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Stolz und Verfuehrung

Titel: Stolz und Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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auf sie.
    Em beobachtete ihn ein paar Minuten lang, fragte sich, ob der Ball und das Schlagholz wohl ihm gehörten. Es würde sie nicht wundern, wenn es tatsächlich so wäre.
    Dann betrachtete sie wieder die spielenden Kinder auf dem Anger, betrachtete ihre Schwestern, das Lachen in ihren Gesichtern und wie sie offen und unbekümmert mit den anderen Kindern spielten.
    Den Zwillingen fiel es nicht leicht, Freundschaften zu schließen. Denn als Zwillinge konnten sie immer aufeinander zählen; sie neigten dazu, sich eng zusammenzuschließen. Und weil das Band zwischen ihnen sehr stark war, konnte ein Außenstehender gewöhnlich nicht eindringen. Obwohl Em die Mädchen erst im vergangenen Jahr und erst im Schulalter zu sich genommen hatte, war ihr der Mangel an Geselligkeit und entsprechenden sozialen Fähigkeiten aufgefallen. Aber es war keine leichte Aufgabe, den Horizont der Mädchen zu erweitern; die beiden schienen sich selbst zu genügen und niemand anderen zu brauchen. Niemanden außer Issy, Henry und ihre große Schwester, ihre Familie. Bea und Gertie sahen einfach keine Notwendigkeit, Freundschaften zu schließen.
    Und dort waren sie, spielten mit, wenn auch ein wenig zurückhaltend, wie Em sogar aus der Entfernung sehen konnte. Aber sie gaben sich Mühe, Teil eines größeren Ganzen zu werden.
    Nachdem sie noch ein paar Minuten zugesehen hatte, machte sie sich wieder auf den Weg. Neben der Bank, auf der Jonas saß, blieb sie stehen und betrachtete das Spiel.
    Jonas schaute sie an. Sie fühlte seinen Blick auf ihrem Gesicht. Als sie nicht reagierte, spürte sie, wie sein Blick langsam an ihrem Körper hinunterglitt. Dennoch drehte sie sich nicht zu ihm hin.
    Em konnte nicht sagen, ob das, was er getan hatte, zufällig geschehen war, oder ob er wissentlich den Weg der Zwillinge gekreuzt hatte - um ihnen eine Tür zu der größeren Gruppe aufzustoßen, indem er das Spiel anregte. Dann fiel ihr ein, dass er selbst ein Zwilling war.
    »Vielen Dank.« Em sah ihm in die Augen. »Es war immer sehr schwer, sie zu so etwas«, sie deutete auf die spielenden Kinder, »zu bewegen.«
    Jonas lächelte, schaute zu den Zwillingen. »Ich weiß, wie es ist. Aber es gibt keinen Ersatz für Kinderspiele, und die Spiele, die man zu zweit spielen kann, sind begrenzt.« Ein paar Sekunden später schaute er sie wieder an. »Die Mädchen lehnten sich aus dem Fenster des oberen Wohnzimmers, als ich vorbeikam. Sie sagten, sie hätten nichts zu tun und dürften hinausgehen.«
    Em zuckte die Schultern. »Stimmt. Sie müssen mich nicht um Erlaubnis bitten, wenn Sie sich in der Nähe aufhalten.«
    Er nickte zustimmend. »Sie müssen rechtzeitig lernen, selbst für sich Verantwortung zu übernehmen.« Sein Blick wanderte wieder zu den Kindern.
    Und überließ Em ihrer eindringlichen Musterung. Ihrer Verwunderung. Bis sie schließlich murmelte: »Das alles müssen Sie nicht tun, wissen Sie. Sie haben mich schon genug beeindruckt.«
    Er lachte leise, schaute kurz zu ihr auf, und seine dunklen Augen glänzten. »Ich weiß.« Wieder blickte er auf die Gemeindewiese. Er hielt inne, atmete tief durch. »Aber ...«
    Schweigend ließen sie ein paar Minuten verstreichen. Em dachte schon, er würde seinen Satz nicht mehr beenden, als er schließlich sagte: »Vielleicht sollte ich mich bei Ihnen bedanken. Und bei Ihrer Familie, ganz besonders bei diesen Teufelchen in Engelsgestalt.« Wieder hielt er inne, bevor er mit weicher, nachdenklicher Stimme fortfuhr. »Langsam wächst in mir die Überzeugung, dass es genau das ist, was ich vermisst habe. Dass dies - über das Dorf zu wachen, besonders über die kommende Generation - ein großer Teil meiner eigentlichen Berufung ist. Ein großer Teil dessen, wofür ich vorgesehen bin.« Seine Stimme wurde leiser. »Was ich auf dieser Erde vollbringen soll.«
    Em musterte sein Gesicht, wusste, dass er es ernst meinte und dass seine Worte nach innen gerichtet waren, mehr an sich selbst als an sie. Sie erwiderte nichts, speicherte seine Bemerkungen aber, um später über sie nachdenken zu können. Später, wenn sie im Bett lag und sich ihn nicht aus dem Kopf schlagen konnte.
    Ihr Blick hatte sich starr auf das Spiel gerichtet. Ohne aufzuschauen, griff er nach ihrer Hand, umklammerte sie unbeirrt und zog sie sanft, aber mit Nachdruck zu sich hinunter. Bis sie die Bank umrundete und sich neben ihn setzte.
    Weder Em noch Jonas sprachen ein Wort, sondern saßen einfach auf der Bank und schauten dem Spiel zu. Lächelten

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