Stolz der Kriegerin
bringen. Neben ihr seufzte Rongi tieftraurig.
»Ich hätte auch gerne einen Fisch, schön gedünstet mit einer leicht nach Minzenkraut duftenden Soße und mit Gemüse aus einem richtigen, blauen Land garniert.«
»Es wird nicht mehr lange dauern, dann sind wir über den Strom, und du wirst dich wohler fühlen«, versuchte Laisa, ihn zu trösten.
Unterdessen kehrte Graf Klerdhil mit einem Gesicht zurück, als hätte er vor, die ganze Welt zu verschlingen. »Es ging nicht«, erklärte er mit knirschender Stimme. »Als wir versucht haben, die Silberkapseln aus dem Gebiss der Kerle herauszuholen, sind sie trotz aller Vorsicht geplatzt. Die beiden Gefangenen sind tot, ebenso Euer Leibheiler und drei der Wachen. Ich lebe noch, weil ich hinter einem der Männer stand und noch wegkriechen konnte, bevor der giftige Dunst mich erreichen konnte.«
»Wer auch immer hinter diesen Leuten steckt, sorgt anscheinend vor, dass keiner von ihnen verhört werden kann!«, sagte Reodhil enttäuscht.
Dennoch wirkte er energischer und entschlossener als zuvor. »Wir wissen um ihr geheimes Zeichen und werden sie daran erkennen. Graf Klerdhil, Ihr sorgt dafür, dass in Thilion ab sofort Jagd auf diese Männer gemacht wird. Setzt aber nur Leute ein, denen Ihr vollkommen vertrauen könnt …«
»… und die nicht dieses Zeichen auf ihrem Rücken tragen«, ergänzte Laisa Reodhils Satz mit einem Grinsen.
»Das ist selbstverständlich«, erklärte der König leicht vergrätzt.
Doch er hatte sich sofort wieder in der Gewalt und wollte sich eben bei Laisa entschuldigen, als ein gewaltiger Schlag den Palast erbeben ließ. Klirrend zersprangen die Fensterscheiben. Gleichzeitig schwankte der große Leuchter an der Decke hin und her und drohte aus seiner Verankerung zu reißen.
Zum Glück merkte Laisa es früh genug, packte Reodhil und hechtete mit ihm aus dem Gefahrenbereich. Hinter ihr zerschellte der Leuchter in tausend Stücke.
»Bei Tenelin, was ist das? Ein Angriff mit magischen Waffen?«, rief der König entsetzt.
Laisa schnupperte, bekam verbranntes Blau und stechendes Grün in die Nase und musste niesen. »Ich glaube, das war eine Gegenfarbenexplosion«, meinte sie, als der Niesanfall vorüber war.
»Aber …« Reodhil brach ab und stürzte zum Fenster. »Bei Tenelin, das ist doch unmöglich!«
»Was?« Laisa war mit einem Satz an seiner Seite und sah es nun selbst. Tharalins Haus bestand nur noch aus Trümmern. Auch der Palast selbst hatte einiges abbekommen. Doch zum Glück gab es, wie einer von Reodhils Getreuen kurz darauf meldete, nur wenige Menschenleben zu betrauern.
»Leider ist Euer Hofmagier einer davon«, setzte der Höfling mit einer gewissen Anteilnahme hinzu.
Laisa begriff, dass der Magier bei der Untersuchung der Artefakte einen fatalen Fehler begangen haben musste und bedauerte, dass der Kerl tot war. Sie hätte liebend gerne ihre Krallen an seinem Rücken gewetzt.
»Ich wusste doch, dass der Kerl ein Scharlatan ist«, schimpfte sie, ärgerte sich aber noch mehr darüber, dass der Fisch, den man ihr eben aufgetragen hatte, durch die Glassplitter des zerschellten Kronleuchters ungenießbar geworden war.
Die Lust, länger als nötig in Thilion zu bleiben, war ihr vergangen, und so blickte sie Reodhil auffordernd an. »Wir werden morgen weiterreisen. Die restliche Beeinflussung kann ich auch unterwegs aus deinem Kopf herausholen. Und jetzt hätte ich gerne einen neuen Fisch und einen Platz, an dem ich ihn in Ruhe essen kann, ohne dass ein verrückter Magier die halbe Stadt in die Luft sprengt.«
»Die halbe Stadt war es Tenelin sei Dank nicht«, seufzte Reodhil erleichtert.
Doch auch er war dafür weiterzureisen, um ihren Feinden kein stehendes Ziel zu bieten. Noch wusste er nicht, was hinter der Gruppe mit diesem eigenartigen Symbol steckte. Doch dem Frieden auf der Welt und dem Wohlergehen Thilions dienten diese Leute wahrlich nicht.
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Achtes Kapitel
Tirah
S ung war froh, als die Reise auf dem Großen Strom zu Ende war. Von nun an würden Rogon und er durch das Ödland ziehen, ohne auf Städte oder Dörfer zu treffen. Er hielt es sogar für wahrscheinlich, dass sie auf ihrem Weg keinem einzigen Menschen begegnen würden. Das Ödland war ein schlimmer Ort, verrufen und voller Gefahren. Kein Mensch hielt die Kriegsmagie, die sich dort ballte und das Land mit immer neuen Ausbrüchen vergiftete, länger als einen Tag aus. Die meisten starben daran, andere wurden verrückt oder fielen den Bestien zum
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