Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
Vom Netzwerk:
Opfer, die in dem verseuchten Gebiet lauerten.
    Als Heiler konnte Sung diesen Gewalten länger widerstehen, doch er vertraute mehr dem Abschirmartefakt, das er von Sirrin erhalten hatte, als seinen eigenen Fähigkeiten. Rogon würde die Macht des Ödlandes jedoch ungeschützt zu spüren bekommen. Das war gut so, dachte der Heiler bei sich, denn solange der junge Mann sich im Vollbesitz seiner Kräfte befand, blieb es ein zu großes Wagnis, ihn für Tirah zu opfern. Natürlich durfte Rogon nicht kurz vor dem Ziel sterben, doch das glaubte Sung mit Hilfe seiner Fähigkeiten vermeiden zu können.
    »Brauchen wir das Boot noch?«
    Rogons Stimme unterbrach den Gedankengang des Heilers, und er schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht.«
    »Also gut!« Rogon sprach die Worte, die Xulla ihn gelehrt hatte, und sah fasziniert zu, wie das Flechtwerk des Schilfbootes sich auflöste und die Strömung die Überreste davontrug. Dann nahm er den Packen mit Vorräten an sich, die sie im letzten noch bewohnten Dorf besorgt hatten, und schritt hinter Sung die Hügel hinauf, die hier genau wie weiter oben den Großen Strom säumten. Als er sich auf der Kuppe umdrehte, konnte er gut fünfzig Meilen entfernt die glatte Oberfläche des Heiligen Sees in der Sonne glänzen sehen und glaubte, in der Ferne sogar Edessin Dareh zu erkennen. Zu seiner Verwunderung schimmerte das sonst golden erscheinende Wasser des Sees von hier aus leicht violett. Er sprach Sung darauf an, doch der lachte ihn aus.
    »Du hast heute Morgen wohl ein bisschen zu viel von dem Morgenbier getrunken, was? Der Heilige See und violett! Wo hätte man das schon gehört.«
    Rogon warf noch einmal einen Blick in die Richtung und sagte sich, dass wahrscheinlich die Spiegelung des Himmels im See ihn narrte. Als er sich umwenden und Sung folgen wollte, entdeckte er am südlichen Fuß des Hügels eine hübsche kleine Bucht, die sich für ein Städtchen mit einem Stromhafen eignen würde. Die unangenehme Magie, die vom Ödland herüberwehte, konnte man leicht mit einigen guten Abschirmartefakten fernhalten.
    Statt an dieser Stelle anlegen zu können, mussten die Schiffer auf dieser Stromseite die Lotsen, ohne die der Heilige See nicht durchquert werden konnte, bereits ein Stück weiter im Norden an Bord nehmen, während die Leute aus dem Westen es noch ein ganzes Stück weiter stromaufwärts taten. Dabei hätte es Rogons Ansicht nach nur weniger Anstrengung bedurft, sichere Häfen auf beiden Seiten kurz vor der Einfahrt in den See zu errichten. Dies sagte er zu Sung und erntete erneut ein Gelächter.
    »Sei mir nicht böse, Junge. Aber jetzt geht deine Phantasie mit dir durch. Um hier Häfen errichten zu können, bräuchtest du Frieden in den Dämmerlanden, und damit ist es schlecht bestellt. Außerdem würden sich hier sofort Freistädter ansiedeln und den ganzen Strom zu einem Sumpf des Verbrechens machen. Genau deswegen verhindert die Heilige Stadt die Gründung von Städten am Rande der Ödlande.«
    »Aber die Heilige Stadt könnte diese Häfen doch selbst kontrollieren«, rief Rogon aus.
    »Du vergisst, dass keines der sechs Sechstel von Edessin Dareh so etwas Ähnliches wie ein Heer besitzt. Der See selbst beschützt die Heilige Stadt, denn kein Schiff kann ihn befahren, ohne dass sich einer der Lotsen der Heiligen Stadt an Bord befindet. Im großen Krieg vor vierhundert Jahren wurde mehrmals versucht, den See mit Kriegsschiffen ohne Lotsen zu befahren, doch die sind keine drei Meilen weit in den See hineingekommen, dann wurden sie von unheimlichen Tentakeln gepackt und in die Tiefe gezogen. Von den Männern an Bord hat niemand überlebt.«
    »Das weiß ich doch alles!«, unterbrach Rogon den Heiler. »Dennoch ist das hier ein ausgezeichneter Landeplatz für Schiffe, und niemand kümmert sich darum. Außerdem wundert es mich, dass sich keine Freistädter hier ansiedeln. Die Heilige Stadt hat, wie du eben selbst sagtest, keine Mittel, es zu verhindern.«
    »Du vergisst die Magie des Ödlandes. Um die abzuhalten, benötigt man etliche Schutzartefakte, und an die kommen auch die Freistädter nicht in dem Umfang, wie sie hier benötigt würden.«
    Sung war des Themas müde und wies nach vorne. »Außerdem haben wir andere Probleme! Wir müssen Stellen im Ödland passieren, an denen die Magie am giftigsten ist. Sobald du dich schlecht fühlst, sagst du es mir, damit ich dir helfen kann.«
    Rogon nickte und stapfte weiter hinter dem Heiler her. So schlimm, wie Sung es ihm

Weitere Kostenlose Bücher