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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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macht mich glücklich. Meine einzige Sorge gilt jetzt Ihnen.«
    Er tätschelte ihre Hand. »Mir geht es gut, solange es dir gut geht.«
    Sie drückte seine Hand. »Sollen wir den Tee in Ihrem Arbeitszimmer servieren lassen?«
    »Ist es schon so spät?« Wie auf ein Stichwort hin begann Melvilles Bauch vor Hunger zu knurren. Er stellte die Gießkanne ab und rieb sich den Staub von den Händen. Dann bot er Eliza den Arm.
    »Vergessen Sie Ihre Post nicht.«
    Er stöhnte, sammelte aber folgsam die Briefe auf. »Du bist genauso starrköpfig wie deine Mutter.«
    In kameradschaftlichem Schweigen schlenderten sie zu Melvilles Arbeitszimmer. Als sie eintraten, nahm Eliza die Atmosphäre des privaten Raums in sich auf, wo ihr Onkel den Großteil des Tages verbrachte, und sie wusste, dass sie diese Momente mit ihm schmerzlich vermissen würde. Trotz all seiner Marotten und Eigenarten liebte sie ihn von Herzen. Sie fragte sich, wie oft sie ihn besuchen könnte, wenn sie erst einmal mit Jasper zusammenlebte. Würde ihr Onkel, wenn er sich auf das Land zurückzöge, womöglich monatelang allein sein? Denn Jasper würde allein schon wegen seiner Arbeit bestimmt das ganze Jahr in London verbringen.
    Melville legte die neue Post auf den schwankenden Stapel alter Briefe im Korb neben der Tür. Unter dem zusätzlichen Gewicht fiel der Stapel in sich zusammen, und etliche Briefe segelten zu Boden. »Dumme Dinger«, brummelte er, während er sich bückte, um die Briefe aufzuheben.
    Eliza eilte ihm zu Hilfe, schob die verstreuten Briefe mit der Hand zu sich her.
    »Merkwürdig«, murmelte Melville.
    »Was ist merkwürdig?«, fragte sie.
    »Dieses Siegel.«
    Sie musterte das schwarze Lacksiegel, das den Brief zierte, den er ihr zeigte. »Hm, zwei Schwerter, die sich über irgendetwas kreuzen.«
    »Über einer Sanduhr.«
    »Interessant. Wem gehört dieses Siegel?«
    »Keine Ahnung. Aber da war noch so ein Brief.« Er wühlte durch die auf dem Boden liegenden Briefe und zog einen zweiten Brief mit demselben schwarzen Wachssiegel hervor. »Da.«
    Stirnrunzelnd öffnete er den Brief und ließ die anderen achtlos fallen. Während er las, verfinsterte sich seine Miene sichtlich. Dann wurde er kreidebleich.
    »Was ist los?«, fragte sie alarmiert.
    »Es ist eine Drohung.« Melville reichte ihr den Brief. »Und sie richtet sich gegen dich.«

14. Kapitel
    Jasper legte die Hände flach auf Elizas Schreibtisch und musterte die fünf vor ihm ausgebreiteten Briefe. Wie es aussah, waren sie alle mit derselben weiblichen Handschrift geschrieben. Die geschwungenen Schnörkel und die flüssige Schrift stammten eindeutig von einer Frau.
    Er blickte zu Melville und Eliza auf, die vor ihm saßen und ihn erwartungsvoll ansahen.
    »Das waren alle, die wir finden konnten«, sagte Eliza, die bemerkenswert gefasst wirkte.
    »Weißt du, wann der erste dieser Briefe eingetroffen ist? Oder der letzte?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Ungeduldig trommelte Jasper mit den Fingerspitzen auf die Schreibtischplatte. »Das ändert alles.«
    »Ja«, murmelte sie. »Das sehe ich auch so.«
    Jeder Brief enthielt die Warnung an Melville, er solle sich umgehend mit Eliza auf das Land zurückzuziehen, da diese sonst die Folgen zu tragen hätte. Die Botschaft stand in krassem Widerspruch zu Elizas ursprünglicher Meinung, dass man sie zur Heirat drängen wolle.
    Jasper wandte sich an den Earl. »Wäre es Ihnen möglich, mir vom Erzbischof eine Sondergenehmigung zur sofortigen Eheschließung zu beschaffen?«
    Eliza zuckte merklich zusammen. »Wie bitte?«
    »Eine Sondergenehmigung?«, fragte der Earl stirnrunzelnd und kratzte sich am Kopf. »Wer heiratet denn?«
    »Ich fasse das als ein Nein auf.« Jasper stellte fest, dass Melvilles Haarschopf noch wirrer war als sonst. »Vielleicht verfügt ja Westfield über die nötigen Kontakte.«
    »Jasper!«, rief Eliza ungehalten. »Was hast du vor?«
    Er richtete sich auf und legte die Hände in die Hüften. »Offenbar gibt es eine Frau, die dich als Bedrohung ansieht. Wahrscheinlich hat sie Interesse an einem deiner Verehrer.«
    »Ein sehr ungesundes Interesse.«
    »Man kann nur hoffen, dass Montague derjenige ist, der sie so betört hat, dass sie sogar zu Gewalt bereit ist.«
    Sie warf ihm einen missbilligenden Blick zu.
    Ungerührt fuhr er fort: »Wie dem auch sei, wenn du keine Konkurrenz mehr darstellst, bist du womöglich sofort aus der Gefahrenzone heraus.«
    »Sollten wir nicht einfach abwarten, bis sich die Nachricht von meiner

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