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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Geburtstag vor mehr als einem Monat selbst für mich verantwortlich bin. Außerdem ist mir die Vormundschaft für die anderen übertragen worden, und ich habe dich als Vormund abgelöst. Folglich geht es dich rein gar nichts mehr an, wo wir in Zukunft leben.«
    Em spürte das vertraute Kribbeln über ihren Rücken laufen. Jonas war eingetroffen. Er war zwar nahe bei ihr, aber nicht so nahe, dass er die Angelegenheit noch schlimmer machte.
    »So ist es.« Sie konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf die wirkliche Bedrohung im Gasthaus. »Was wir mit unserem Leben anstellen, wir alle, ist nicht länger deine Sache.«
    Harolds wachsame blaue Augen bewegten sich rasch nach rechts, dann nach links, und ruhten schließlich auf ihrem Gesicht. »Es kümmert mich nicht, was dieser neugierige Anwalt behauptet. Ich bin dein leiblicher Onkel, deine Familie, und ich weiß, was das Beste für dich ist.« Wieder stieß er mit dem Spazierstock auf den Boden.
    Em merkte, dass Jonas unruhig wurde. »Ich befürchte, Onkel, darüber wirst du noch einmal nachdenken müssen.« Wieder hob sie das Kinn. »Wir fühlen uns hier sehr wohl.«
    Harold sah aus, als würde ihn gleich der Schlag treffen. »Verdammt! Du tust, was ich dir sage! Hol deine Sachen und zwar sofort! Und vergiss deine nichtsnutzige Schwester und deinen verdammten Bruder nicht!«
    »Nein.« Em behauptete ihr Terrain. Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. Es war immer noch die beste Verteidigung. »Wir werden nicht nach Runcorn zurückkehren, um dort wie unbezahlte Bedienstete für dich zu schuften. Dazu hast du uns, dein eigen Fleisch und Blut, in den vergangenen acht Jahren lange genug genötigt. Aber damit hat es jetzt ein Ende. Ich schlage vor, dass du nach Runcorn zurückkehrst und dir ein paar Angestellte suchst. Denn ich könnte mir vorstellen, dass es für dich allein in dem großen Haus recht einsam ist.«
    Harolds Miene zeigte, dass er seinen Ohren nicht traute. »Das«, behauptete er in voller Lautstärke, »ist nicht richtig! Ganz gleich, was dieser verschlagene Anwalt sagt!«
    Zum ersten Mal ließ er den Blick auf der Suche nach Unterstützung über sein Publikum schweifen, über faszinierte Gesichter, die ihn wie gebannt anstarrten, über die Frauen, dann langsamer über die Männer in der Gaststube - um ihn schließlich auf dem Mann ruhen zu lassen, der zwei Schritte hinter Em stand. Jonas. »He, wer ist der Amtsrichter in diesem Dorf?«
    Die Betonung des Wortes »Dorf« ließ keinen Zweifel an seiner Geringschätzung. Jonas lächelte trotzdem. Em bemerkte es aus den Augenwinkeln. Wenn er sie anlächelte, war er offenbar der Meinung, dass sie der Angelegenheit gewachsen war.
    »Wie der Zufall es will, ist der Amtsrichter mein Vater«, entgegnete Jonas. »Aber er ist auf Reisen und wird erst in einiger Zeit zurückerwartet.« Er unterließ den Hinweis darauf, dass er wegen der längeren Abwesenheit seines Vaters die Aufgabe selbst übernommen hatte.
    Harold durchbohrte Em mit einem funkelnden Blick. Em zeigte sich vollkommen unbeeindruckt. »Ich werde warten«, grollte der alte Schurke.
    Den zornigen Blick hatte er immer noch auf Em gerichtet, als er ein letztes Mal mit dem Spazierstock auf den Boden stampfte, sich zur Tür wandte und ausstieß: »Das Gesetz wird zeigen, dass ich im Recht bin. Der Richter wird mich wieder als deinen Vormund einsetzen, und dann, Missy, werden deine Halbschwestern sich auf der Straße durchschlagen müssen, während du mit deiner Schwester in Runcorn die Fußböden schrubbst! Denk an meine Worte!«
    Jonas trat neben Em, aber der alte Kerl hatte seine Rede bereits beendet. Er machte auf dem Absatz kehrt und eilte aus dem Gasthaus, bevor Jonas oder Joshua - der wenige Minuten zuvor in den Schankraum gekommen war - ihn vor die Tür begleiten konnten. Oder einer der vielen anderen Männer, die sich inzwischen erhoben hatten.
    Jonas kannte Ems Vorliebe dafür, sich das letzte Wort zu sichern, und war überrascht, als sie ihren Onkel - war er wirklich ihr Onkel? - aus dem Gasthaus ziehen ließ.
    Er schaute sie an. Em hatte den Kopf erhoben, den Rücken gestrafft und beobachtete, wie der alte Mann durch die Tür nach draußen trat und verschwand ... Erst jetzt begann sie zu zittern.
    Em fand sich in einen der Lehnstühle gedrückt. Jonas gab die Befehle, Joshua wachte aufmerksam über deren Befolgung. Lady Fortemain und die alte Mrs Smollet saßen an ihrer Seite, tätschelten ihr die Hand und versicherten Em, dass

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