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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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stieß sie hervor.
    »Komm.« Jasper streckte ihr die Hand entgegen.
    Er führte sie aus dem Raum hinaus in die Eingangshalle, in der sich eine hohe Standuhr befand, ein Konsoltisch mit einem Silbertablett und ein Ständer für Jaspers Spazierstock. Alles war schlicht und zweckmäßig, ohne jeden Schnörkel.
    »Dort drüben ist der Salon«, sagte er, während er Eliza über einen runden Aubusson-Teppich führte, der den Marmorboden bedeckte.
    Von der Türschwelle aus warf Eliza einen Blick in den Salon. Im Kamin flackerte ein Feuer, und auf zwei Tischen waren Spielkarten verstreut. Es sah aus, als wären die Spieler nur kurz herausgegangen und würden jeden Moment zurückkehren. Der Raum war in Gelb- und Cremetönen gehalten und mit wuchtigen, massiven Möbeln eingerichtet. Dennoch wirkte er steril und unwohnlich.
    »Hier wirst du zu jeder Tages- und Nachtzeit ein paar meiner Mitarbeiter vorfinden«, sagte er. »Sie sind ein lärmender Haufen, reißen Zoten und brüllen vor Lachen. Zum ersten Mal seit Jahren ist dieser Raum leer.«
    »Oh …« Eliza wurde klar, dass er die Männer ihretwegen weggeschickt hatte. »Wann kommen sie zurück?«
    »Das wird noch einige Stunden dauern.«
    Ihre Handflächen wurden feucht, eine Reaktion, die ihm nicht entgehen konnte, da er sie an der Hand hielt. »Warst du dir meiner Kapitulation so sicher?«
    »Weit gefehlt, aber ich musste es einfach darauf ankommen lassen.« Er zog sie weiter. »Im Erdgeschoss befinden sich noch ein Speisesaal und ein Ballsaal, doch da ich weder den einen noch den anderen benutze, stehen sie leer.«
    Sie gingen zum Treppenhaus und begannen die Stufen zu erklimmen. Mit jedem Schritt wuchs Elizas Aufregung. Ihr Atem wurde schneller, ihr Gesicht war erhitzt. Dieser Gang nach oben hatte etwas sehr Endgültiges an sich, als wäre Elizas Schicksal damit unwiderruflich besiegelt und jede Rückkehr unmöglich. Trotzdem fühlte sie sich nicht gefangen, sondern befreit. Den ganzen Nachmittag hatte sie über Melville, Regina und Montague nachgedacht, hatte sich Melvilles und Reginas Ermahnungen und Ratschläge noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Sie hatte den wachsenden Druck gespürt, sich anzupassen, sich den an sie gestellten Erwartungen zu beugen und jede noch schwelende Hoffnung auf Unabhängigkeit aufzugeben.
    »Im zweiten Stock«, sagte er, »befinden sich drei Schlafzimmer und ein Kinderzimmer, das als Gästezimmer dient. Manchmal übernachten meine Männer dort. Im Moment ist es unbenutzt. Wenn du die Räume sehen willst, kann ich sie dir zeigen.«
    Falls er versuchen sollte, ihr Zeit zu geben, um ihren Entschluss noch einmal zu überdenken, so war das sinnlos. Sie wurde mit jeder Sekunde ungeduldiger. Nervöser. »Warum?«
    Jasper warf ihr einen kurzen Blick zu. »Kommt dir irgendetwas an meinem Zuhause ungewöhnlich vor?«
    »Es ist bezaubernd«, erwiderte sie. »Sehr geschmackvoll eingerichtet. Dennoch ist es seltsam kahl. Nichts ziert die Wände oder die Tische. Nirgendwo hängen Porträts von geliebten Menschen oder Bilder von schönen Landschaften. Ich hatte gehofft, ich würde durch den Besuch mehr über dich erfahren, aber ich habe keinen einzigen Gegenstand gesehen, der eine Geschichte erzählt.«
    »Man muss Dinge haben wollen, um sie zu kaufen. Und es gibt nichts, was ich haben möchte. Ich habe weder in einem Schaufenster noch in einem Privathaus jemals etwas gesehen, das ich gern selbst besessen hätte.« Den Fuß auf der nächsten Stufe blieb er stehen. »Ich glaube, du verstehst diesen Mangel an materiellen Wünschen. Du kleidest dich dem Anlass gemäß, nicht aus eitlen Motiven. Du hast Melvilles Arbeitszimmer nicht neu ausgestattet, als du es übernommen hast. Nein, du hast ersetzt, was ersetzt werden musste, und alles andere so belassen, wie es war.«
    »Viele Leute sind der Ansicht, dass Kunstgegenstände und Erinnerungsstücke einen Raum behaglicher machen. Auch ich habe einige wenige Dinge, die keinen anderen Zweck haben, als mich zu erfreuen.«
    »Trifft das auch auf mich zu?«, fragte er, die dunklen Augen von einem Gefühl überschattet, das Eliza nicht benennen konnte. »Habe ich einzig den Zweck, dich zu erfreuen?«
    »Ja.«
    Sie gingen weiter. Als sie auf dem Treppenabsatz zum ersten Stock ankamen, blickte Eliza den langen Flur hinunter, doch abgesehen von einigen Wandleuchtern waren auch hier die mit grünem Damast verkleideten Wände leer.
    Sein Schritt wurde langsamer. »Ich habe mir immer nur immaterielle Dinge gewünscht

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