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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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– Gesundheit und Glück für meine Mutter, Gerechtigkeit für böse Taten, Erfolg in der Arbeit und dergleichen. Ich habe nie verstanden, warum Menschen so versessen auf bestimmte Gegenstände sind. Diese Art von obsessivem, überwältigendem Verlangen ist mir fremd.«
    Er sprach ohne jede Betonung. Nichts, was er sagte, verriet irgendeine Emotion, aber trotzdem nahm Eliza in seinen Worten eine unterschwellige Bedeutung wahr.
    »Warum erzählst du mir das?«, fragte sie weich, während sie mit beiden Händen seine Hand umfasste.
    »Ich bin der Einzige, der diese Etage benutzt«, sagte er und ging weiter. »Abgesehen von meinen Räumlichkeiten sind die restlichen Zimmer unbewohnt.«
    Langsam wurde es Eliza zu dumm, dass er ihren Fragen ständig auswich. Sie konnte seine Stimmung nicht deuten. So durcheinander, wie sie war, hatte sie nicht die Energie, auch noch seine Gefühle zu interpretieren.
    Schließlich gelangten sie vor einer geöffneten Flügeltür an. Mit einer Handbewegung ließ Jasper Eliza den Vortritt.
    Gespannt schritt Eliza über die Schwelle. Wie ihr eigener Raum im Melville-Haus war auch Jaspers Wohnzimmer in Burgundertönen gehalten, die durch gelegentliche helle Farbtupfer aufgefrischt wurden. Doch im Gegensatz zu ihrem Zimmer war dieser Raum durch und durch männlich. Die Stoffe waren ohne jede Quasten oder Muster, und die Tische und Stühle wiesen keinerlei Schnitzereien auf.
    Das Zimmer roch nach ihm. Sie atmete den Geruch tief in sich ein, der eine seltsam beruhigende Wirkung auf ihre überreizten Nerven ausübte. Aber als ihr Blick dann auf die offene Tür zu ihrer Linken fiel, die Tür zu Jaspers Schlafzimmer, krampfte sich ihr Magen sofort wieder zusammen.
    »Frauen machen gern Spielchen«, murmelte er. Argwohn loderte aus seinen Augen, dass sie meinte, ihre Haut würde verbrennen. »Sie stellen einen Mann auf die Probe, um herauszufinden, wie interessiert er an ihnen ist.«
    »Wie machen sie das?«
    »Sie sorgen dafür, dass ein bestimmter Mann erfährt, welche ihre Lieblingsblumen, Lieblingsfarben und Gedenktage sind, und warten dann ab, ob der Mann sich erinnert und sie entsprechend beschenkt.«
    Nervös rang sie die Hände. Sollte sie sich setzen? Oder so wie er stehen bleiben? Da ihr nichts anderes einfiel, flüchtete sie in die Konversation. »Männer und Frauen haben eine sehr unterschiedliche Auffassung davon, welche Dinge von emotionaler Bedeutung sind. Die Ergebenheit eines Mannes zu prüfen, indem man von ihm etwas erwartet, das für ihn völlig fremd ist, ist ein unsinniges Experiment mit einer hohen Fehlerwahrscheinlichkeit. Warum verlässt man sich nicht auf Gesten der Zuneigung, wie immer sie auch ausgedrückt werden? Diese Gesten sind wahrscheinlich ehrlicher und offenbaren mehr über den Charakter des Mannes.«
    Jaspers Lächeln jagte ein Kribbeln durch ihren Körper. »Ist dir überhaupt klar, wie sexuell erregend ich deinen Verstand finde? Eines Tages, wenn ich tief in dir bin, würde ich dieses Thema gern näher mit dir erörtern. Ich glaube, ich werde das sehr erotisch finden.«
    Sie merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.
    Er schloss die Tür zum Flur und sperrte ab. Das weiche Klicken des Riegels ging Eliza durch und durch.
    »Ich habe dich heute auf die Probe gestellt«, sagte er, den Rücken ihr zugewandt. »Eingedenk dessen, wie dumm ich diese Spielchen finde, bin ich selbst verblüfft über mein Tun.«
    »Und habe ich bestanden?«
    Er drehte sich zu ihr um und legte seinen Gehrock ab. »Da du hier, in meinem Haus, bist, würde ich sagen ja.«
    Rasch knöpfte er seine Weste auf. Eliza konnte den Blick nicht von ihm abwenden, trotz der Stimme in ihrem Kopf, die von Anstand und damenhafter Zurückhaltung erzählte.
    Verlegen räusperte sie sich. »Du hast nach mir gesandt, ohne mich über den Grund zu unterrichten.«
    »Wenn Montague dich eingeladen hätte, wärst du dann zu ihm gegangen?«
    »Natürlich nicht. Schließlich arbeitet er nicht für mich.«
    Jasper erstarrte, ehe er dann mit sichtlicher Ungeduld seine Weste auszog. »Und wärst du zu Reynolds gegangen, hätte er nach dir verlangt?«
    »Nein.«
    »Aber er arbeitet für dich.«
    Ihre Antworten waren eindeutig nicht das, was er hören wollte. Er wollte die Wahrheit.
    »Ich hätte für keinen anderen Mann die Mühe auf mich genommen«, gestand sie und beobachtete mit trockenem Mund, wie er seine Krawatte löste. Der Anblick seines nackten Halses wirkte auf Eliza ungeheuer provozierend. Seine Haut war

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