Stolz und Verlangen
ich niemals bezweifelt.« Sichtlich nervös rutschte er auf seinem Stuhl herum. »Darf ich ganz offen mit Ihnen sprechen, Miss Martin?«
»Natürlich«, entgegnete sie. »Ich schätze an Ihnen besonders Ihre Ehrlichkeit. Das sollten Sie doch inzwischen wissen.«
»Ja, stimmt. Allerdings …« Er holte tief Luft und stieß dann die nächsten Worte in einem Schwall hervor: »Habe ich meine Pflichten vernachlässigt oder Sie irgendwie enttäuscht? Habe ich Ihnen Grund gegeben, mir zu misstrauen?«
»Nein.« Alarmiert richtete sie sich auf. »Woher diese Bedenken?«
»Sie haben mich immer gebeten, ich solle über Ihre Verehrer Nachforschungen anstellen. Deshalb war ich recht befremdet, als ich hörte, dass Sie sich mit einem Gentleman verlobt haben, dessen Hintergrund ich vorher nicht durchleuchten sollte. Ich weiß, er ist ein Freund von Lord Melville, aber er ist auch ein möglicher Investor, und selbst in dieser Angelegenheit haben Sie mich nicht gebeten, seine Zahlungsfähigkeit zu überprüfen.«
Eliza war beeindruckt. »Sie sind sehr gründlich.«
»Ich bin erleichtert, dass Sie das sagen.« Er beugte sich vor. »Ich hatte nur den gestrigen Tag und den heutigen Vormittag für meine Erkundigungen, doch ich muss gestehen, das wenige, was ich herausgefunden habe, bereitet mir großes Unbehagen.«
»Unbehagen?« Terrance Reynolds war bestimmt nicht die einzige neugierige Person in der Stadt, die Verbindungen hatte. Was könnte er mittels einer oberflächlichen Nachforschung über Jasper erfahren haben?
»Sein Haus befindet sich in einem nicht gerade noblen Viertel. Er kennt recht zwielichtige Individuen, die nach Belieben bei ihm ein und aus gehen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, er ist Geschäftsmann. Vermutlich verdient er genug, um ein komfortables Leben führen zu können, doch er verfügt gewiss nicht über Ihre finanziellen Mittel.«
»Das trifft auf die meisten Leute zu. Ungeachtet dessen ist der Earl of Westfield ein guter Bekannter von Mr. Bond.«
»Mag sein«, erwiderte Reynolds. »Aber offen gestanden ist Ihr Verlobter eine etwas rätselhafte Gestalt.«
Aufgrund seiner bedingungslosen Loyalität fühlte sich Eliza verpflichtet, ihn über Jasper aufzuklären, damit er sich keine Sorgen mehr machte. »Mr. Bond ist Privatdetektiv.«
»Privatdetektiv!« Reynolds blinzelte verwirrt. Nach einer längeren Pause fügte er hinzu: »Aber keiner der bekannten.«
»Nein, natürlich nicht. Wäre Mr. Bond eine bekannte Person, hätte er niemals glaubwürdig in die Rolle eines Verehrers schlüpfen können. Ich bin durch eine Empfehlung an ihn vermittelt worden.«
»Eine Empfehlung …? Sie haben einen Privatdetektiv gesucht? Das verstehe ich nicht.«
»Erinnern Sie sich, als Mrs. Peachtree vor mehreren Monaten finanzielle Schwierigkeiten hatte?«, fragte sie, auf eine Mieterin anspielend, die einen ihrer Angestellten in Verdacht gehabt hatte, sich heimlich aus der Kasse zu bedienen. »Sie berichteten damals, Mrs. Peachtree habe für die Ermittlungen einen Polizisten angeheuert. Als meine Situation sich zuspitzte, habe ich sie nach dem Namen des Polizisten gefragt und ihn ebenfalls eingestellt. Doch Mr. Bell war nicht imstande, mir zu helfen. Er verwies mich an Thomas Lynd, der mir wiederum Mr. Bond empfahl, weil er ihn für diesen Auftrag für geeigneter hielt.«
»Großer Gott!« Reynolds wurde rot. »Sie haben so viel ohne meine Hilfe getan … Ich komme mir völlig überflüssig vor.«
»Ganz im Gegenteil. Sie sind ein exzellenter Verwalter, Sir, und von großem Wert für mich. Deshalb wollte ich Sie auch nicht in Gefahr bringen. Wissen Sie, seit einiger Zeit passieren mir immer wieder Unfälle, die höchst verdächtig und wohl kein reiner Zufall sind.«
»Was?« Er erbleichte. »Wie … ? Warum …? Verflucht! Wer sollte Grund haben, Ihnen zu schaden?«
»Um das herauszufinden, habe ich Mr. Bond eingestellt.«
»Ich wünschte, Sie hätten mich eingebunden. Tobias und ich hätten uns darum gekümmert. Dann wäre Ihnen das Täuschungsmanöver mit Mr. Bond erspart geblieben.«
»Es ist kein Täuschungsmanöver.« Da sie seine Verwirrung bemerkte, fügte sie erklärend hinzu: »Meine Beziehung zu Mr. Bond ist sowohl beruflicher als auch privater Natur.«
Reynolds rutschte unbehaglich auf dem Stuhl herum. Er sah gequält aus.
»Wenn Sie etwas zu sagen haben, Sir, nur zu!«, sagte sie. »Ich respektiere Ihre Meinung, solange sie mit geschäftlichen Dingen zu tun hat.«
Erneut räusperte er
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