Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
Campbell hatte sie gefunden.
Der Schmerz in ihrer Brust war unerträglich, als die Erinnerungen an den Überfall und die Lust, die sie geteilt hatten, aufeinanderprallten. Ihn zu berühren. Ihn zu kosten. Die Intimität des Augenblicks, als sie in seinen Armen zerborsten war.
Und seine Vergeltung dafür, dass sie ihn abgewiesen hatte.
Sie hatte gewusst, was für eine Sorte Mann er war, doch sie war töricht genug gewesen, seinem männlichen Reiz zu erliegen. Selbst jetzt, wo sie nichts als Abscheu verspüren sollte, fühlte sie eine unverkennbare Anziehungskraft.
Es schmerzte schon, ihn nur anzusehen. Wie konnte etwas so Schönes so schwarz und schlecht sein? Konnte sie wirklich geglaubt haben, er wäre etwas anderes als ein kalter, erbarmungsloser Vollstrecker?
Ihre Blicke trafen sich, und es durchzuckte sie wie eine scharfe Klinge, als sie in die durchbohrenden blauen Augen des Mannes sah, der alles zerstört hatte, was sie liebte.
Die Erinnerungen kamen bruchstückhaft zu ihr zurück. Sein Gesicht. Das Feuer.
Unwillkürlich machte sie einen Schritt zurück, und ihre Stimme zitterte. »Bleib mir vom Leib!«
Der Ausdruck auf Caitrinas Gesicht traf Jamie bis ins Mark. Er hatte sie so dringend sehen wollen, und hier war sie endlich, doch mit Angst in den Augen. Nachdem er monatelang nach ihr gesucht hatte, sich vergewissern wollte, dass sie sicher und wohlauf war, traf ihn der Schlag überraschend heftig. Er hasste es, dass sie das Schlimmste von ihm dachte, doch was hatte er denn anderes erwartet? Es wäre zu viel zu hoffen, dass sie sich an seinen Beitrag an ihrer Rettung und dem Beenden der Schlacht erinnerte.
Er saß vom Pferd ab und näherte sich ihr vorsichtig. »Ich will dir kein Leid zufügen, Mädchen.«
Sie zuckte zurück, und es fühlte sich an, als habe man ihm einen Hieb in den Magen versetzt.
»Gott, wie kannst du das sagen?«, rief sie aus. »Nach allem, was du getan hast?« Abwehrend hob sie die Hand, als wolle sie ihn aufhalten, und trat einen weiteren Schritt zurück. »Bleib mir vom Leib. K-komm ja nicht näher!«
Er blieb stehen, doch er war nahe genug, um die tränenverschmierten Wangen und die anderen Veränderungen zu sehen, die die Tragödie bewirkt hatte. Sie sah blass und müde aus, und viel dünner, als er sie in Erinnerung hatte. Ihre leuchtenden Augen schienen das ganze Gesicht zu beherrschen, aber in ihrem Blick lag eine harte Spur von etwas, das vorher nicht da gewesen war – von argwöhnischer Vorsicht und Misstrauen. Das temperamentvolle, kühne Mädchen, das ihn gedankenlos herausgefordert hatte, war fort, und an ihre Stelle war eine verlorene junge Frau von herzzerreißender Zerbrechlichkeit getreten.
In einem überwältigenden Drang, sie zu beschützen und dafür zu sorgen, dass nichts ihr mehr ein Leid antun konnte, sehnte er sich danach, sie in den Arm zu nehmen und den Schmerz fortzuwischen.
»Ich möchte nur mit dir reden«, sagte er sanft. »Nichts weiter.«
»Wie kannst du nur glauben, dass ich dich jemals wiedersehen, geschweige denn mit dir reden will?«
Er sah ihr tief in die Augen. »Ich hatte nichts damit zu tun, was deinem Clan zugestoßen ist, Caitrina. Deshalb bin ich hergekommen: um es zu erklären.«
»Du warst dort .« Sie betonte das letzte Wort mit vernichtender Endgültigkeit. »Ich habe dich gesehen. Willst du das etwa leugnen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nay . Ich kam so schnell ich konnte, in der Hoffnung, eine Schlacht zu verhindern. Aber ich kam zu spät.«
»Und du erwartest, dass ich das glaube?«, entgegnete sie mit vor Verachtung triefender Stimme.
Ihre Wut war eine Erleichterung. Sie war zwar unbestreitbar zerbrechlich, aber nicht gebrochen. Er hoffte inständig, dass er niemals wieder Angst in ihren Augen sehen musste.
»Nach dem, was du gesagt hast, bevor du fortgingst?«, fügte sie hinzu.
»Soll ich glauben, dass es keine Drohung war, als du mir sagtest, ich würde es noch bereuen, dich abgewiesen zu haben? Du sagtest mir, ich wüsste nichts von der wirklichen Welt und dass sie mich eines Tages finden würde.«
Die Tränen, die ihr über die Wangen kullerten, fraßen sich wie Säure in seine Brust. Sie sah zu ihm hoch, ihre Augen funkelten im Sonnenlicht, und er konnte einen kurzen Blick der Stärke erhaschen, die immer noch in ihr brannte.
»Nun, du hattest recht, ich weiß jetzt, dass die Welt ein grausamer Ort ist. Du hast deinen Standpunkt auf brutale Weise klargemacht, und nun lass mich in Ruhe!«
Ihre
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