Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
mich aufrichtig, daß du es so glücklich getroffen hast. Ich zweifle nicht daran, daß ihr vortrefflich miteinander auskommen werdet. Ihr seid euch beide so ähnlich: beide seid ihr so nachgiebig veranlagt, daß ihr euch nie in die Haare fahren werdet; ihr seid so gutgläubig, daß jedes Dienstmädchen euch betrügen wird, und so großzügig, daß ihr niemals mit eurem Geld auskommen werdet.«
    »Das hoffe ich nun doch nicht. Unvernunft und Unachtsamkeit in Geldangelegenheiten will ich mir wenigstens nicht vorwerfen lassen«, erwiderte Jane.
    »Nicht auskommen? Ich höre wohl nicht recht!« rief ihre Mutter aus. »Mein lieber Bennet, wo denkst du hin? Vier- bis fünftausend Pfund im Jahr hat er doch bestimmt, höchstwahrscheinlich noch mehr! — Ach, meine liebe, liebe Jane, ich bin ja so glücklich! Ich weiß schon jetzt, daß ich heute nacht kein Auge zumachen werde. Ich ahnte ja, daß alles so kommen werde. Ich habe immer gesagt, über kurz oder lang muß es ja dahin kommen. Ich wußte ja, daß ich nicht umsonst eine so schöne Tochter habe. Ich erinnere mich noch ganz genau daran, daß ich damals, als er zuerst nach Hertfordshire kam, gleich dachte, ihr beide seiet wirklich wie geschaffen füreinander. Weiß Gott, er ist der bestaussehende Mann, den ich je gekannt habe.«
    Wickham und Lydia waren mit einem Schlage völlig vergessen. Jane war jetzt die über jeden Vergleich erhabene Lieblingstochter! Die anderen bedeuteten Mrs. Bennet in diesem Augenblick nichts.
    Auch in den Augen ihrer jüngeren Schwestern spielte Jane auf einmal eine viel größere Rolle als bisher. Beide begannen — im Hinblick auf die vielen guten Dinge, die sie ihnen später werde bieten können —, sich schon jetzt bei ihr einzuschmeicheln: Mary erbat sich freien Zutritt zu der Netherfieldschen Bibliothek, und Kitty beschwor sie, doch ja recht viele Bälle bei sich zu veranstalten.
    Natürlich war Bingley von nun an fast täglicher Gast auf Longbourn; er kam häufig schon vor dem Frühstück herüber und blieb meist bis zum Nachtmahl — falls er nicht ausnahmsweise von irgendeinem besonders rücksichtslosen Nachbarn eine Einladung erhalten hatte, die anzunehmen er sich verpflichtet fühlte.
    Elisabeth fand jetzt wenig Gelegenheit, sich mit ihrer Schwester zu unterhalten; denn solange Bingley anwesend war, hatte Jane weder Zeit noch Augen für irgendeinen anderen Menschen. Mußten die beiden Liebenden sich aber trennen, dann mußte Elisabeth herhalten, denn wann immer Jane einmal anderweitig beschäftigt war, suchte Bingley Elisabeths Gesellschaft auf, um mit ihr von Jane zu sprechen. Und hatte er das Haus verlassen, fand Jane in der Schwester eine ebenso willige Zuhörerin, wenn sie von ihrem Bingley schwärmte.
    »Es hat mich so besonders froh gemacht«, sagte Jane eines Abends, »daß er mir erzählte, er habe damals nichts von meinem Aufenthalt in London geahnt.«
    »Das dachte ich mir schon«, erwiderte Elisabeth. »Was für eine Erklärung hatte er denn dafür?«
    »Seine Schwestern müssen es ihm wohl absichtlich verschwiegen haben. Sie sind offenbar nie davon entzückt gewesen, daß er sich so für mich interessierte. Das wundert mich übrigens durchaus nicht, denn er hätte ja eine in jeder Hinsicht vorteilhaftere Wahl treffen können. Aber wenn sie erst sehen, wie glücklich ihr Bruder mit mir sein wird, dann werden sie sich schon zufriedengeben, und wir werden uns wieder so gut stehen wie in der ersten Zeit unserer Bekanntschaft; das heißt, ganz dasselbe kann es natürlich doch nie wieder werden.«
    »Das sind die unversöhnlichsten Worte«, sagte Elisabeth, »die ich je aus deinem Munde gehört habe. Gut so! Es hätte mich unbeschreiblich geärgert, wenn du den Schlichen seiner Schwestern noch einmal zum Opfer gefallen wärst.«
    »Ist es zu glauben, Lizzy? Als er Netherfield letzten Herbst verließ, da liebte er mich schon. Er kam nur deshalb nicht wieder, weil er überzeugt war, daß er mir gleichgültig sei!«
    »Darin hat er sich allerdings gewaltig getäuscht; aber andererseits spricht es für seine Bescheidenheit.«
    Das war für Jane natürlich das Stichwort, um nun eine Lobeshymne auf die zahlreichen guten Eigenschaften ihres Verlobten anzustimmen.
    Elisabeth lächelte. Sie freute sich, daß Bingley nichts von dem Dazwischentreten seines Freundes verraten hatte. So versöhnlich und wenig nachtragend Jane auch sein mochte, dachte sie, diese Handlungsweise Darcys hätte Jane sicherlich doch gegen ihn

Weitere Kostenlose Bücher