Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
spät kam, hatte er schon jemand anders drangenommen und mich einen neuen Termin vereinbaren lassen.“
Brabourne beruhigte sich ein wenig. Beinah hätte er gelächelt. „Ganz schön unverschämt, wenn man bedenkt, dass er als Niemand geboren wurde.“
„Er ist talentiert und kennt seinen Wert.“ Ravensford warf Brabourne einen ironischen Blick zu. „Von der Sorte kenne ich noch einen.“
Brabourne lachte. „Ja, aber manche haben sich ihren Stolz auch verdient.“
Lachend verließen sie den Park und lenkten ihre Pferde heimwärts. Ein paar Minuten später entdeckte Brabourne Juliet, wie sie vollkommen allein die Straße entlangstürmte. Weder Zofe noch Anstandsdame folgte ihr, wie es die Schicklichkeit verlangt hätte. Sie war wirklich die irritierendste und unabhängigste Frau, die er je kennengelernt hatte. Und nun sollte er sie heiraten. Er schüttelte den Kopf, zügelte sein Pferd und stieg ab.
„Was machen Sie hier so ganz allein?“, fragte er.
Abrupt blieb sie stehen und starrte ihn trotzig an. „Das geht Sie nichts an. Außerdem habe ich Ferguson dabei.“
Er schaute auf den Kutscher, der seinen Wagen angehalten hatte und sie nun beobachtete. „Er ist doch keine Anstandsdame. Hier jedenfalls nicht“, fügte er noch hinzu.
Juliet errötete. Anscheinend musste sie an ihren Aufenthalt in seinem Haus, in einem seiner Betten denken. „Er reicht völlig aus. Außerdem ist mein Ruf sowieso unrettbar verloren – was macht es da aus, wenn es noch ein wenig mehr zu klatschen gibt?“
„Sie können einen wirklich zur Weißglut treiben“, entgegnete er kalt. „Ich bemühe mich nach Kräften, und Sie machen alle meine Anstrengungen umgehend wieder zunichte.“
Juliet warf den Kopf zurück. „Diesmal sind Sie zu weit gegangen. Ich werde Sie nicht heiraten. Deswegen bin ich hier allein unterwegs: Ich will meinem Zorn darüber, dass Sie es gewagt haben, sich an meinen Vater zu wenden, ein wenig Luft verschaffen. Nach allem, was geschehen ist, hätte ich eigentlich erwartet, dass es Ihnen viel zu peinlich wäre, überhaupt mit ihm zu reden, geschweige denn, um meine Hand anzuhalten.“
Brabourne verzog die Lippen, allerdings nicht, weil er amüsiert war. „Mir ist nie etwas peinlich. Das werden Sie im Lauf der Zeit schon noch mitbekommen. Und ich hatte keine andere Wahl, als mich an Ihren Vater zu wenden. Irgendetwas muss geschehen. Eine Heirat mit mir ist für Sie der einzige Weg, Ihren guten Ruf wiederherzustellen. Niemand, wirklich niemand würde es wagen, der Duchess of Brabourne die kalte Schulter zu zeigen.“
„Ach ja?“, entgegnete sie. „Sie halten sich also für so mächtig und einflussreich?“
„Ich weiß, dass ich es bin“, versetzte er ruhig. „Meine Mutter hat jede einzelne Konvention missachtet und war dennoch bei allen angesehen.“
An der Überraschung, die sich auf ihrem Gesicht zeigte, erkannte er, dass sich ein wenig von seiner Bitterkeit mitgeteilt haben musste. Es war ihm egal. Früher oder später würde sie die ganze schmutzige Geschichte ohnehin erfahren. Dafür würde man schon sorgen.
„Nun, das ist ja hochinteressant, aber ich habe nicht die Absicht, in die Fußstapfen Ihrer Mutter zu treten.“ Sie raffte die Röcke ihres hellgrünen Gewands. „Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen möchten, ich merke gerade, dass ich keine Lust mehr habe, spazieren zu gehen.“
Brabourne sah ihr nach, wie sie königlich zu ihrer Kutsche stolzierte, mit hoch erhobenem Kopf und gestrafften Schultern. Er stieg nicht eher in den Sattel, als bis sie sicher in der Kutsche saß. Und dann wartete er neben Ravensford, bis der Wagen anfuhr.
„Die wird dich ganz schön auf Trab halten“, meinte Ravensford, ein spitzbübisches Zwinkern in den haselnussbraunen Augen.
Brabourne betrachtete ihn nachdenklich. „Vielleicht solltest ja du sie heiraten.“
Ravensford lachte. „Ich doch nicht. Mein Rang reicht nicht aus, um sie zu beschützen. Schon vergessen? Das kannst nur du.“
Brabourne schnaubte, nahm die Neckerei aber gut gelaunt hin. Was ihn beunruhigte, war das leichte innere Ziehen, das er verspürt hatte, als er vorschlug, Ravensford solle sie heiraten. Vielleicht wurde er krank oder hatte Hunger.
„Komm doch mit zu mir. Mrs. Burroughs wird sicher ein Beefsteak und einen Krug Ale für uns auftreiben.“
„Du verstehst es aber, elegant zu speisen“, erklärte Ravensford, als sie sich in Bewegung setzten.
„Mein französischer Koch ist noch in Brabourne Abbey. Er
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