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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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kleiner Fluss, und im Oktober stand das Wasser nicht besonders hoch. Aber unter der sanft plätschernden Oberfläche herrschten stellenweise starke Strömungen, und entlang seines Laufs verteilten sich Untiefen.
    Zu tief für zwei kleine Mädchen, die hineinrutschten.
    Eigentlich hatte Jonas ihrer Aufmerksamkeit entgehen wollen, bis sein Versprechen einer Ausfahrt mit der Kutsche in Vergessenheit geraten war. Überdies ließen ihn die Zwillinge, ganz wie Em es vorgesehen hatte, zwar nicht nervös, aber doch wachsam werden. Schließlich war er Seite an Seite mit Phyllida aufgewachsen; aber der Umgang mit einer Schwester war etwas anderes als der Umgang mit den Zwillingen, noch dazu mit zukünftigen Schwägerinnen.
    Aber ... die Mädchen schlenderten immer weiter, hüpften und sprangen durch den Mais.
    Seufzend trieb Jonas seinen Wallach an und bewegte sich langsam in Richtung der Zwillinge. Er kam näher, drückte Jupiter die Fersen in die Flanken, noch bevor die zwei ihn entdeckt hatten, ließ ihn traben und steuerte auf den Abschnitt zwischen den Mädchen und dem Fluss zu.
    Als er sich direkt vor ihnen befand, zügelte er sein Pferd in den Stand.
    Erschrocken hielten die beiden inne. Schauten zu ihm auf, erkannten ihn und lächelten strahlend.
    Bevor die Freude ganz von ihnen Besitz ergriffen hatte, warf er ihnen einen bösen Blick zu. »Wissen eure Schwestern, wo ihr euch aufhaltet?«
    Die Frage ließ sie abrupt innehalten. Die freudigen Ausrufe blieben ihnen im Halse stecken. Stattdessen wechselten sie Blicke, verabredeten stumm, was sie ihm sagen sollten, und schauten ihn dann wieder an.
    »Nein«, gestand Gertie.
    »Wir sollten oben sein und zeichnen.« Bea ließ die Worte klingen, als handelte es sich um die größte Zeitverschwendung, die jemals erfunden worden war. »Aber es war viel zu schön, um im Haus zu hocken.«
    Ihre Gesichtszüge machten deutlich, dass sie Verständnis und Mitgefühl von ihm erwarteten. Tatsächlich empfand er es auch und zeigte es ihnen durch sein Minenspiel. »Verständlich. Aber ... es mag sein, dass der Mais und der Fluss friedlich und ungefährlich aussehen. Doch die Gefahren lauern überall. Zum Beispiel ...«
    Jonas ließ seiner Fantasie freien Lauf und zählte eine Reihe möglicher Gefahren auf. Die Mädchen sahen nicht besonders erschrocken aus, als er erläuterte, wie sehr es ihre Schwestern aufregen würde, wenn ihnen etwas zustieße. Ernster wurden sie erst, als er betonte, dass niemand wissen würde, wo man sie retten solle, weil sie ohne Erlaubnis das Haus verlassen hatten, sodass er ermutigt schloss: »Und im Moment hat Em mit dem Gasthaus und ihrer Suche schon genug zu tun, ohne dass ihr beiden für zusätzliche Aufregung sorgt, meint ihr nicht?«
    Bei diesen Worten wechselten sie wieder Blicke, diesmal zerknirscht.
    »Wir wollten nur forschen. Nur ein bisschen.« Bea schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln.
    Jonas war mittlerweile davon überzeugt, dass sie nicht vor ihm davonlaufen würden, und schwang sich aus dem Sattel. »Kommt schon. Ich bringe euch nach Hause.«
    Sie kehrten dem Fluss den Rücken zu, nahmen die Abkürzung quer durch das Feld und folgten dann der nächsten Hecke zurück zum Wäldchen. Die Mädchen gingen an seiner Seite, während er mit Jupiters Zügeln in der Hand dahinstapfte. Der kräftige Wallach schnaubte ungehalten, weil er im Schritt gehen musste, anstatt zu galoppieren.
    »Wir wollten doch nur sehen, was es dort draußen gibt«, behauptete Gertie und senkte den Blick auf den Weg, während sie neben Jonas marschierte. »Weil wir glauben, dass wir eine Weile hierbleiben werden.«
    Wenn ich ein Wörtchen mitzureden hätte, erwiderte Jonas stumm, dann würdet ihr eine sehr lange Weile hierbleiben.
    »Das machen doch alle Colytons«, ergänzte Bea, als wären damit sämtliche Fragen beantwortet.
    Jonas kannte die Geschichten um die Gründer des Dorfes, die, wie man sich erzählte, allesamt unverbesserliche Abenteurer gewesen sein sollen. Es schien, als wäre den Zwillingen diese Geschichte zu Ohren gekommen und als hätten sie beschlossen, dass allein die Tatsache, in Colyton zu wohnen, nach Abenteuern verlangte.
    »Wie auch immer«, meinte er, »ich habe meine Zweifel, dass eure Schwestern das gutheißen würden.«
    Bea zog eine entsetzte Miene. »Bestimmt nicht.«
    »Sie wollen, dass wir in Sicherheit sind.« Gertie ließ den Blick über Jupiter schweifen. »Ist er ein braves Pferd?«
    Jonas musterte den Wallach, der sich offenbar damit

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