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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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stieg vor ihm die Treppe hinunter. »Ich bin nicht sicher, ob ich es wirklich wissen will ... aber warum dann?«
    Jonas lachte noch lauter. »Wegen Ihrer Augen.« Er schaute sie an, als sie ihm einen überraschten Blick zuwarf. »Sie schimmerten so hell und so ... voller Neugier. Wie bei einem kleinen Spatzen.«
    »Hmm.« Ohne eine weitere Bemerkung ging Em weiter die Treppe hinunter.
    In der Küche plauderten sie einen Moment mit Hilda und gingen dann durch die Tür ins Freie.
    Hildas Nichten hielten sich im Küchengarten auf und gruben Rüben aus. Eines der Waschmädchen war bei der Arbeit, eilte ins Waschhaus hinein und wieder hinaus. Em redete sich ein, dass sie über die Gesellschaft froh war; heute konnte er sie unmöglich küssen.
    In der Mitte des Hofes blieb sie stehen und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich hoffe, es hat Ihnen geschmeckt.«
    Jonas ergriff ihre Hand, und Em hatte keine Ahnung, wie er es schaffte, die schlichte Berührung sowohl beiläufig als auch beinahe intim wirken zu lassen. Er schaute ihr in die Augen. Sein Daumen rieb über ihre Finger, eine Zärtlichkeit, die ein schmerzendes Verlangen in ihr wach werden ließ.
    Keinen Kuss, mahnte sie sich ebenso stumm wie eindringlich.
    Jonas lächelte, als hätte er es hören können. »Diesmal bin ich es, der Ihnen zu Dank verpflichtet ist. Die Mahlzeit, Ihre Gesellschaft, das war«, das Lächeln verflüchtigte sich, »perfekt. Mehr als das.« Er zögerte, als wolle er noch etwas hinzufügen, lächelte dann aber wieder sanft, vertraulich; hob ihre Hand und fuhr mit den Lippen über die empfindliche Innenseite ihrer Finger.
    Obwohl sie sich gegen die Empfindung wappnete, prickelte ihr ein Schauder über den Rücken. Jonas spürte es und musterte sie noch eindringlicher.
    Er betrachtete ihre Lippen. Unwillkürlich fiel Ems Blick auf seine.
    Die Welt um sie herum war wie in einen Nebel versunken. Eine Kraft, die förmlich mit Händen zu greifen war, zog sie wie magisch zueinander. Es war, als würde ein Magnet sie unwiderstehlich in seine Arme ziehen. Ihr Widerstand wurde schwächer, schmolz dahin; sie schwankte ...
    Jonas atmete scharf ein und trat zurück.
    Sie schaute ihm direkt in die Augen, spürte, wie ihre Lippen bebten.
    Er fing ihren Blick auf, zögerte wieder, neigte dann aber steif und höflich den Kopf. »Bis später.« Er ließ ihre Hand los und trennte sich von ihr.
    Seine Worte klangen schwer, zögernd, unwillig. Aber mit einem letzten Gruß ging er davon.
    Em schaute zu, wie er den Pfad betrat und die Schatten der Bäume seine breitschultrige Gestalt bald verschluckt hatten.
    Sie wartete, bis ihre Sinne sich besänftigt und die Nerven sich beruhigt hatten.
    Es war nicht gerade vernünftig, sich in einen Gentleman zu verlieben, der erklärt hatte, dass sie ihm gehören solle. Ihm gehören - als seine Geliebte.
    Em war klar, dass sie sich nicht für diese Stellung eignete. Niemals eignen würde. Aber ...
    Ihrer Erfahrung nach gab es immer ein »Aber«. Es gab immer eine andere Seite der Medaille, und in diesem Fall lag das »Aber« klar auf der Hand. Es war der Grund dafür, warum ein Teil in ihrem Innern - die unbesonnene Colyton, ihr wahres Herz und ihre echte Seele - sie hartnäckig und mit aller Macht in die Richtung ziehen wollte, die jener anderen Richtung genau entgegengesetzt war, in welche die nüchterne, kluge, empfindliche Seite in ihr sie drängte.
    Außerdem wusste sie, welchen Köder Jonas Tallent so verlockend vor ihrer Nase baumeln ließ, verstand die Grundlage der Verführung. Aber ... würde dies möglicherweise die einzige Gelegenheit in ihrem Leben bleiben, die Wunder der körperlichen Liebe zu erkunden? In ein Land aufzubrechen, in das sie sich bisher nicht vorgewagt hatte? In der Vergangenheit war Ems Interesse lediglich theoretischer Natur gewesen. Aber nun ... nun war ihr Verlangen, ihr Wissensdurst, alles andere als theoretisch. Und wurde von einer Macht getrieben, die sie nicht verstehen, sondern nur spüren konnte; die sie dazu drängte, |onas Tallent zu küssen und ihn zu ermutigen, sie zu küssen, und noch mehr ...
    Ihre nüchterne, kluge und empfindsame Seite wusste genau, dass sie der Verlockung nicht nachgeben durfte. Em war sich hingegen nicht im Klaren darüber, was die waghalsige Colyton im Schilde führte.
    »Miss?«
    Sie drehte sich um und entdeckte Hilda im Türrahmen.
    »Würden Sie vielleicht einmal diesen Karamellpudding probieren?«, rief Hilda. »Ich glaube, er ist eine Spur zu süß.«
    Em

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