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Stolperherz

Stolperherz

Titel: Stolperherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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schlagartig anders vor, so, als wäre da noch mehr in mir, etwas, was ich selbst noch nicht entdeckt hatte. Dieser Satz von Kira war so ziemlich das Letzte, was ich an diesem schwül-heißen Nachmittag erwartet hatte. Wir bestellten zwei Eiskaffees mit extra Sahne und Schokostreuseln und hielten unsere Gesichter in die Sonne. Es würde ein Fest für meine Sommersprossen werden, ich spürte sie förmlich sprießen, aber in diesem Moment war mir das schlichtweg egal.
    »Wie kommt es eigentlich, dass du bei der Tour mitfahren durftest?«, fragte ich weiter, während ich in die Sonne blinzelte.
    »Du meinst wegen Diplomatentochter und so?«, ergänzte sie.
    Ich nickte.
    »Na ja, ich hab das meinen Eltern ein wenig anders verkauft, ein bisschen schmackhafter gemacht, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Oh ja, dachte ich.
    »Ferienlager und so, alle aus der Klasse fahren, neue Freunde finden ist wichtig, bla, bla«, erzählte Kira weiter, »und natürlich war Michelle eine große Hilfe.«
    »Verstehe«, meinte ich, wenn es mir auch einen Stich versetzte, an Michelle erinnert zu werden.
    »Und wie hast du es geschafft?«, fragte Kira.
    Ich überlegte. Außer Flocke wusste niemand die Wahrheit und das war auch besser so.
    »In etwa genauso«, antwortete ich schließlich. Ich schätzte Kira nach unserem Shopping-Erlebnis zwar als vertrauenswürdig ein, aber jemandem wie Michelle konnte ich nicht über den Weg trauen. Sie würde Kira später sicher ausquetschen und alles aus ihr herauspressen, was sie wissen wollte. Ich durfte nicht riskieren, dass mir irgendwas um die Ohren flog.
    »Ich bin jedenfalls froh, dass du mitgekommen bist«, sagte Kira jetzt. Sie hatte ihre flache Hand zum Schirm über ihre Stirn geformt und strahlte mich über das ganze Gesicht mit der Sonne um die Wette an. Ich lächelte zurück.
    »Ich auch«, antwortete ich ehrlich.
    Wie schnell doch aus so einer schrecklichen Nacht ein fabelhafter Tag werden konnte, dachte ich, als die Kellnerin die beiden größten Eiskaffees aller Zeiten vor uns abstellte.
    *
    Als wir zurückkamen, wollten sich die Jungs gerade auf den Weg zu einem Burger-Laden um die Ecke machen. Michelle hatte anscheinend genug über Haushaltsführung und Konzertplanung gelernt, denn sie war auch dabei – ohne Torsten.
    »Wo wart ihr?«, fragte sie schnippisch und musterte erst meine Einkaufstüte und dann mich. Ich fixierte sie mit meinem Blick, sodass sie nicht ausweichen konnte. Ich hatte mal gehört, dass Haie nicht angreifen, solange man sie direkt anschaut. Raubtiere planen ihre Attacken nämlich immer aus dem Hinterhalt, und so versuchte ich die einleuchtende Strategie an dem weißen Hai unserer Gruppe, Michelle, auszuprobieren. Tobi pfiff in die Runde. »Wow! Unsere Red hat sich gemausert!« Flocke war augenscheinlich hingerissen. »Alter! Ein Zitronenfalter! Sanny sieht aus wie ein Zitronenfalter!«
    »Wir waren einkaufen«, beantwortete Kira Michelles Frage.
    »Das sehe ich«, sagte Michelle und verzog ihr Gesicht. »Ich kann ja verstehen, dass du das Elend nicht mehr ertragen konntest. Das war ja kaum auszuhalten. Wobei gut jetzt auch was anderes ist. Nun ja, es ist eben nicht mehr rauszuholen. Was man nicht alles aus Mitleid tut …«
    Ich hatte nichts anderes von Michelle erwartet, ihre Reaktion war sogar noch zahmer, als ich es mir vorgestellt hatte, also sagte ich nichts. Die Hai-Strategie hatte vielleicht geholfen.
    »Guck nicht so«, sagte Kira jetzt, stupste Michelle aber freundschaftlich in die Seite und hakte sich bei ihr ein. Ich musste schmunzeln. Michelle passte es offensichtlich nicht in den Kram, dass Kira und ich etwas zusammen unternommen hatten. Und dass Kira mich verteidigen würde, hatte ich auch nicht erwartet. Im Grunde war es ganz okay gelaufen. Mit einem trotzigen »Hmpf« ging Michelle mit Kira am Arm den Jungs hinterher, natürlich nicht ohne mir noch einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Seufzend folgte ich ihnen.
    Ich hatte nicht wahrgenommen, dass noch jemand hinter mir ging, als ich im Augenwinkel Greg erkannte.
    »Siehst gut aus, Red«, sagte er. Und das klang noch nicht mal so, als würde er einen Witz machen.
    »Findest du?«, fragte ich vorsichtig nach. Sofort hätte ich mich selbst schlagen können. Wie dämlich und überflüssig war diese Frage bitte?!
    »Ja. Auch wenn die Kombi mit den Chucks etwas, ich sag mal, außergewöhnlich ist.«
    »Außergewöhnlich?«
    Peinlicher Fragenkatalog Teil 2, dachte ich, oh Mann!
    »Na ja, ich habe noch nie

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