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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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geschah jedoch nichts dergleichen, und Elisabeth zerbrach sich von neuem den Kopf über den Anlaß ihres Kommens.
    Mrs. Bennet bot darauf ihrem Gast einige Erfrischungen an, aber Lady Catherine lehnte es ebenso nachdrücklich wie unhöflich ab, irgend etwas zu sich zu nehmen. Dann erhob sie sich und sagte zu Elisabeth: »Miss Bennet, Sie scheinen da hinter Ihrem Rasen ein sehr malerisches kleines Gehölz zu haben, das ich mir gern einmal ansehen würde, wenn Sie mich dahin begleiten wollen.«
    »Ja, geh, meine Liebe«, rief Mrs. Bennet, »und zeige Lady de Bourgh, wie hübsch es dort ist. Unser Wäldchen wird ihr gewiß gefallen.«
    Elisabeth gehorchte. Als sie durch die Halle gingen, öffnete Lady Catherine die Türen zum Salon und zum Wohnzimmer, unterzog die Räume einer flüchtigen Musterung und bemerkte herablassend, daß sie recht nett aussähen.
    Ihr Wagen hielt noch vor dem Gartentor, und Elisabeth sah die Zofe Lady Catherines darin sitzen. Schweigend schritten sie nebeneinander her über den Kiesweg, der in das Wäldchen führte; Elisabeth war entschlossen, sich nicht darum zu bemühen, mit dieser Frau, deren Benehmen heute so besonders hochnäsig und unfreundlich war, eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
    »Wie konnte ich nur jemals glauben, daß sie ihrem Neffen ähnelt!« sagte sie sich im stillen, während sie ihrer Begleiterin ins Gesicht sah.
    Sobald sie sich im Schatten der Bäume befanden, begann Lady Catherine: »Sie können sich über den Zweck meiner Reise hierher schwerlich im unklaren sein, Miss Bennet. Ihr Herz und mehr noch Ihr Gewissen müssen Ihnen sagen, warum ich gekommen bin.«
    Elisabeth blickte sie mit ungeheucheltem Erstaunen an.
    »Sie irren sich, gnädige Frau; ich habe nicht die geringste Ahnung, welchem Umstand ich die Ehre Ihres Besuches verdanke.«
    »Miss Bennet«, erwiderte Lady Catherine in ärgerlichem Ton, »Sie sollten wissen, daß man mich nicht zum Narren halten kann. Aber wenn Sie es auch vorziehen, mir gegenüber unaufrichtig zu sein, so werden Sie das mir jedenfalls nicht nachsagen können. Man hat mich immer meiner Wahrheitsliebe und Offenheit wegen gerühmt, und ich gedenke auch in diesem Augenblick nicht davon abzuweichen. Mir ist vor zwei Tagen eine höchst alarmierende Nachricht zu Ohren gekommen. Man erzählte mir, daß nicht nur Ihre Schwester im Begriff sei, eine für sie sehr vorteilhafte Ehe einzugehen, sondern daß auch Sie, Miss Elisabeth Bennet, sich aller Voraussicht nach in Bälde verheiraten würden, und zwar mit meinem eigenen Neffen, Mr. Darcy! Obwohl ich nicht daran zweifelte, daß das nur ein unverschämtes Gerücht sein konnte und obwohl ich weit davon entfernt bin, meinen Neffen so tief zu beleidigen, daß ich einem solchen Geschwätz Glauben schenke, entschloß ich mich sofort, hierher zu reisen, um Ihnen meinen Standpunkt in dieser Angelegenheit klarzumachen.«
    »Wenn Sie das Gerücht für unwahr hielten«, entgegnete Elisabeth, während sie vor Erstaunen und Empörung errötete, »warum haben Sie sich dann die Mühe gemacht, persönlich hierher zu fahren? Was bezwecken Sie damit?«
    »Ich erwarte, daß diesem Gerücht sofort aufs energischste widersprochen wird!«
    »Ihre Reise nach Longbourn und Ihr Besuch bei mir und meiner Familie«, sagte Elisabeth kühl, »wird, fürchte ich, eher als eine Bestätigung aufgefaßt werden, falls so ein Gerücht überhaupt verbreitet wurde.«
    »Falls! Ja, haben Sie denn wirklich die Stirn, zu behaupten, nichts davon zu wissen? Haben Sie und Ihre Familie es nicht selbst in Umlauf gesetzt? Sie leugnen tatsächlich, davon unterrichtet zu sein?«
    »Ich habe nie etwas davon gehört!«
    »Und können Sie mir ebenfalls versichern, daß keine Ursache dazu vorliegt?«
    »Ich rühme mich nicht, ebenso offenherzig zu sein wie Sie, gnädige Frau. Es steht Ihnen natürlich frei, mir Fragen zu stellen, aber wie weit ich sie beantworte, das ist wohl meine Sache.«
    »Das ist wirklich der Gipfel! Miss Bennet, ich bestehe auf einer Antwort: hat mein Neffe Ihnen einen Antrag gemacht?«
    »Sie halten das doch selbst für ausgeschlossen, gnädige Frau.«
    »Das sollte es jedenfalls sein und wird es auch sein, wenn er wieder zur Vernunft gekommen ist. Aber Ihre Verführungskünste haben ihn vielleicht in einem Augenblick der Schwäche vergessen lassen, was er sich und seiner Familie schuldig ist; dazu könnten Sie ihn immerhin gebracht haben.«
    »Wenn ich das getan hätte, wäre ich auch die letzte, es zuzugeben.«
    »Miss

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