Stolz und Verfuehrung
Sie eine Ahnung, wessen Haus damit gemeint sein könnte?«
Mrs Thompson legte die Stirn in nachdenkliche Falten. Nach ein paar Sekunden schüttelte sie den Kopf. »Nein. Ich habe keine Ahnung. Aber ich muss gestehen, dass mir die Worte irgendwie ... vertraut Vorkommen.«
Sie konzentrierte sich wieder auf Em und tätschelte ihr die Hand. »Lassen Sie mich eine Weile darüber nachdenken, meine Liebe. Wenn es sein soll, dann wird mir der rettende Einfall schon noch kommen.«
Jonas konnte Ems entmutigten Seufzer förmlich hören, als sie sich erhob und sich mit einem etwas gezwungen wirkenden Lächeln von Mrs Thompson verabschiedete.
Jonas folgte Em an der Schmiede vorbei hinaus auf die Straße und spazierte neben ihr den Weg entlang. Es war ungewöhnlich, dass sie eher niedergeschlagen und mit gesenktem Kopf neben ihm trottete. »Lass dich nicht entmutigen. Du fängst doch gerade erst an. Diese Ladys werden sich die Worte immer wieder vorsagen und es ihren Freundinnen weitererzählen. Es ist genau so, wie Mrs Thompson prophezeit. Irgendwann wird die Antwort schon kommen.«
Er stieß Em mit dem Ellbogen an, als sie nicht antwortete. »Gib der Angelegenheit ein wenig Zeit.«
Em nickte, atmete dann tief durch und hob den Kopf. Sie ließ den Blick den Weg entlangschweifen. Bis zum Gasthaus, das ein Stück vor ihnen lag. Er konnte ihr ansehen, wie in ihrem Innern förmlich ein Hebel umgeworfen wurde, als sie ihre Konzentration auf etwas anderes richtete.
Er kam ihrer Bemerkung zuvor. »Das Gasthaus läuft gut.« Das war, gelinde gesagt, untertrieben; das wiederbelebte Red Beils machte mehr Umsatz, als sich selbst der unverbesserlichste Optimist je hätte träumen lassen.
»Hm. Ich hoffe, dass für das Dinner heute Abend alles vorbereitet ist. Wir sind zum ersten Mal restlos ausgebucht, hatte ich das schon erwähnt?«
»Nein. Aber es überrascht mich nicht.« Es war Samstag, und nicht nur die Leute im Dorf, sondern auch die Bewohner der umliegenden Anwesen und Bauernhöfe schienen das Red Beils ins Herz geschlossen zu haben. Im Gasthaus ging es geschäftiger zu als je zuvor.
Die Hände in den Hosentaschen vergraben, spazierte er weiter neben ihr, fragte und sagte nichts, konnte aber an ihrem Gesichtsausdruck ablesen, dass sie über das Gasthaus nachdachte - was viel besser war, als sich über die weit weniger erfolgreiche Suche nach dem Schatz den Kopf zu zerbrechen.
Der Schatz selbst interessierte ihn nicht besonders. Er half ihr bei der Suche, weil der Schatz für sie wichtig war. Und obwohl sie es nicht ausdrücklich gesagt hatte, hatte er dennoch den Eindruck gewonnen, dass sie zuerst den Schatz finden wollte, bevor sie einen Gedanken an eine Heirat verschwenden würde. Also lag es auch in seinem Interesse, dass sie besagten Schatz so schnell wie möglich fand.
Aber noch mehr als das wollte er sie glücklich und zufrieden sehen. Was konnte dafür wichtiger sein, als den Schatz zu heben?
Die vergangenen zwei Nächte hatte er in ihrem Bett verbracht und hatte nicht die Absicht, diesen Platz wieder zu räumen. Als sie in seinen Armen gelegen hatte, hatte sie ihm in den stilleren Momenten mehr über den Schatz erzählt - hatte ihm ihre Sicht auf die Dinge erklärt und die Gründe genannt, warum es ihr so wichtig war.
Es war nicht der Schatz an sich, hinter dem sie her war, sondern das, was er bedeutete; und nicht nur, was er für sie bedeutete, sondern mehr noch für ihre Schwestern und ihren Bruder.
Der Schatz würde Henrys Zukunft und der Familie den gesellschaftlichen Stand sichern, in den sie hineingeboren war. Er würde den Schwestern die Mitgift finanzieren und ihre eigene auffüllen, die sie, wie er richtig aus ihren Worten heraushörte, größtenteils für die Flucht aus dem Haus ihres Onkels geopfert hatte.
Das alles war gut und schön, aber aus seiner Sicht nicht entscheidend. Denn wenn sie ihn heiratete, würden ihre Schwestern und ihr Bruder unter seinem Schutz stehen; so wäre angemessen für die Zukunft der ganzen Familie gesorgt.
Und was ihre Mitgift betraf, es kümmerte ihn nicht, wenn sie keinen Penny vorweisen konnte. Dank seiner Verbindung zu den Cynsters, die ihn mit der Welt der Kapitalanlagen bekannt gemacht hatten, war er mehr als nur wohlhabend.
Natürlich wusste Em nichts davon. Und er musste zugeben, dass es ausgesprochen angenehm war, den Verdacht ausgeräumt zu wissen, ihrer oder seiner Entscheidung für die Ehe könnte finanzielles Kalkül zugrunde liegen.
Doch er konnte ihre
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