Stolz und Verfuehrung
Beutel aus der Hand. »Das nehme ich.«
Knurrend kam der Verbrecher wieder zu Sinnen und versuchte, sich auf den Beutel zu werfen.
Jonas wehrte ihn ab und schleuderte den Beutel so weit hinter sich, dass er scheppernd gegen die hintere Mauer fiel.
Anschließend schwang er den Arm wieder nach vorn und zielte mit der Faust auf Hadleys Bauch. Hadley sprang zurück und nutzte die Laterne, um den Schlag in eine andere Richtung zu lenken.
Dabei fiel ihm die Laterne aus der Hand und rollte wild flackernd fort. Jonas fand das Gleichgewicht wieder und sah, wie Hadley in seiner Tasche wühlte, wütend versuchte, etwas herauszuziehen ... eine Pistole?
Er wartete nicht ab, bis es zu spät war, sondern warf sich auf Hadley.
Hadley wühlte nicht länger nach seiner Waffe, sondern stellte sich Jonas. Sie packten einander an den Armen, wirbelten erst in die eine, dann in die andere Richtung, kämpften in den schmalen Gängen zwischen den Gräbern.
Jonas war ein paar Zentimeter größer als sein Gegner, doch Hadley war schwerer; weder der eine noch der andere hatten einen echten Vorteil, als sie auf dem begrenzten Raum vor- und zurücktaumelten. Sie stießen sich an den Gräbern der längst verblichenen Colytons, an den erbarmungslosen Steinen, keiner konnte die Oberhand gewinnen.
Dann gelang es Jonas, seinen rechten Arm zu befreien. Er rammte die Faust auf Hadleys Kiefer. Der Schlag strotzte vor Wut und wachsender Sorge um Em und die Zwillinge. Wo mochten sie sich aufhalten? Waren sie unverletzt und in Sicherheit?
Hadley taumelte rückwärts, lockerte seinen Griff. Keuchend nutzte Jonas die Chance, riss sich aus der Umklammerung und ließ sich über eine frei stehende Grabstätte rollen. Bevor er sich wieder rühren konnte, tauchte Hadley auf der anderen Seite auf - mit einer Pistole in der Hand.
Jonas tauchte seitlich weg, spürte aber, wie die Kugel seine linke Schulter streifte und eine feurige Schneise schlug.
Hadley nahm sich nicht die Zeit, den Schaden zu inspizieren, sondern schmiss die nun wertlos gewordene Pistole in Jonas’ Richtung und sorgte so dafür, dass sein Gegner sich wieder duckte. Dann rannte er um das Grab herum, steuerte direkt die Stelle an der Mauer an, wo der Schatz gelandet war.
Aus der Gruft über ihnen drangen Stimmen an sein Ohr. Hadley blieb abrupt stehen.
»Dort unten muss er sein.« Thompsons tiefe Stimme schien die Stufen zum Gewölbe hinunterzupoltern.
»Dann lass uns nach unten gehen und nachsehen.« Auf Oscars Antwort folgten schwere Schritte auf den steinernen Stufen.
Jonas stützte sich auf ein Grab, um sich wieder aufzurichten. »Schnell! Hier runter!« Er drängte sich rückwärts zwischen Hadley und den Tunnel, aus dem der Kerl gekommen war.
Mit aufgerissenen Augen ließ Hadley den Blick zwischen ihm und der Steintreppe hin und her schweifen. Die Treppe war der einzige Weg, der nach oben führte, jetzt allerdings versperrt durch Oscars und Thompsons massige Körper.
Hadley schaute mit gesenktem Blick zu dem Schatz hinüber, der außer Reichweite am anderen Ende des Gewölbes lag. Dann warf er einen Blick über die Schulter - auf die Öffnung des zweiten Tunnels am gegenüberliegenden Ende.
Falls er sich für den Schatz entschied, säße er in der Falle, hätte Jonas, Oscar und Thompson zwischen sich und sämtlichen Ausgängen.
Hadley knurrte frustriert und wütend, schnappte sich die herabgefallene Laterne, die immer noch glomm, wirbelte herum und flüchtete ... quer durch das Gewölbe zum zweiten Tunnel.
Stirnrunzelnd schaute Jonas dem schwächer werdenden Licht nach.
Mit einer Laterne in der Hand kam Oscar die Treppe herunter, er hatte Hadleys Flucht ebenfalls beobachtet. Nun ließ er das Licht durch das Gewölbe schweifen und entdeckte Jonas in der Dunkelheit. »Was geht hier vor?«
Auf diese Frage konnte Jonas jetzt nicht antworten, Em und die Zwillinge standen an erster Stelle. Er winkte. »Geben Sie mir die Laterne. Haben Sie noch eine?«
»Aye.« Thompson war seinem Bruder mit einem weiteren Licht die Treppe hinuntergefolgt. »Das hier sind die letzten beiden Laternen. Eigentlich sollte es vier geben. Ich habe keine Ahnung, wo die anderen beiden sind.«
»Hadley ist der Verbrecher. Er ist gerade eben mit einer Laterne in den Tunnel gerannt.« Mit einer Kopfbewegung deutete Jonas auf die entfernt liegende Öffnung. »Ich glaube, dass Em die andere Laterne hat.« Er hoffte es inständig, denn er hegte den Verdacht, dass sie sich nicht gern in vollkommener
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