Kira anscheinend an einen echten Einkaufsprofi geraten. Aber was hatte ich auch anderes erwartet – irgendwo musste ihr toller Look ja herkommen. Was ich mich allerdings wirklich fragte, während Kira geschäftig Klamotten für mich heraussuchte, war, warum sie das für mich tat. Wir kannten uns nicht und hinzu kam, dass Michelle, Kiras neue Freundin, mir spinnefeind war.
    »Das noch«, sagte Kira und legte ein weiteres Teil auf meinen mittlerweile schwer gewordenen Arm, »dann reicht es fürs Erste. Probier doch mal an.«
    »Okay.«
    Ich quetschte mich in die enge Kabine, deren winzige Klapptür nur die Sicht auf die Mitte meines Körpers verdeckte, Kopf und Beine waren zu sehen.
    Fast alles, was Kira mir herausgesucht hatte, passte, allerdings passte nicht alles zu mir . An ihr würde diese Art von Kleidern sicher absolut fabelhaft aussehen, das stand außer Frage, aber ich wirkte in den meisten Sachen ein wenig verloren, overdressed oder künstlich. Bis auf die Bermuda und ein paar einfache Oberteile nahm ich nichts.
    »Ich glaube, das ist nicht so ganz meins«, murmelte ich unter einem leichten Baumwollkleid im Farbton Nude hervor, dessen Reißverschluss nicht aufging und das deswegen auf links gedreht nun an Schultern und Kopf festhing. Ein Blick in den Spiegel bestätigte: Ich sah wie ein riesiger Ganzkörperthrombosestrumpf aus.
    »Verstehe«, sagte Kira trocken und verschwand. Als sie wiederkam, war ich immer noch damit beschäftigt, mich aus dem Albtraum von Kleid zu

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