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Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Stolz und Vorurteil - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Bingley wird sich ja durch seine Schwestern nicht in London zurückhalten lassen.«
    »Aber Caroline sagt hier auf das bestimmteste, daß keins von ihnen in diesem Winter nach Hertfordshire zurückkommen wird. Hör’ selbst:
    ›Als mein Bruder uns gestern verließ, nahm er an, daß das Geschäft, um dessentwillen er nach London fahren mußte, in drei, vier Tagen zum Abschluß gebracht werden könne. Da wir aber überzeugt sind, daß es längere Zeit dauern wird, und wir außerdem aus Erfahrung wissen, daß Charles London nicht so leicht wieder verläßt, wenn er erst einmal dort ist, haben wir uns entschlossen, ihm zu folgen, damit er seine freie Zeit nicht in einem ungemütlichen Hotel zubringen muß. Viele meiner Bekannten sind schon zur Saison nach London gekommen; wie sehr würde es mich freuen, zu hören, daß Sie, meine liebste Freundin, auch zu diesen zu zählen wären — aber ich hoffe wohl vergebens. Ich wünsche Ihnen jedoch auf das aufrichtigste, daß die Geselligkeiten und Vergnügungen, die die Weihnachtszeit mit sich bringt, in Hertfordshire einander jagen werden und daß Ihre Verehrer zahlreich genug sein mögen, um Sie den Verlust der drei überwinden zu lassen, deren wir Sie berauben!‹
    »Da siehst du«, unterbrach sich Jane, »diesen Winter kommt Mr. Bingley nicht wieder!«
    »Ich sehe nur, daß seine Schwester die Absicht hat, ihn davon abzuhalten.«
    »Wieso denkst du das? Er muß es doch selber wollen, er ist doch sein eigener Herr. Aber du hast noch nicht alles gehört; ich will dir die Stellen vorlesen, die mich besonders getroffen haben:
    ›Mr. Darcy brennt vor Ungeduld, seine Schwester wiederzusehen, und ich muß gestehen, wir freuen uns alle nicht weniger als er darauf. Ich glaube wirklich nicht, daß Georgiana Darcy ihresgleichen hat an Schönheit, Haltung und Bildung. Und die Zuneigung, die sie in mir und Louisa erweckt hat, erhält ihren besonderen Reiz von der Hoffnung, die wir alle hegen, daß sie dereinst unsere Schwägerin werden wird. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen je meine Gefühle über diese Angelegenheit offenbart habe, aber ich will auf jeden Fall nicht von hier fortgehen, ohne sie Ihnen anzuvertrauen, und ich denke, Sie werden sie berechtigt finden. Mein Bruder bringt ihr schon jetzt eine große Bewunderung entgegen; er wird von nun an häufig Gelegenheit haben, sie im Familienkreise zu treffen. Ihre Verwandten finden eine Verbindung ebenso wünschenswert wie wir alle, und ich glaube nicht, die Voreingenommenheit einer Schwester zum Ausdruck zu bringen, wenn ich behaupte, daß Charles wohl fähig ist, das Herz einer jeden Frau zu begeistern. Wo alle diese Umstände dafür sprechen und keiner dagegen, ist es da nicht zu verstehen, meine liebste Jane, daß ich mich einer Hoffnung hingebe, deren Erfüllung das Glück so vieler Menschen verbürgen würde?‹
    »Und was hältst du von diesem Abschnitt, Lizzy?« fragte Jane, als sie geendet hatte. »Ist es jetzt nicht klar genug? Sagt Caroline hier nicht rund heraus, daß sie keinen Wert darauf legt, mich zur Schwägerin zu haben? Daß sie sich über die Gleichgültigkeit ihres Bruders gegen mich im klaren ist? Und daß sie wie gütig von ihr! — darauf bedacht ist, mich zu warnen, da sie mein Gefühl für ihn entdeckt zu haben glaubt? Kann man darüber noch anderer Ansicht sein?«
    »Ja, man kann! Ich bin durchaus anderer Ansicht. Ich denke mir, Miss Bingley ahnt, daß du ihren Bruder liebst, und wünscht, daß er Miss Darcy heiraten soll. Sie folgt ihm in die Stadt, um ihn dort festzuhalten, und versucht gleichzeitig, dich davon zu überzeugen, daß er sich nichts aus dir macht.«
    Jane schüttelte nur den Kopf.
    »Glaub’ mir, Jane, ich bitte dich! Niemand, der euch beide zusammen gesehen hat, kann an seiner Zuneigung zu dir zweifeln. Miss Bingley kann es am allerwenigsten. So dumm ist sie nicht. Hätte sie nur halb soviel Liebe in Mr. Darcys Augen lesen können, wäre ihr Brautkleid schon längst beim Schneider bestellt. Die Sache ist ganz einfach die: wir sind nicht reich und nicht vornehm genug; und sie bemüht sich um so mehr, Miss Darcy für ihren Bruder zu gewinnen, als sie denkt, daß eine Heirat sehr leicht die zweite nach sich ziehen wird. Gar nicht dumm gerechnet. Aber kurzum, meine liebe Jane, du meinst doch nicht ernstlich, daß nur, weil Miss Bingley behauptet hat, ihr Bruder bewundere Miss Darcy, er jetzt wirklich anders von dir denkt als am letzten Dienstag, oder daß es in ihrer Hand liegt, ihn dazu zu

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