Stolz der Kriegerin
Faustschlag gefällt hat. Wenn wir bis dann nicht im Binnenland verschwunden sind, werden Lakkals Freunde dich finden und ihn rächen.«
»Ich habe keine Ahnung, weshalb der Kerl wie ein gefällter Baum zu Boden gekracht ist«, erklärte Rogon. »So hart war mein Hieb wirklich nicht.«
»Wenn das einer deiner leichteren Hiebe war, will ich deinen stärksten nicht erleben. Willst du damit einen Ghirgarüssler niederschlagen?«, kommentierte Sung seine Behauptung ätzend.
»Einen Ghirgarüssler habe ich noch nie gesehen. Sind sie wirklich so groß, wie man sagt?«, fragte Rogon interessiert.
»Der größte war so groß, dass ein König seine Hauptstadt auf seinem Rücken erbauen lassen konnte!« Sungs Unmut schwand, als er in Rogons fassungsloses Gesicht blickte.
»Wirklich?«
Sung lachte leise auf. »Die Leute am Ghirga behaupten es zumindest. Aber du kennst das Gerede. Spätestens in drei Tagen wird man in dem Ort, den wir eben verlassen haben, erzählen, ein Wardan-Held hätte ein Dutzend schwer bewaffneter Flussmäuler zusammengeschlagen, ohne auch nur einmal rascher atmen zu müssen. Und nun paddle! Ich höre von der anderen Seite ein Geräusch, das mir nicht gefällt.«
Die Warnung brachte Rogon dazu, in die Nacht hineinzuhorchen. Dann aber schüttelte er den Kopf. »Das sind nur Schafe, die sich in die westlichen Ödlande verlaufen haben. Hoffentlich finden sie wieder hinaus, bevor das magische Gift dort sie tötet.«
»Auf jeden Fall werden wir beide nicht über den Strom fahren und die Tiere retten!«
»Ich habe es nicht vor«, antwortete Rogon, den es bereits bei dem Gedanken an die Dämonenlande schauderte, die jenseits des Großen Stromes liegen sollten.
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Siebtes Kapitel
Farbenzauber
L aisa musterte König Reodhil und fand, dass er besser aussah als am Vortag. Seine Gestalt hatte sich gestrafft, und seine Augen wirkten nicht mehr verschleiert. Außerdem ließ er sich gerade ein Hühnchen zum Frühstück schmecken. Mit einem Griff sicherte Laisa sich einen Hühnerschenkel und begann ebenfalls zu essen. Dabei beobachtete sie den König und richtete ihr Augenmerk auf seinen Kopf. An diesem Morgen war die Grenze zwischen seiner eigenen magischen Farbe und jener fremden Magie, die ihm den Todeswunsch einimpfte, bereits deutlicher zu erkennen als am Tag zuvor.
Während Laisa vorsichtig die fremde grüne Magie aus dem Kopf des Königs zog, dachte sie an seinen Hofmagier, der in ihren Augen ein Scharlatan war. Auch von Reodhils Hofheiler hielt sie wenig. Beide Männer waren magisch kaum stärker als der König selbst und hatten vehement abgestritten, dass Reodhil durch fremde Magie und fremde Gedanken vergiftet worden war. Laisa erinnerte sich genüsslich daran, wie sie die beiden mit einem einzigen Aufblitzen ihrer Fangzähne dazu gebracht hatte, fluchtartig das Jagdhaus zu verlassen.
»An was denkt Ihr?«, fragte Reodhil. Auch wenn Laisa ihn wie jeden x-Beliebigen mit Du ansprach, ließ er es ihr gegenüber nicht an der gebotenen Höflichkeit fehlen.
Sie stieß ein giftiges Fauchen aus. »Nur an deinen Hofmagier und den Narren, der sich dein Heiler nennt. Er hätte erkennen müssen, dass einiges mit dir nicht stimmt!«
Reodhil antwortete mit einer abwiegelnden Geste. »Ihr dürft nicht erwarten, die großen Magier und Heilerinnen Eurer Heimat auch hier in den Dämmerlanden anzutreffen. Nach dem Friedensschluss der Götter und Dämonen haben sie diese Gebiete verlassen und sind nach Westen gezogen. Zurück blieben nur Menschen und Wesen minderer Kraft.«
»Du hast von einer Heilerin aus der Handelsstadt erzählt und gesagt, dir wäre es nach ihrer Behandlung besser gegangen.«
»Ja, aber selbst bei ihr habe ich mich nach einer Woche nicht so gut gefühlt wie nach Eurer Kunst innerhalb eines Tages. Ihr seid wahrlich eine große Heilerin und Magierin.«
Laisa kicherte und wünschte sich, Khaton hätte dieses Lob gehört. Für den Evari war sie, was Magie betraf, ein hoffnungsloser Fall. Doch sie konnte nun feststellen, an welchen Stellen Reodhils eigene, magische Farbe mit dem fremden Grün verwoben war, und beide voneinander trennen.
Nachdem Laisa den Hühnerschenkel abgenagt hatte, warf sie diesen auf einen Teller und reckte dem Diener, der mit einer Schüssel Wasser und einem Handtuch bereitstand, ihre Hände hin, ungeachtet der Tatsache, dass Reodhil die seinen noch nicht gesäubert hatte.
»Dann wollen wir mal!«, erklärte sie und fasste den Kopf des Königs. Instinktiv spürte sie,
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