Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
geht mir gut«, beruhigte Caitrina sie hastig. Besser als gut. Sie hatte sich noch nie so … gut gefühlt. Mor runzelte immer noch die Stirn, deshalb ergriff Caitrina die Hände der Amme und sah ihr in die besorgten Augen. »Wirklich, Mor, es geht mir gut. Er war … sanft.« Überraschenderweise. Völlig im Widerspruch zu dem grimmigen, unerbittlichen Krieger, für den sie ihn gehalten hatte. Letzte Nacht hatte sie eine Seite von ihm gesehen, die sie nicht erwartet hatte, und sie wusste nicht, was sie mit ihrem Wissen anfangen sollte.
Sie konnte immer noch nicht glauben, was geschehen war. Er hatte sie in so vielerlei Hinsicht überrascht. Zuerst durch seine Einfühlsamkeit im Hinblick darauf, dass sie nach dem Angriff des Soldaten immer noch Ängste hatte, und dann dadurch, dass er ihr die absolute Kontrolle über ihr Liebesspiel überlassen hatte. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass er ihr ein derartiges Geschenk machen könnte, da doch seine schiere Körperkraft, die natürliche Autorität und Beherrschung und die sexuelle Potenz, die er ausstrahlte, von dominanter Männlichkeit zeugten. Und ihr Vertrauen darauf, dass er jederzeit aufhören würde, hatte ihr mehr als alles andere die Ängste genommen – er hatte gewusst, was sie brauchte, sogar schon, bevor sie selbst es wusste. Hatte sie ihn wirklich einmal für kalt und rücksichtslos gehalten? Vielleicht seinen Feinden gegenüber, aber zu ihr war er verständnisvoll, zärtlich … beinahe liebevoll.
Von ihrer Antwort beruhigt nickte die alte Amme, und eine weitere Unterhaltung blieb Caitrina erspart, da der hölzerne Badezuber hereingebracht wurde.
Während sie sich in dem warmen Wasser entspannte, schweiften ihre Gedanken mehr als nur ein- oder zweimal zu ihrem Ehemann ab. Instinktiv wusste sie, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte, aber was? Würde es unbehaglich sein, ihn wiederzusehen? Würde er so tun, als wäre nichts geschehen? War denn etwas geschehen? Halb erwartete sie, dass er jeden Augenblick die Tür öffnen würde, doch erst nachdem sie gefrühstückt hatte, sah sie ihn wieder.
Er betrat mit ihrem Onkel den Saal, und ihr Herz tat einen Satz. Angespannt wartete sie auf seine Reaktion. Sein Blick fand ihren, und vielleicht spürte er ihre Unsicherheit, denn er lächelte.
Er raubte ihr den Atem. Und mit dieser einen kleinen Geste vielleicht auch ein kleines Stück ihres Herzens.
Es sollte eine Sünde sein, so gut auszusehen. So wie seine Augen funkelten, wie ihm das dunkle, mahagonifarbene Haar in die Stirn fiel und sich sein sinnlicher Mund zu einem breiten Lächeln verzog, gab es niemanden, der sich mit ihm vergleichen konnte. Er sah entspannter aus, als sie ihn je gesehen hatte. Ihr war vorher nie aufgefallen, wie sehr er stets auf der Hut war.
Doch da war noch etwas anderes …
Caitrina hielt den Atem an. Seine Kleidung. Zum ersten Mal, seit sie ihn getroffen hatte, trug er das traditionelle breacan feile eines Highlanders – das Plaid war über einem feinen Leinenhemd gegürtet und an der Schulter mit seiner Chieftainsnadel festgesteckt. Wenn überhaupt möglich, dann ließ ihn dieses Gewand nur noch eindrucksvoller aussehen. Sie erkannte das Muster des Plaids; es war dasselbe wie das des Plaids, das er ihr an dem Tag, an dem sie sich das erste Mal begegnet waren, geborgt hatte. Sie war es gewohnt, ihn in
höfischer Kleidung zu sehen, doch nun wurde sie daran erinnert, dass er trotz seiner weltgewandten Lowlandsitten tatsächlich ein Highlander war.
Sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob das etwas zu bedeuten hatte.
Er kam auf sie zu, nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. »Ich nehme an, du hast gut geschlafen?«
Sich deutlich dessen bewusst, dass alle Augen auf sie gerichtet waren, konnte sie dennoch nicht verhindern, dass ihr das Blut in die Wangen schoss. »Ja, vielen Dank.«
»War mir ein Vergnügen«, meinte er neckend.
Voller Scham stotterte sie: »Ich wollte damit nicht …«, doch als sie das Lachen in seinen Augen bemerkte, brach sie ab. »Schuft!«, murmelte sie.
Er lachte und legte ihre Hand in seine Armbeuge. »Wenn du bereit bist, dann können wir uns von allen verabschieden.«
Es war seltsam. Wie sie so neben ihm stand und ihre Hand auf den harten Muskeln seines Arms ruhte, fühlte sie sich mit ihm verbunden. Sie waren tatsächlich miteinander verbunden, erkannte sie. Als Mann und Frau. Ihr altes Leben konnte sie niemals wiederbekommen, aber vielleicht, nur vielleicht,
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