Stolz der Kriegerin
kam die erwartete Antwort.
Laisa grinste zufrieden. »Das habe ich mir doch gedacht! Aber nun zu diesem Artefakt hier. Ist dein Hofmagier in der Lage, es zu untersuchen, Reodhil?«
»Wenn er es nicht kann, ist er die längste Zeit mein Hofmagier gewesen«, erklärte der König grollend.
»Erst soll er mitkommen und sich das ansehen, was wir finden!« Laisa sprang mit einem weiten Satz von Reodhils Bett zur Tür und winkte dem König und dessen Begleitern, mit ihr zu kommen.
Da Rongi sich in der dichten grünen Magie des Palastes nicht wohl fühlte, wollte er auf ihre Schultern klettern, doch sie streifte ihn kurzerhand ab. »Nicht jetzt! Wir wissen nicht, was auf uns wartet, und da darfst du mich nicht behindern.«
Der Katling zog einen Flunsch, gehorchte aber und ging dicht hinter ihr her.
☀ ☀ ☀
Neldion von Tharalins Haus lag idyllisch hinter einer Baumreihe, die es gegen den eigentlichen Palast hin abschirmte, und war von Blumenrabatten umgeben, deren grüne Blüten Laisa an Gras erinnerten. Als sie auf die Tür zuging, spürte sie einen feinen, grünen Hauch und einen gewissen Widerwillen weiterzugehen. Unwillkürlich sah sie sich um und nahm wahr, dass Reodhil und Klerdhil ebenso zurückwichen wie der Hofmagier und die Wachen.
»Was ist los?«, fragte sie, obwohl sie es schon ahnte.
»Ich …«, der König wollte noch mehr sagen, biss aber dann die Zähne zusammen und ging weiter. »Es ist eigenartig. Mir ist, als dürfe ich dieses Haus nicht betreten«, sagte er, als er Laisa erreicht hatte.
»Die Hütte ist magisch geschützt. Wie war es eigentlich, wenn du mit diesem Tharalin sprechen wolltest? Bist du da einfach zu ihm gegangen?«, wollte Laisa wissen.
Reodhil schüttelte den Kopf. »Nein, er hat mich immer durch einen seiner beiden Diener wissen lassen, dass er mich zu sprechen wünsche.«
»Also hast du das Haus nur betreten, wenn er es wollte.« Für Laisa war dies eine Bestätigung des Verdachts, den sie hegte, seit sie die magischen Schwaden um dieses Haus bemerkt hatte.
Sie trat auf die Tür zu und fand sie verschlossen. Zu klopfen schien ihr wegen des Zaubers, der Leute fernhalten sollte, wenig ergiebig. Daher ging sie zu einem Fenster, zog ihren Dolch und schlug mit dem Griff die Scheibe ein. Mit der anderen Hand öffnete sie die Verriegelung, schwang die Fensterflügel nach innen und stieg hinein. Rongi folgte ihr mit einem gewissen Abstand.
Laisa erreichte die Haustür, bevor ihr jemand begegnete, und ließ Reodhil und dessen Begleiter ein. Als sie sich wieder umdrehte, sah sie zwei hochgewachsene Malvenon, die sie mehr an Krieger als an Bedienstete erinnerten. Beide starrten sie voller Abscheu an.
»Was soll das!«, schrie der eine. »Dies ist das Haus des Fürsten Tharalin. Selbst Reodhil von Thilion hat nicht das Recht, hier ungerufen einzudringen.«
»Das werden wir noch sehen!« Erzürnt über diese Unterstellung trat der König an Laisa vorbei auf die beiden Männer zu. Die beiden erkannten ihn jetzt erst und schienen unsicher, wie sie sich verhalten sollten.
Unterdessen hatte Laisa die Kerle magisch überprüft und wunderte sich nicht, mehr an Kraft an ihnen zu finden als am Hofmagier oder an Reodhil selbst. Auch waren ihre Fähigkeiten im Gegensatz zu diesen ausgebildet.
»Vorsicht, König! Die beiden sind nicht das, was sie zu sein vorgeben«, warnte sie Reodhil und forderte die Männer auf, sie zu ihrem Herrn zu bringen.
»Der Fürst von Tharalin ruht und gedenkt nicht, zu dieser Zeit jemand zu empfangen«, beschied einer der beiden sie hochnäsig.
»Mich wird er empfangen!« Reodhils Zorn wuchs. In seiner eigenen Hauptstadt wie ein lästiger Eindringling behandelt zu werden, war mehr, als er vertrug.
Daher musste Laisa sich beeilen, um gleich hinter dem König das Gemach zu betreten, in dem der gelähmte Fürst auf seinem Ruhebett lag.
Neldion von Tharalin bot einen erbarmungswürdigen Anblick, und für einen kurzen Moment empfand Laisa Mitleid mit dem gequälten Mann. Dann aber merkte sie, dass dieses Gefühl von einem Ring erzeugt wurde, den der Krüppel an einem der drei Finger seiner noch vorhandenen Hand trug. Mit einem raschen Schritt war sie bei ihm und zog den Ring ab.
»Hier! Untersuche ihn«, sagte sie und warf das angebliche Schmuckstück dem Hofmagier zu.
Dieser fing den Ring mit unsicherer Miene auf. Unterdessen öffnete Neldion von Tharalin die Augen, und Laisa sah einen unbändigen Hass in ihnen lodern. Eines begriff sie sofort. Der Körper
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