Stolz der Kriegerin
wie sie Reodhils Geist von seiner fremden Bürde befreien konnte.
Reodhil empfand sofort stechende Kopfschmerzen und stöhnte auf, winkte aber ab, als Graf Klerdhil und ein Mann seiner Leibwachen näher kommen wollten. »Bleibt da! Die Dame Laisa weiß, was sie tut.«
Hoffentlich, dachte Laisa, und drückte die beiden sich nur in Nuancen unterscheidenden, magischen Farben immer weiter auseinander. Während sich Reodhils Grün sofort wieder verfestigte, zerfloss der andere Anteil und löste sich langsam auf.
Zufrieden grinsend verstärkte Laisa ihre Bemühungen, hielt aber inne, als sie selbst die Schmerzen spürte, die Reodhil dabei erdulden musste.
»Wir dürfen nicht zu rasch vorgehen, sonst gefährden meine Bemühungen dich, anstatt dir zu helfen«, sagte sie und zog ihre magischen Fäden vorsichtig aus Reodhils Kopf zurück. Ob sie jetzt einen Tag früher oder später nach T’wool kamen, wog in ihren Augen nicht schwer. Viel wichtiger erschien es ihr, den König von Thilion von diesem Todeszauber zu befreien, der ihn in absehbarer Zeit ins Grab gebracht hätte.
Gleichzeitig aber fragte sie sich, wer für diesen heimtückischen Anschlag verantwortlich sein konnte. Wenn dieser Feind nicht gefunden und entlarvt wurde, lief Thilions König in Gefahr, ihm erneut zum Opfer zu fallen.
☀ ☀ ☀
Nicht weit von dem Jagdhaus entfernt stand Erulim in der Deckung mehrerer Büsche und starrte mit grimmiger Miene auf das Gebäude. Dort drinnen tat sich etwas, das ganz bestimmt nicht in seinem Sinne war. Aber er vermochte nicht zu erkennen, was genau dort vorging. Spuren weißer Magie lagen in der Luft, die von der vermaledeiten Katzenfrau ausgingen. Ungewohnt für ihn war, dass er selbst auf diese kurze Entfernung nicht feststellen konnte, ob es sich wirklich um Nelaisans und Berrandhors Tochter handelte. Ein Teil seiner selbst klammerte sich an die Hoffnung, Khaton habe diese Helferin entweder aus dem Weißen Land erhalten, was ihm allerdings unwahrscheinlich vorkam, oder sie irgendwo versteinert auf einem alten Schlachtfeld ausgegraben.
Doch der Gedanke, der weiße Evari könnte in eines seiner geheimsten und sichersten Verstecke eingedrungen sein und das kleine Katzenmädchen dort herausgeholt haben, ließ sich nicht verdrängen. Wenn es sich so abgespielt hatte, musste Khaton wissen, dass es ihn gab, und zumindest grob über seine Pläne informiert sein.
Erulim begann zu schwitzen, was Eirun im Allgemeinen nicht taten, und zwang sich mit einiger Mühe wieder zur Ruhe. Diese Sache durfte er nicht spontan angehen, und daher konzentrierte er sich darauf zu erkennen, was die weiße Katze tat. Als er begriff, dass sie die Beeinflussung auflöste, die er mit Neldions Magie Reodhil aufgezwungen hatte, knirschte er mit den Zähnen. Bisher hatte der König sich alt und verbraucht gefühlt und den Ratschlägen vertraut, die der Fürst von Tharalin ihm gab. Doch wenn Reodhil wieder gesund wäre und sich im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte befand, würde er begreifen, wie sehr er betrogen worden war.
Das musste er verhindern! Erulim maß die Entfernung zum Jagdhaus für einen Versetzungssprung. Da er die Räumlichkeiten dort kannte, würde es ihm ein Leichtes sein, die Katze mit einem vergifteten Dolch zu töten. Vielleicht konnte er sich auch gleich Reodhils entledigen und den Verdacht auf die Katze lenken.
Als er jedoch sein Versetzungsartefakt einsetzen wollte, zögerte er. Bislang war er nie ein Risiko eingegangen und hatte nur dann persönlich eingegriffen, wenn der Feind bereits niedergekämpft war und sich niemand an ihn erinnern konnte. Doch wenn er jetzt im Jagdhaus neben einem von Reodhils gut trainierten Leibwächtern auftauchte, würde dieser sein Schwert ziehen und zuschlagen. Zwar besaß er genug magische Kraft, um selbst dem Tod zu trotzen, doch danach würden alle wissen, wer der Feind aus dem Dunkeln war, und ihn jagen.
Er durfte Khaton nicht unterschätzen. Zudem waren auf der östlichen Seite des Großen Stromes noch alle drei Evaris aktiv. Vor allem Yahyeh, die Blaue, würde sich voller Hass an seine Fersen heften und Rache für all die Schwierigkeiten einfordern, die er ihr seit ihrer Bestallung zu Ilynas Wächterin in den Dämmerlanden bereitet hatte.
Unentschlossen ließ Erulim sein Versetzungsartefakt los und blickte sich suchend um. Einer der jungen, thilischen Ritter aus Reodhils Begleitung verließ eben das Jagdhaus und wanderte gedankenverloren in den Wald hinein. Der Mann war genau das,
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