Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
ihn halten. Wir müssen ihm eine Chance geben.« Als sie nicht überzeugt aussahen, betonte sie: »Er ist jetzt unser Laird.«
»Nicht lange, so Gott will«, bemerkte Seamus mit einen gewissen Gesichtsausdruck, der ihr einen unheilvollen Schauer über den Rücken jagte. Stirnrunzelnd hoffte sie, dass sie falsch verstanden hatte, was er damit meinte. »Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis wir einen Sohn haben, der alt genug ist, um Laird zu werden, Seamus.«
So wie es zurzeit lief, wäre ein Kind ein Wunder.
Jamie hatte gerade erneut den Saal betreten und ging geradewegs auf Caitrina zu, als er hörte, wie sie ihn unerwartet verteidigte. Hoffnung flammte in ihm auf.
Es war das erste Anzeichen in beinahe einer Woche, seit sie auf Ascog waren, dass sie möglicherweise nachgiebiger wurde. Er hatte schon angefangen, sich zu fragen, ob es richtig von ihm gewesen war, nicht mehr in ihr Bett zu kommen. Er wollte ihr Zeit geben, damit sie erkannte, dass das, was sie hatten, etwas Besonderes war. Damit sie nicht nur ihr Liebesspiel vermisste, sondern ihn. Allerdings begannen die langen, kalten Nächte ihm zuzusetzen. Jeden Tag arbeitete er beinahe bis zur völligen Erschöpfung, um nicht an seine bezaubernde
Braut zu denken, aber ihre ständige Gegenwart reizte ihn wie eine Klette unter seinem Sattel.
Er war sich ihrer Anwesenheit überdeutlich bewusst und ertappte sich zu den unpassendsten Gelegenheiten dabei, dass er sie beobachtete. Sein einziger Trost war es zu wissen, dass sie ihn ebenfalls beobachtete. Es fühlte sich weniger so an, als wären sie Mann und Frau, sondern eher wie zwei Löwen, die sich argwöhnisch umkreisten.
Manchmal schien es ihm, als beobachte er eine völlig andere Person als die, die er beim ersten Mal getroffen hatte. Das verwöhnte, in Seide und Spitze gehüllte Mädchen war verschwunden, und an seine Stelle war eine entschlossene junge Frau getreten, die in einem Kleid, das nicht einmal einer Dienerin würdig war, den ganzen Tag Fußböden schrubbte.
Für ein Mädchen, das sich einst wie eine Prinzessin gekleidet hatte, war die Veränderung erstaunlich. Obwohl er ihr immer wieder neue Kleider und Schmuck angeboten hatte, zeigte nichts von dem, was sie trug, irgendwelche Anzeichen von Reichtum. Ihr Haar, das sie einst zu kunstvollen Frisuren gesteckt getragen hatte, war nun schlicht mit einem dünnen, ausgefransten, schwarzen Band im Nacken zusammengebunden und hatte seinen Glanz verloren.
Doch die Veränderungen gingen weit tiefer als nur die äußere Erscheinung. Er hatte einmal geglaubt, dass sie nicht wahrnahm, was um sie herum vorging, doch nichts konnte der Wahrheit ferner sein. Es überraschte ihn, wie aufmerksam sie auf die Bedürfnisse ihrer Leute reagierte. Ob es darum ging, die Männer einzuteilen, damit sie den Frauen, die bei dem Angriff ihre Ehemänner verloren hatten, bei der Feldarbeit oder dem Vieh halfen, oder jemandem tröstend einen Händedruck oder eine Umarmung zu schenken – Caitrina war zur Stelle.
Die Liebe und Zuneigung, die sie einst offen ihrer Familie gezeigt hatte, war nun auf ihren Clan übergegangen.
Doch ob zu recht oder nicht, Jamie wollte sie für sich selbst.
Die Zerstörung ihres Heims und ihrer Familie hatte sie gezwungen, erwachsen zu werden und mehr Verantwortung zu übernehmen. Er konnte die Frau, die sie geworden war, bewundern, aber nicht alle diese Veränderungen waren begrüßenswert. Ihr waren die Illusionen geraubt worden, und es gab nichts, was er tun konnte, um ihr ihre jugendliche Unschuld zurückzugeben. Er würde alles dafür tun, ihre Augen vor Freude strahlen zu sehen, ohne dass Trauer und Verlust sie trübten.
Doch seine unmittelbarere Sorge galt ihrer Gesundheit. Zeichen der Erschöpfung zeigten sich in ihrem blassen Gesicht, und er wusste, dass sie wahrscheinlich ebenso wenig Schlaf bekam wie er. Sie arbeitete so verdammt hart, und er würde nicht tatenlos zusehen, wie sie sich völlig verausgabte.
Sie hatte einmal behauptet, dass er sie als ein Besitzstück wollte, als hübsche Zierde an seiner Seite. Wenn an dieser Behauptung jemals ein Körnchen Wahrheit gewesen war, dann traf das nun nicht mehr zu.
Er wäre stolz darauf, sie an seiner Seite zu haben, nicht wegen ihrer Schönheit, sondern wegen ihrer Stärke und Widerstandskraft. Wegen ihres Temperaments und ihrer Leidenschaft. Wegen ihres inneren Antriebs, der dem seinen in nichts nachstand. Und wegen des Mitgefühls, das sie in dieser Woche unzählige Male
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