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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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vollbracht hatte - vertrieb die verstörenden Gedanken an ihren Onkel aus ihrem Kopf, und zwar durch die Beschäftigung mit einer Sache, die ihr großes Vergnügen bereitete.
    Es gab keinen Zweifel daran, dass die Leitung der Gastwirtschaft ihr Spaß machte.
    Jonas lehnte sich zurück, ließ sich von ihr ihre künftigen Pläne darlegen und war in jeder Hinsicht zufrieden.
    »Ich möchte mit meiner Nichte sprechen, Sir. Holen Sie sie her, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Em saß in ihrem Büro am Schreibtisch und hörte Harolds arrogant vorgetragene Bitte. Sie war nicht die Spur überrascht. Vierundzwanzig Stunden hatte er verstreichen lassen und war jetzt zurückgekommen, um sie in einem zweiten Anlauf nach Kräften einzuschüchtern. Weil sie viele Jahre lang nachgegeben hatte - all die Jahre, in denen er ihr amtlicher Vormund gewesen war und sie keine andere Wahl gehabt hatte -, war er wohl überzeugt, dass er nur mehr Druck ausüben musste, um sie zur Kapitulation zu zwingen.
    Edgar erwiderte ungewöhnlich scharf, dass er sich »erkundigen« wolle, ob sie zu sprechen sei; sie hörte, wie seine Schritte langsam näher kamen.
    Und überlegte, ob sie Harold in ihr Büro bitten sollte. Aber der Raum war sehr klein.
    Em seufzte innerlich und erhob sich. Sie schickte Edgar zurück, kaum dass er in der Tür erschienen war. »Ja, ich habe es gehört. Ich werde draußen mit ihm sprechen.«
    Im Schankraum, wo sich zahlreiche Unterstützer aufhielten.
    Harold bemerkte, wie sie am Tresen vorbei in die Gaststube kam. Er versteifte sich, schien sich dann aber mühsam an seine Manieren zu erinnern, und nahm den Hut ab.
    Em blieb zwei Schritte entfernt stehen, nickte höflich. »Guten Morgen, Onkel Harold. Was kann ich für dich tun?«
    Die Formulierung war unglücklich gewählt, denn Harold nahm sie beim Wort. »Du kannst diesen Unsinn hier vergessen und nach Runcorn zurückkehren.« Sein Tonfall klang verärgert, gekränkt, wie er selbst bemerkte und seine Annäherung sanfter gestaltete. Er versuchte es mit einem väterlichen Lächeln. »Wirklich, Emily, du musst doch sehen, wie unangemessen es ist, dass du diese Wirtschaft führst. Deine liebe Mutter würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie sehen könnte, wie du diese Leute bedienst, dem gemeinen Volk auf den leisesten Wink hin gehorchst. Wenn du auch nur einen Hauch Familienehre im Leib hast, dann weißt du, dass die Rückkehr nach Runcorn das einzig Richtige ist...«
    »... um mich für den Rest meines Lebens deiner Bequemlichkeit zu widmen?« Em zog die Brauen hoch und verschränkte die Arme. »Nein, danke. Ich fühle mich hier sehr wohl, und so geht es auch den anderen. Das Dorf hat uns willkommen geheißen, und hier bringt man unserer Arbeit wenigstens Wertschätzung entgegen.«
    Harold schnaubte. »Papperlapapp! Als ob Runcorn noch von Höhlenmenschen bewohnt würde ... und was die Wertschätzung betrifft ...«
    »Onkel Harold.« Em hob die Hand, um seinen Redeschwall einzudämmen. »Die Sache ist ganz einfach. Ich möchte nicht nach Runcorn zurück. Die anderen möchten nicht nach Runcorn zurück.«
    »Hast du sie denn gefragt? Ihnen überhaupt erzählt, dass ich hier bin?«
    Em nickte. »Das habe ich. Sie möchten dich nicht sehen, sie möchten nicht mit dir sprechen. Und rechtlich gesehen hast du keinerlei Anspruch auf Umgang mit ihnen.«
    Issy und Henry hatten sogar ausdrücklich gewünscht, ihn nicht sehen zu müssen. Sie wussten kein freundliches Wort über ihn zu sagen, und was sie ihm zu sagen hatte, wäre niemandem eine Hilfe. Beide hatten sich einverstanden erklärt, dass Em mit Harold verfuhr, wie sie es für richtig hielt.
    Em löste die verschränkten Arme, bevor sie fortfuhr. »So ist die Lage der Dinge. Und mehr habe ich dazu nicht zu sagen.«
    Die Röte stieg Harold in die Wangen. Seine Miene wirkte verzerrt, als er mit dem Finger vor ihrem Gesicht wackelte. »Hör zu, Missy, ich ...«
    »Sieht mir ganz danach aus«, unterbrach eine düstere Stimme langsam seine Worte, »als wäre es höchste Zeit, dass Sie verschwinden, Sir. Entschuldigen Sie, aber es scheint, als hätten Sie die Gastfreundschaft hier schon arg strapaziert.«
    Oscar, der jüngere Bruder des Hufschmieds Thompson, war an Harolds Seite aufgetaucht. Der Vorarbeiter der Colyton Import Company war zwar kleiner als sein älterer Bruder, doch immer noch ein sehr stattlicher Mann; er musste sich nicht strecken, um einschüchternd zu wirken.
    Harolds Gesicht verzog sich unansehnlich. »Hören Sie

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