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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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eingenommen.
    »Ich bin bestimmt das beneidenswerteste Geschöpf, das je gelebt hat«, rief Jane aus. »Ach, Lizzy, womit habe gerade ich von uns allen es verdient, so bevorzugt zu werden? Wenn ich doch auch dich so glücklich sehen könnte! Wenn es doch auch für dich noch einen solchen Mann gäbe wie ihn!«
    »Und wenn es selbst noch vierzig solcher Männer gäbe, so glücklich wie du könnte ich doch nicht sein. Dazu müßte ich auch deine Nachsicht, deine Güte und deine Bescheidenheit besitzen. Nein, nein, laß du mich ruhig mein Glück auf meine Art suchen; wer weiß, vielleicht begegnet mir noch einmal ein zweiter Collins!«
    Das freudige Ereignis auf Longbourn konnte nicht lange ein Geheimnis bleiben. Mrs. Bennet hatte zwar nur die Erlaubnis, es ihrer Schwester Philips zu erzählen, doch diese wartete gar nicht erst eine Genehmigung ab und versorgte schleunigst ihre sämtlichen Nachbarinnen damit. Die Gesellschaft von Meryton und Umgegend erklärte daraufhin unverzüglich die Familie auf Longbourn für die glücklichste der ganzen Welt, was um so bemerkenswerter war, als dieselbe öffentliche Meinung noch vor wenigen Wochen, kurz nachdem die Nachricht von Lydias Seitensprung durchgesickert war, die Bennets als eine vom Schicksal geschlagene und vom Unglück verfolgte Familie gebrandmarkt hatte.

56. KAPITEL
    E ines Morgens, etwa eine Woche nach Bingleys Verlobung mit Jane, als er mit seiner Braut, deren Mutter und Kitty und Elisabeth im Eßzimmer von Longbourn saß, wurden sie plötzlich auf das Geräusch eines Wagens aufmerksam und sahen durch die Fenster, wie eine Kutsche auf das Haus zufuhr. Ein Besuch zu so früher Stunde war etwas durchaus Ungewöhnliches, und weder der Wagen selbst, der von Postpferden gezogen wurde, noch die Livree des Dieners auf dem Kutschbock waren ihnen bekannt. Da aber jedenfalls irgend jemand zu kommen schien und Bingley diese Störung als sehr unliebsam empfand, bat er Jane, mit ihm in den Garten zu gehen. Sie brachen sogleich auf, während die Zurückbleibenden sich weiter in nutzlosen Mutmaßungen über die Person des Ankömmlings ergingen, bis sich die Tür öffnete und ihr Besuch eintrat.
    Es war Lady Catherine de Bourgh.
    Natürlich waren sie alle auf eine Überraschung gefaßt gewesen, aber ihr Erstaunen übertraf nun doch alle ihre Erwartungen. Elisabeth war sogar noch verwunderter als ihre Mutter und Kitty, obwohl die beiden doch Lady Catherine noch nie gesehen hatten.
    Die hohe Dame betrat das Zimmer mit einem noch unliebenswürdigeren Gesicht als sonst, beantwortete Elisabeths Begrüßung lediglich mit einem flüchtigen Kopfnicken und setzte sich, ohne ein Wort zu sprechen. Bei ihrem Hereinkommen hatte Elisabeth ihrer Mutter den Namen des Gastes genannt, obgleich niemand sie um eine Vorstellung gebeten hatte.
    Mrs. Bennet, zugleich aufgeregt und geschmeichelt, einen so vornehmen Gast in ihrem Hause zu haben, empfing Lady Catherine mit äußerster Höflichkeit. Nach einem Augenblick des Schweigens sagte diese betont förmlich zu Elisabeth: »Ich hoffe, es geht Ihnen gut, Miss Bennet. Diese Dame dort, nehme ich an, ist Ihre Mutter?«
    Elisabeth bestätigte es kurz.
    »Und dieses Mädchen da ist wahrscheinlich eine Ihrer Schwestern?«
    »Ja, gnädige Frau«, sagte Mrs. Bennet, entzückt über die Gelegenheit, sich mit dieser hochgeborenen Dame unterhalten zu können, »sie ist meine zweitjüngste Tochter; meine allerjüngste hat kürzlich geheiratet, und meine älteste geht gerade im Garten mit einem jungen Mann spazieren, der demnächst auch ein Mitglied unserer Familie werden wird.«
    »Sie haben hier einen sehr kleinen Park«, erwiderte Lady Catherine nach einer Pause.
    »Gewiß, mit dem von Rosings ist er natürlich nicht zu vergleichen, davon bin ich überzeugt, gnädige Frau. Aber ich versichere Ihnen, er ist bedeutend größer als der von Sir William Lucas.«
    »An Sommerabenden muß dieses Zimmer ein sehr ungemütlicher Aufenthaltsraum sein; die Fenster gehen ja alle nach Westen.«
    Mrs. Bennet beeilte sich zu versichern, daß sie sich niemals nach dem Essen hier aufhielten, und fügte dann hinzu: »Darf ich mir die Freiheit erlauben, mich bei der gnädigen Frau zu erkundigen, ob Mr. und Mrs. Collins sich wohlbefinden?«
    »Ja, sehr wohl; ich bin vorgestern abend noch mit ihnen zusammen gewesen.«
    Elisabeth erwartete nun, daß Lady Catherine ihr einen Brief von Charlotte übergeben werde, weil sie sich keinen anderen Grund für diesen Besuch denken konnte. Es

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