Stolz der Kriegerin
was er brauchte. Rasch eilte Erulim in die Richtung, die der junge Ritter nahm, und passte ihn ab. Ein kurzer Gedanke galt der Katze, doch die war so auf Reodhils Heilung konzentriert, dass sie für nichts anderes empfänglich war. Damit war er in der Lage, in einem gewissen Maße selbst Magie anzuwenden.
Erulim wartete, bis der Thilier bis auf wenige Schritte an ihn herangekommen war, dann griffen seine magischen Sinne in dessen Gehirn.
»Bleib stehen!«
Der andere gehorchte, doch seine Augen flatterten und verrieten, dass er begriff, was mit ihm geschah, und Angst hatte.
»Du wirst mir gehorchen!«
»Ich werde dir gehorchen!«, antwortete der Ritter stockend.
»Du wirst jetzt in das Jagdhaus zurückkehren und dort zuerst die weiße Katze und dann Reodhil töten!«
»Reodhil ist mein König. Ich habe ihm Treue geschworen«, flüsterte der Jüngling mit einem qualvollen Aufbäumen gegen den fremden Willen.
»Du wirst mir gehorchen!« Erulim verstärkte seine Beeinflussung und sah zufrieden, wie sich der andere mit einer etwas eckigen Bewegung umwandte und langsam zum Jagdhaus zurückkehrte.
Nun näherte auch er sich dem Gebäude, soweit er es für vertretbar hielt. Unweit vom Eingang sah er Prinzessin Elanah und ihren Bruder Elandhor auf einem Holzstoß sitzen und sich leise unterhalten. Die beiden beklagten sich über ihren älteren Bruder Klinal, der ihrer Meinung nach zu wenig Achtung vor dem Willen des Vaters zeigte und diesen am liebsten in den Kerkern von T’wool umkommen lassen würde.
»Wie oft habe ich Klinal angefleht, mir zu erlauben, mit einer Schar Krieger über den Großen Strom zu setzen und Vater zu befreien«, beschwerte der Prinz sich gerade.
Um Erulims Lippen erschien ein spöttischer Zug. Elandhor und seine Männer hätten vielleicht das gegenüberliegende Ufer erreicht, wären aber keine einzige Meile weit ins Land hineingekommen, geschweige denn bis nach T’wool. Es war klug von Klinal gewesen, seinem Bruder dieses Vorhaben zu verbieten. Allerdings mochte Erulim keine klugen Herrscher. Daher würde er Klinal entweder beseitigen oder seinem Willen unterwerfen müssen. Doch das hatte noch Zeit. Zuerst galt es, den Vorteil zu nutzen, der sich ihm hier so unverhofft bot.
Mit seinen magischen Kräften lockte er die Prinzessin zu sich. Elanah rutschte zunächst unruhig auf dem Holzstoß hin und her und stand nach ein paar gepressten Atemzügen auf. »Ich will sehen, ob noch Grünbeeren wachsen«, sagte sie und schritt in den Wald hinein.
»Was soll das? Das ist viel zu gefährlich!« Erschrocken rannte ihr Bruder hinter ihr her, um sie aufzuhalten. Doch als er sie erreichte, sah er einen grünen Schein vor sich, der ihn in den Bann schlug, und er sank gleich seiner Schwester in die Knie.
Einen Augenblick lang genoss Erulim die Macht, die er über die beiden ausübte, ermahnte sich dann aber, dass er sie nicht auf die gleiche Weise beeinflussen durfte, wie dies bei Reodhil geschehen war. Daher drang er tief in die Gedanken der Zwillinge ein, um ihre geheimsten Wünsche und Ängste zu erfahren.
Der Prinz fühlte sich schuldig, weil sein Vater ausgezogen war, um ihm ein Reich zu verschaffen, und nun als Sklave in der Fremde festgehalten wurde. Dieses Gefühl verstärkte Erulim, aber auch die Überlegung des Prinzen, Arendhar zu töten, damit seine Schwester nicht in dessen Hände fallen würde. Es fiel ihm leichter als gedacht, Elandhor zu manipulieren. Als er damit fertig war und den Geist des jungen Mannes überprüfte, sagte er sich, dass der Magier, der diese Beeinflussung erkennen konnte, wohl noch nicht geboren war.
Auch bei Elanah stachelte Erulim deren Wunsch an, den Vater durch ihren Opfergang zu befreien. Dazu verstärkte er die Absicht des Mädchens, sich zu töten, sobald Vater und Bruder glücklich wieder in die Heimat zurückgekehrt waren, und impfte ihr ein, welch heroische Tat es doch wäre, Arendhar von T’wool umzubringen, bevor sie sich selbst entleibte.
»Kehrt jetzt zurück und teilt eure Gedanken mit niemand«, befahl Erulim zuletzt und sah zufrieden, wie die beiden aufstanden und in Richtung Jagdhaus gingen.
Während der kurzen Zeit, die er für die Beeinflussung der beiden gebraucht hatte, war es ihm nicht möglich gewesen, den Weg seines Attentäters zu verfolgen. Dies tat er jetzt, merkte aber einen Schwall weißer Magie, der nur von der Katze kommen konnte, und entschied, dass es für ihn besser war, sich aus deren Nähe zurückzuziehen. Diesmal benutzte er
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