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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Töchter zu befreien. Elisabeth hatte einen Brief zu schreiben und zog sich zu diesem Zweck in ihr Zimmer zurück; da die anderen sich gerade zum Kartenspiel niedergesetzt hatten, glaubte sie, ihre Aufgabe, die Pläne ihrer Mutter zum Scheitern zu bringen, für eine halbe Stunde vernachlässigen zu dürfen.
    Aber als sie ihren Brief beendet hatte und wieder in das Wohnzimmer zurückkehrte, mußte sie zu ihrem unverhohlenen Erstaunen erkennen, daß ihre Mutter doch schlauer gewesen war als sie. Als sie die Tür öffnete, sah sie Jane und Bingley allein am Kamin stehen, anscheinend in ein ernsthaftes Gespräch vertieft; und wenn diese Feststellung auch noch keinen Verdacht in ihr erweckt hätte, so verrieten doch die Gesichter der beiden mehr als genug, als sie sich hastig voneinander abwandten. Die Situation war für die beiden gewiß nicht angenehm, aber für sie selbst, fand Elisabeth, war sie noch viel peinlicher. Niemand sagte ein Wort, und Elisabeth wollte sich schon unter irgendeinem Vorwand wieder entfernen, als Bingley auf Jane zuging, ihr etwas zuflüsterte und dann eilig das Zimmer verließ.
    Vor Elisabeth empfand Jane natürlich keine Scheu, wußte sie doch, daß ihre Mitteilung von ihr mit größter Freude aufgenommen werde; sie lief also auf ihre Schwester zu, umarmte sie und gestand ihr tiefbewegt, daß sie der glücklichste Mensch auf der Welt sei.
    »Es ist zu viel«, fügte sie hinzu, »viel zu viel! Ich habe es nicht verdient. Ach, warum kann nicht jeder so glücklich sein!«
    Elisabeths Glückwünsche kamen ihr mit solcher Aufrichtigkeit und Wärme vom Herzen, daß jedes ihrer Worte Janes Glückseligkeit nur noch vergrößerte.
    Aber Jane wollte sich jetzt noch nicht das Vergnügen gönnen, ihrer Schwester alles, was noch ungesagt war, zu sagen.
    »Ich muß gleich zu Mutter«, rief sie, »ich möchte ihre liebevolle Besorgtheit auf keinen Fall länger als notwendig auf die Folter spannen, und ich möchte auch nicht, daß sie mein Glück durch jemand anders erfährt. Er ist schon zu Vater gegangen. Ach, Lizzy, es ist so schön zu wissen, daß die ganze Familie sich über diese Nachricht freuen wird! Wie soll ich nur soviel Glück ertragen können!«
    Mit diesem Ausruf eilte sie aus dem Zimmer, um ihre Mutter zu suchen, die es mit so viel Geschick verstanden hatte, die Whistpartie zu unterbrechen, und mit Kitty abwartend oben in ihrem Zimmer saß.
    Allein gelassen, mußte Elisabeth über die Schnelligkeit lächeln, mit der eine Angelegenheit ihr Ende fand, die sie alle so lange Zeit mehr oder weniger bedrückt und bekümmert hatte.
    Bald darauf trat Bingley ein, dessen Unterredung mit Mr. Bennet wohltuend kurz und sachlich verlaufen war.
    »Wo ist Jane?« fragte er.
    »Oben bei Mutter. Sie wird wohl gleich wieder herunterkommen, denke ich.«
    Bingley trat dann auf Elisabeth zu und bat sie, ihn von jetzt an als ihren Schwager zu betrachten. Elisabeth wünschte ihm aus vollem Herzen alles Gute, und sie bekräftigten die neue Verwandtschaft mit einem festen Händedruck. Darauf füllte er die Zeit, bis Jane wieder herunterkam, damit aus, daß er ihr alle Vorzüge ihrer Schwester aufzählte und ihr so bewies, daß er sich mit Recht den glücklichsten Menschen auf der Welt nennen durfte. Und Elisabeth wußte, daß seine Hoffnungen sich nicht als trügerisch herausstellen würden, weil sie auf dem festen Fundament von Janes sanfter Gemütsart, ihrer Vernunft und ihrem Anpassungsvermögen und auf ihrer beider Übereinstimmung gegründet waren.
    Es wurde für alle ein ausnehmend heiterer Abend. Janes Augen leuchteten im Widerschein ihres Glückes, das ihrem ganzen Wesen einen neuen Reiz verlieh. Kitty kicherte und lächelte und hoffte, daß sie nun als nächste an der Reihe sein werde. Mrs. Bennets Wortschatz war zwar keineswegs groß genug, um ihrer Zufriedenheit und ihrem Mutterstolz den Ausdruck zu verleihen, der ihrem überströmenden Gefühl gerecht geworden wäre, doch sprach sie eine halbe Stunde lang zu Bingley von nichts anderem. Auch Mr. Bennets Gesicht verriet deutlich, wie froh er war.
    Aber mit keinem Wort rührte er an das, was sie alle bewegte. Erst als sein zukünftiger Schwiegersohn sich verabschiedet hatte, wandte er sich an seine älteste Tochter und sagte: »Jane, ich beglückwünsche dich von ganzem Herzen. Du wirst eine sehr glückliche Frau werden.«
    Jane lief auf ihn zu, umarmte ihn und dankte ihm für seine Liebe.
    »Du bist wirklich ein gutes Mädchen«, meinte er, »und es freut

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