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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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fünfzig Schritt Höhe, fugenlos aus einem unbekannten Material geformt, umschloss sie wie ein undurchdringlicher Ring. Einst hatte es drei Tore gegeben, doch zwei davon hatte der Silldhar zumauern lassen, und das dritte wurde von einem stark bewaffneten Trupp bewacht.
    Als Rogon das sah, musste er grinsen. »Der Stadtherr von Norensill fürchtet meinen Vater. Er weiß, dass König Rogar es auf Dauer nicht zulassen wird, dass eine andere Macht die Flussmündung beherrscht und Andhir vom Strom abschneiden kann.«
    »Diese Freistädte sind eine Pest, die sich immer mehr ausbreitet!« Sung spie angeekelt ins Wasser, denn die zunehmende Gesetzlosigkeit am Strom machte es ihm als Heiler fast unmöglich, ungehindert durch die Lande zu ziehen.
    ☀ ☀ ☀
    In den ersten Nächten verbargen Rogon und Sung sich und ihr Boot im Ufergestrüpp, doch nach einigen Tagen glaubte Sung, sie könnten es wagen, eine Stadt zu betreten. Das Ufer, an dem sie gerade entlangfuhren, wurde ebenfalls von Freistädtern beherrscht. Sung wollte daher den großen Stromhafen meiden und schlug vor, ein Stück weiter südlich an Land zu gehen.
    Damit war Rogon einverstanden, und so erreichten sie kurz vor der Abenddämmerung den Hafen einer kleinen Stadt, deren blau gestrichene Mauern im letzten Licht der untergehenden Sonne glänzten. Sie stiegen an Land, banden ihr Boot fest und wollten auf den Hafenaufseher warten, um die fällige Steuer zu bezahlen.
    Da wurde Rogon auf einen Mann aufmerksam, der etwa fünfzig Schritte entfernt auf die um ihn versammelte Menge einredete. Obwohl er nicht genau verstehen konnte, was der breitschultrige Kerl sagte, hörte er die Worte Schlangenmenschen und Jagd heraus und trat neugierig näher. Sung versuchte, ihn aufzuhalten, doch Rogon schüttelte seine Hand ab und schob sich durch die Leute auf den Sprecher zu.
    »… sage ich euch, es muss etwas geschehen. Diese elenden Zirdh’een überfallen unsere Handelstransporte und töten unsere Matrosen. Das dürfen wir nicht länger hinnehmen! Der erhabene Herr Tolmon Kren hat letztens wieder ein Handelsschiff an dieses Gesindel verloren, und dabei mussten mehr als vierzig Schiffer ihr Leben lassen. Wenn das so weitergeht, stockt noch der Handel zwischen den nördlichen Reichen mit dem Süden, und, was noch schlimmer ist, die Abgaben an die Tempel in Edessin Dareh können nicht mehr dort hingebracht werden. Wollt ihr den Zorn der großen Ilyna auf euch herabrufen, indem ihr zu feige seid, diese verdammten Schlangen zu bekämpfen?
    Der erhabene Herr Tolmon Kren bezahlt zwanzig Silberfirin für jeden abgezogenen Schlangenmenschenbalg, einhundert für jeden lebendig gefangenen männlichen Zirdh’een und eintausend für jedes Weibchen!«
    Etliche zustimmende Rufe erklangen, und einige Kerle, die aussahen, als hätten sie eine Verbesserung ihrer Verhältnisse dringend nötig, scharten sich um den Sprecher.
    Nun hielt Rogon es für an der Zeit einzugreifen. »Tolmon Kren entlarvt sich mit diesem Angebot als das, was er ist, nämlich ein übler Sklavenhändler! Außerdem hat er kein Schiff verloren und auch keine vierzig Matrosen, sondern nur sechs Sklavenjäger, die sich etwas zu weit in die Wohngebiete der Zirdh’een gewagt hatten. Jetzt traut er sich selbst nicht mehr, Schlangenmenschen zu jagen, und lässt nach Narren suchen, die für ihn den Kopf hinhalten.«
    Zu mehr kam Rogon nicht, denn der Fremde, der die Leute aufwiegeln wollte, stampfte schimpfend auf ihn zu. »Du Lumpenhund wagst es, den erhabenen Herrn Tolmon Kren zu beleidigen und ihn feige zu nennen? Dafür wirst du bezahlen!«
    Der Mann war um einen Kopf größer als Rogon und mindestens um die Hälfte schwerer. Dennoch vertraute er nicht auf seine Fäuste, sondern zog sein Schwert und schwang es gegen den Prinzen.
    Die umstehenden Leute spritzten schreiend auseinander, und Sung sah seinen Begleiter bereits tot am Boden liegen. Rogon wich dem Schwerthieb jedoch blitzschnell aus, traf mit der linken Handkante den rechten Arm des Gegners und prellte ihm die Waffe aus der Hand. Gleichzeitig nahm Sung erschrocken wahr, wie etwas in Rogon magisch aufwallte. Die Faust des jungen Mannes schoss auf den Angreifer zu und traf diesen seitlich am Kopf. Ohne einen Laut sackte der Mann in sich zusammen und blieb reglos am Boden liegen.
    Noch während Sung sich fragte, ob er erleichtert sein sollte, weil sein erwähltes Opfer am Leben geblieben war, oder ob er sich vor dessen magischen Fähigkeiten fürchten musste, schob

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