Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
wie du ihr zur Ehrbarkeit verhelfen kannst, ist, sie zu heiraten.“
„Das wäre nun doch ein wenig übertrieben, meinst du nicht?“
„Hängt davon ab, wie viel dir daran liegt, ihren Ruf wiederherzustellen.“
„So viel nun auch wieder nicht“, sagte Brabourne und winkte die Kutsche herbei. „Auf nach Pall Mall.“
Ravensford folgte Brabourne in den Wagen. „Ich hab dir doch gesagt, dass wir Perth nicht finden werden.“
„Aber es wäre unterhaltsam, es zu versuchen.“ Brabourne machte es sich auf den weichen Lederpolstern bequem, fest entschlossen, sich das Mädchen für diese Nacht aus dem Kopf zu schlagen.
5. KAPITEL
Abwesend kratzte sich Juliet an der Schulter, bis sie sich dabei ertappte. Der Heilungsprozess verlief gut, allerdings ermüdete sie noch schnell.
Im Moment war sie dabei, die Speisenfolge der nächsten Woche zu planen. Papas neue Gattin zeigte keinerlei Interesse an der Haushaltsführung und hatte während Juliets Abwesenheit nichts getan. Auch während der letzten zwei Wochen war nichts geschehen, als Juliet Krankheit vorschützte und in ihren Räumen blieb, damit ihre Wunde Zeit hatte zu verheilen. Wie die Gerüchte auch lauten mochten, die in Umlauf waren, sie blieb bei der Geschichte, dass sie ihre Kinderfrau besucht hatte.
Es widerstrebte ihr zwar, aber sie war ihrer Stiefmutter zu Dank verpflichtet, da diese Papa nichts gesagt hatte. Und so würde Papa nichts von den Gerüchten mitbekommen, da er viel zu sehr mit seinen Experimenten beschäftigt war.
Soeben platzte ihr Bruder Harry in den Raum und warf die Tür hinter sich zu. Sie schenkte ihm einen liebevollen, wenn auch leicht verwirrten Blick. Aufgeregt begann er auf und ab zu schreiten. Sein rotes Haar stand ihm nach allen Seiten ab. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen: Immer wenn er sich aufregte, fuhr er sich mit den Händen durchs Haar, bis es schließlich den Stacheln eines Igels glich.
Abrupt blieb er stehen und lehnte sich über den Schreibtisch, bis sein Gesicht ganz nah an ihrem war. „Ist es wirklich wahr?“
Sie umkrampfte den Stift, bis ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Am liebsten wäre sie seinem Blick ausgewichen, doch sie war aus härterem Holz geschnitzt. Bedächtig legte sie den Stift hin und zwang sich, ihre Hände zu entspannen. Bisher hatte er sie noch nicht gefragt, aber sie mochte ihn nicht anlügen.
„Im Wesentlichen. Ja.“
Er stöhnte und fuhr sich durch die Haare. „Warum, Julie?“
Sie erzählte ihm die ganze Geschichte: das Duell, warum sie hingegangen war, was im Haus des Dukes wirklich geschehen war. Sie verschwieg ihm nur Emilys Anteil an dem Durcheinander. Das brauchte sonst niemand zu erfahren. Schließlich würde Brabourne ihr nie einen Antrag machen, und wenn doch, würde sie ihn nie annehmen.
Sie schloss: „Vermutlich sollte ich mich schämen, weil ich ohne Begleitung bei ihm war, aber das tue ich nicht. Es ist nichts passiert.“ Zumindest nichts Bedeutsames, fügte ihr allzeit wachsames Gewissen hinzu. „Eigentlich hätte niemand davon erfahren sollen, aber irgendwie hat ein Dienstbote Verdacht geschöpft, und so hat sich die Geschichte dann verbreitet.“
Mit verzerrter Miene richtete er sich auf. „Warum bist du denn nicht zu mir gekommen? Ich hätte dir doch geholfen.“
Sie sah den Schmerz in seinen Augen und wusste, dass er ihr eine ganze Weile nicht verzeihen würde. Sie schluckte. „Weil ich die Ältere bin. Mir hat Mama Papa anvertraut. Ich musste es tun, für sie.“
„Ich hätte es auch tun können, und dann hätte es keinen Skandal gegeben.“
Sie nickte, die Hände wieder zu Fäusten gekrampft. „Das ist wahr. Aber ich hätte dich unmöglich bitten können, dein Leben aufs Spiel zu setzen.“
„Aber deines konntest du aufs Spiel setzen.“ Seine Wangen röteten sich vor Ärger.
Es war wohl nicht möglich, es ihm begreiflich zu machen. Sie stand auf und schloss ihn in die Arme, doch er blieb vollkommen steif.
„Es tut mir leid, Harry. Es tut mir ja so leid. Aber ich konnte einfach nicht. Ich konnte dich einfach nicht darum bitten, einem Mann entgegenzutreten, der dich ohne Gewissensbisse töten würde. Dafür bedeutest du mir viel zu viel.“
Er wandte sich ab. „Warum hast du nicht einfach Papa gegen Brabourne antreten lassen? Papa hat ihn ja schließlich gefordert.“
Sie seufzte. „Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich musste Papa beschützen. Mich um ihn kümmern. Das habe ich Mama an ihrem Sterbebett versprochen.“
Harry
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