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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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…“
    Je vehementer sie wurde, desto tiefer wurde auch die Falte auf seiner Stirn. „Was willst du damit sagen?“
    „Ich bin das Resultat einer Affäre meiner Mutter mit einem verheirateten Mann“, stieß Molly zwischen den Zähnen hervor. „Sie starb, als ich neun Jahre alt war. Meine Großmutter nahm mich und meine Halbschwester bei sich auf. Meine Schwester war ehelich geboren, also behielt meine Großmutter sie. Mich aber gab sie zur Adoption frei. Was sie betraf, so war ich nur eine Peinlichkeit, die niemals hätte geboren werden dürfen.“
    Diese traurige Geschichte bedrückte Leandro mehr, als er zugeben wollte. Natürlich wusste er, dass ungewollte Kinder oft vertuscht und abgeschoben wurden, und in seiner Familiengeschichte war wahrscheinlich noch Schlimmeres vorgekommen. Selbst heute noch, in diesem liberalen Klima, war es die größte Sorge seiner Mutter, was die Leute denken könnten. Deshalb hielt sie auch Julieta, seine jüngste Schwester, an einer extrem kurzen Leine, aus Angst vor kompromittierenden Schlagzeilen in den Medien.
    „Es tut mir ehrlich leid.“
    „Leere Worte!“, zischelte sie. „Aber kein Kind von mir wird je eine solche Zurückweisung erfahren!“
    „Es wird kein Kind geben. Machen wir uns doch erst Gedanken über das Problem, wenn es tatsächlich aufgetaucht ist, und nicht schon vorher“, riet er trocken.
    „Und was wirst du tun, falls ich schwanger sein sollte?“ Ihre Stimme klang schrill vor Ärger und Stress. Ihr so oder so wackeliges Fundament würde durch eine ungeplante Schwangerschaft endgültig eingerissen. Sie arbeitete unregelmäßige Zeiten in einem Job ohne Perspektive. Ihr knappes Budget ließ keine zusätzlichen Ausgaben für die üblichen Sachen, die Kinder brauchten, zu. Sie hatte keine Familie, die in Notfällen einspringen konnte, und sie wusste nur zu gut, wie schwer es eine alleinerziehende Mutter hatte. Ihre eigene Mutter hatte ja auch kläglich versagt.
    „Das überlegen wir uns, wenn es so weit ist. Falls es überhaupt dazu kommt. Bist du immer ein solcher Pessimist?“ Er empfand ihre Aufregung über etwas, das er persönlich für höchst unwahrscheinlich hielt, einfach nur anstrengend. „Eine Drama-Diva?“
    Mit vor Wut roten Wangen machte sie einen Schritt auf ihn zu. „Wie kannst du es wagen! Hier geht es um mein Leben, und ich will wissen, woran ich bin. Du wirst mir wahrscheinlich Geld für den Abbruch anbieten, oder?“
    Sein Gesicht wurde hart wie Stein. Widerwille und Rage rasten durch ihn hindurch. „Wie kannst du mir so etwas unterstellen!?“, knurrte er schneidend. „Nein, das ist nicht das, was ich tun würde.“
    „Was auch immer!“ Selbst diese Zusicherung konnte ihre Wut nicht mildern. „Dann sollten wir wohl besser hoffen, dass wir nicht in die Lage kommen, uns etwas anderes überlegen zu müssen.“
    Leandro hatte genug Drama für einen Vormittag, es reichte ihm auch, Ziel ihrer unvernünftigen Angriffslust zu sein. Seine Augen blitzten indigniert. „Wann übernimmst du endlich Verantwortung für dein eigenes Handeln und hörst auf damit, mir allein die Schuld zuzuschieben?“
    Diese Erinnerung trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht, hatte er damit doch den wunden Punkt getroffen. „Im Moment wünsche ich nur, dass du gehst.“
    „Keine Angst“, fiel er ihr sofort verächtlich ins Wort. „Ich habe keine Lust mehr, noch länger zu bleiben.“
    Genau in diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und Jez stand auf der Schwelle zu Mollys Zimmer. Mit gerunzelter Stirn schaute er von Molly zu ihrem Besucher und wieder zurück. „Ist alles in Ordnung, Molly?“
    „Leandro wollte gerade gehen“, sagte sie unfreundlich.
    Beschützend trat Jez an ihre Seite. „Ich bin Jez Andrews, ein Freund von Molly“, stellte er sich nüchtern vor. „Ich denke, Sie sollten jetzt tun, was sie sagt, und sich besser verabschieden.“
    Für einen Moment war Leandro von der Gegenwart eines anderen Mannes überrumpelt. Seine aggressiveren Instinkte führten seine Selbstbeherrschung ernsthaft in Versuchung. Er erkannte das besitzergreifende Funkeln in den Augen des anderen sofort. Nicht nur lebten die beiden ganz augenscheinlich unter einem Dach, sie schienen auch einen sehr vertrauten Umgang miteinander zu pflegen.
    „Du weißt, wo du mich erreichen kannst, wenn es nötig wird“, sagte er eisig zu Molly.
    Sie stand wie erstarrt da, bis sie das Schlagen der Haustür hörte. Erst dann verlor sie die Fassung und brach in Tränen aus. Zwar

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