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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Hauptperson betraf, so gab Mr. Collins seinen Gefühlen weniger durch Verlegenheit oder Niedergeschlagenheit Ausdruck oder dadurch, daß er Elisabeth aus dem Wege zu gehen suchte, als durch vorwurfsvolles Schweigen und eine übertrieben würdevolle Haltung. Er sprach kaum ein Wort mit ihr; dafür bedachte er jetzt Charlotte Lucas mit den vielen kleinen Aufmerksamkeiten, von denen er sich bisher so viel versprochen hatte, und Elisabeth tat es sehr wohl, daß ihre Freundin bereitwillig darauf einzugehen schien.
    Der folgende Tag besänftigte weder Mrs. Bennets schlechte Laune, noch beruhigte er ihre Nerven. Auch Mr. Collins verharrte in seinem beleidigten Stolz. Elisabeth hatte gehofft, sein Mißmut würde ihn wenigstens veranlassen, seinen Besuch abzukürzen, aber seine Pläne schienen merkwürdigerweise keineswegs davon betroffen zu werden: den kommenden Sonnabend hatte er von vornherein für seine Abreise vorgesehen, und bis zum kommenden Sonnabend gedachte er nach wie vor zu bleiben.
    Nach dem Frühstück machten die Schwestern sich auf den Weg nach Meryton, um in Erfahrung zu bringen, ob Mr. Wickham schon zurück sei. Sie trafen ihn gleich, nachdem sie in der Stadt angelangt waren, und er begleitete sie zu ihrer Tante, wo er sein Bedauern und die anderen ihre Enttäuschung über sein Fernbleiben von dem Ball auf das lebhafteste zum Ausdruck brachten.
    Elisabeth gegenüber jedoch gab er ungefragt zu, daß das ganz aus freien Stücken erfolgt sei.
    »Ich hielt es für besser«, sagte er, »Mr. Darcy nicht zu begegnen. Einen ganzen Abend lang mit ihm im selben Haus, in derselben Gesellschaft zu sein, das wäre mehr gewesen, als ich hätte ertragen können; es hätte nur zu einem Auftritt geführt, der nicht nur mir unangenehm gewesen wäre.«
    Elisabeth billigte durchaus sein Verhalten, und sie hatten Muße, darüber und noch über verschiedenes andere zu sprechen, da Wickham und noch ein Offizier die Schwestern nach Longbourn zurückbegleiteten und Wickham nicht von Elisabeths Seite wich. Daß er sie nach Hause brachte, bot ihr überdies die willkommene Gelegenheit, ihn ihren Eltern vorzustellen.
    Kaum waren sie wieder zu Hause eingetroffen, als ein Schreiben aus Netherfield für Jane abgegeben wurde. Elisabeth beobachtete ihre Schwester, wie sie die von Frauenhand weitzügig hingeworfenen Zeilen überflog, und sah ihre Miene sich verändern und ihren Blick an einzelnen Stellen haften bleiben. Jane beherrschte sich jedoch sogleich wieder, steckte den Brief weg und bemühte sich, mit ihrer gewöhnlichen Heiterkeit an der Unterhaltung teilzunehmen. Aber Elisabeth fühlte eine Unruhe, die sie sogar von Wickham ablenkte, und kaum hatten er und sein Begleiter sich verabschiedet, folgte sie einem Wink ihrer Schwester, der sie bat, nach oben zu kommen.
    In ihrem Zimmer nahm Jane den Brief hervor und sagte: »Er kommt von Caroline. Sein Inhalt hat mich sehr überrascht. Sie haben alle Netherfield verlassen und sind jetzt schon auf dem Weg nach London. Sie wollen überhaupt nicht wieder hierher zurückkommen. Hör’ zu, was sie schreibt.«
    Sie las dann den ersten Satz vor, in dem Caroline den Entschluß mitteilte, ihrem Bruder nach London zu folgen, und von einer Einladung für denselben Abend im Hause Mr. Hursts in der Grosvenor Street sprach. Der Brief ging dann weiter:
    ›Ich will nicht behaupten, daß mich etwas Besonderes in Hertfordshire zurückhalten könnte; nur Ihre Gesellschaft, meine liebste Freundin, werde ich vermissen; aber wir dürfen hoffen, daß wir in nicht zu ferner Zukunft mit einer Erneuerung unseres reizenden Zusammenseins werden rechnen dürfen. Bis dahin müssen wir unseren Schmerz durch einen regen und herzlichen Briefwechsel zu unterdrücken suchen. Ich darf doch darauf rechnen‹
    Elisabeth hörte diese übertriebenen Phrasen ungerührt und mißtrauisch an; die unvermittelte Abreise überraschte auch sie, aber soweit sie sehen konnte, lag kein Anlaß vor, bekümmert darüber zu sein. Es war ja nicht anzunehmen, daß die Abwesenheit seiner Schwestern Mr. Bingley hindern würde, auf Netherfield zu wohnen.
    »Es ist ja schade«, sagte sie nach kurzer Überlegung, »daß du deine Freundinnen nicht mehr vor ihrer Abreise hast treffen können, aber vielleicht liegt das Wiedersehen, auf das Miss Bingley sich so freut, in noch näherer Zukunft, als sie hofft, und das Zusammensein, das ihr als Freundin so reizvoll erschienen ist, wird nur gewinnen, wenn ihr es als Schwägerinnen erneuern könnt. Mr.

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