Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
Brabourne stellte. „Ich habe gesehen, wie du mit dem Prinzen geplaudert hast, dich dann aber aus den Augen verloren.“ Sie lächelte strahlend in die Runde.
Die beiden Frauen, die Juliet in Verlegenheit gebracht hatten, entschuldigten sich. Die Männer blieben stehen.
Juliet sah zu, wie ihre Stiefmutter sich daranmachte, die Herren zu bezaubern. Zu ihrem Entsetzen verabschiedete sich Brabourne kurz darauf. Sie empfand es als schrecklichen Verlust – ein Gefühl, das sich in dieser Situation nicht gerade empfahl. Mühelos zog sie sich zurück. Sie entdeckte einen abgeschiedenen Bereich und war für diese Entdeckung wirklich dankbar. Sie gehörte nicht hierher. Auch wenn sämtliche Gerüchteköche Londons ihren Namen auf der Zunge führten – sie war dieser Ansammlung der exzentrischsten und unkonventionellsten Mitglieder der vornehmen Gesellschaft einfach noch nicht gewachsen.
Mehrere prächtig gekleidete und mit Juwelen geschmückte Damen schlenderten vorüber. Sie sahen Juliet kurz an und gingen weiter, doch ihre Bemerkungen waren deutlich zu vernehmen.
„Brabourne ist der reinste Teufel. Wie kann er es bloß wagen, seine unverheiratete Geliebte hierher mitzubringen! Das schickt sich einfach nicht.“
Die zweite Frau meinte naserümpfend: „Er stellt sie ja regelrecht zur Schau. Und dabei ist sie doch gar nichts Besonderes mit ihren karottenroten Haaren und den hässlichen Sommersprossen.“
Danach verloren sich ihre Worte, doch Juliet konnte sich vorstellen, wie ihre Unterhaltung weiterging. Sie biss sich auf die Lippen. Ihr Schmerz verwandelte sich bald in lodernde Wut. Diese Heuchlerinnen! Sie mochte ja naiv sein, aber sie hatte den Neid in den Stimmen der anderen erkannt. Für einen Ehrenmann gehörte es sich nicht, eine unverheiratete Dame zur Geliebten zu nehmen, aber von den beiden hätte jede diese Position einnehmen können, solange beide Parteien nur diskret vorgingen. Und dabei war sie in Wirklichkeit nicht einmal die chère amie des Dukes.
Ihr brannte der Magen ob dieser Ungerechtigkeit. Sie würde den Prinzen aufsuchen und ihn bitten, sie vor dem Dinner zu entschuldigen. Etwas zu essen war nun das Allerletzte, was sie gebrauchen konnte, wenn sie sich nicht vor lauter Aufregung übergeben wollte.
Brabourne beobachtete Juliet aus einer Nische heraus. Sie sah verstört aus. Als sie sich dann entschlossen in die Richtung aufmachte, wo Prinny Hof hielt, begann er sich Sorgen zu machen.
„Hat keinen Sinn, ihr zu folgen“, sagte Perth pragmatisch.
Brabourne warf seinem Freund einen Blick zu. Das flackernde Kerzenlicht beließ jene Seite seines Gesichtes im Schatten, die ohne Narbe war, und betonte die makelbehaftete andere Seite. Die Narbe verlieh Perth eine gewisse Härte, die sich auch im Wesen des Mannes wiederfand.
„Sei doch nicht so scheinheilig“, sagte Brabourne. „Du an meiner Stelle würdest ihr auch nachgehen.“
Ein Lächeln breitete sich auf Perths Gesicht aus und verscheuchte etwas von der Strenge. „Ich wäre gar nicht erst in diese Lage geraten. Vor allem nicht mit einer Jungfrau.“
„ Touché “, murmelte Brabourne. „Ich muss von Sinnen gewesen sein, als ich sie in mein Haus ließ.“
„Du wolltest nicht riskieren, dass sie stirbt und du auf den Kontinent flüchten musst.“
„Ach“, meinte Brabourne ironisch, „so war das also. Erinnere mich doch in Zukunft daran, dass ich all meine Kontrahenten auf ihr Geschlecht hin untersuchen lasse, bevor ich gegen sie antrete.“
Perth lachte leise.
Juliet kam beim Prinzen an, der sie bei der Hand nahm und in die Gruppe zog, die um ihn herumstand. Sie errötete, wurde bleich, hielt sich aber tapfer.
„Die hat wirklich Mumm“, bemerkte Perth. „Aber an deiner Stelle würde ich mich den restlichen Abend nicht mehr in ihre Nähe wagen. Es tut euch beiden nicht gut, wenn der Eindruck entsteht, dass du hinter ihr her bist.“
„Du hast recht, wie üblich“, erwiderte Brabourne, der Juliet noch immer aufmerksam beobachtete.
„Am besten wäre es, du heiratest sie“, sagte Perth ruhig. „Das würde eine Menge Probleme lösen. Du willst einen Erben, und sie will wieder ehrbar werden.“
Wie angeschossen, zuckte der Duke zusammen. Nach Mrs. Burroughs und Ravensford war Perth nun schon der Dritte, der ihm diesen Vorschlag machte. Wie bei Mrs.
Burroughs brachte er es nicht fertig, eine schneidende Antwort zu geben. Stattdessen sagte er mit schleppender Stimme: „Bist du reif für die Irrenanstalt? Ich biete mich
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