Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
wird rechtzeitig zur Hochzeit hier eintreffen.“
Zusammen ritten sie davon. Brabourne verdrängte jeden schmerzlichen Gedanken an Juliet Smythe-Clyde. In vier Wochen wären sie verheiratet. Bis dahin hatte er noch genug Zeit, sich zu überlegen, was er mit ihr anfangen sollte.
Juliet knallte die „Gazette“, auf den Tisch. Brabourne hatte darin ihre bevorstehende Vermählung angekündigt. Wie konnte er es nur wagen? Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn nicht heiraten wolle, und auch genau das gemeint. In diesem einen Punkt würde sie sich ihrem Papa widersetzen. Schließlich ging es um ihre Zukunft, um ihr Glück. Und um Papas, obwohl ihm das natürlich nicht klar war.
Sie sprang auf und stürmte zum Schrank. Sie würde nicht ruhig dasitzen, während alles immer nur noch schlimmer wurde. Sie zog einen schwarzen Umhang heraus, warf ihn sich um die Schultern und zog die Kapuze so tief in die Stirn, dass sie ihre Haare vollkommen verdeckte.
Brabourne brauchte eine Lektion, und sie wollte sie ihm erteilen.
Kurz darauf stand sie im Stall und befahl einem Burschen, Ferguson zu wecken. Als sie mit dem Kutscher allein war, sagte sie: „Ich muss zum Duke.“
Er rollte mit den Augen. „Aber Kindchen, sind Sie jetzt vollkommen übergeschnappt? Wir haben uns ja von Ihrem letzten Besuch noch nicht erholt.“
Sie tappte mit dem Fuß. „Es ist lebenswichtig. Sie können mich entweder mit der Kutsche hinbringen und eine Straße weiter absetzen, damit man das Wappen nicht sieht, oder ich nehme mir eine Droschke. Aber ich gehe auf jeden Fall hin.“
Er stöhnte, nahm den Hut ab und wischte sich über die Stirn. „’s wär am besten, wenn wir beide die Droschke nähmen. Ich warte dann in der Küche oder wo Mrs. Burroughs mich sonst verstecken kann.“
„Jetzt machen Sie es mal nicht so kompliziert.“
„Ich versuche nur, Sie vor sich selber zu beschützen, Kindchen. Manchmal sind Sie viel zu stürmisch.“
„Es muss sein. Ich muss diese absurde Hochzeit jetzt sofort verhindern, ich kann nicht abwarten, bis ich Brabourne irgendwo zufällig über den Weg laufe. Da stünden meine Chancen schlecht, schließlich werde ich nirgends mehr eingeladen.“
„Aye, er wird Ihnen kein guter Ehemann sein. Sitzt viel zu sehr auf dem hohen Ross für Ihren Geschmack.“
„Genau. Unter anderem.“ Endlich schien er zu begreifen, wie verzweifelt sie war.
„Ein behütet aufgewachsenes Mädchen wie Sie sollte nicht mit einem Wüstling verheiratet werden.“
„Genau meine Meinung.“
Obwohl ihr Ton energisch und fest war, gab eine innere Stimme – eher ein Stimmchen – ein leises Seufzen von sich. Irgendetwas an Brabourne zog sie an, hatte sie seit dem Augenblick angezogen, da sie ihn vor dem Duell vom Pferd hatte steigen sehen. Was es auch war, es wurde mit jedem Mal stärker, da sie ihn sah.
Sie wich Fergusons scharfem Blick aus, damit er den Aufruhr, der in ihr tobte, nicht bemerkte. Über die Schulter gewandt, sagte sie: „Wenn Sie mitkommen, dann mal los.“
Fast eine Stunde lang war Ferguson nun schon in Mrs. Burroughs privatem Wohnzimmer versteckt. Juliet hatte man in die Bibliothek geschmuggelt. Sie hoffte, dass niemand sie gesehen hatte. Wenn sich dieser Besuch herumspräche, würde in den Augen der vornehmen Gesellschaft nicht einmal mehr die Hochzeit mit Brabourne eine ehrbare Frau aus ihr machen.
Die Zähne klapperten ihr vor Kälte, und sie fragte sich gereizt, ob der Duke wohl nie mehr heimkäme. Es war fast Mitternacht. So spät war sie fast nie unterwegs, obwohl sie erfahren hatte, dass in London weitaus spätere Stunden fashionabel waren.
Die Ungeduld fraß sie schier auf. Sie begann im Zimmer auf und ab zu gehen, nahm hier ein Buch heraus und dort noch eines. Brabournes Bibliothek war reich bestückt. Ihre Verärgerung erreichte einen neuen Höhepunkt, und in einer Anwandlung von Gehässigkeit schloss sie, dass er wohl keine Zeit mit Lesen verbrachte. Einen Typen wie ihn würde sie nun wirklich nicht als literarisch interessiert einschätzen.
Sie entdeckte ein Exemplar von Byrons „Die Braut von Abydos“, und ein entzücktes Lächeln malte sich auf ihrem Gesicht. Dieses Buch hatte sie schon immer einmal lesen wollen, doch erst hatte ihr Mama es verboten und später dann auch Papa, als er sie bei einem seiner seltenen Abstecher in den Salon der Familie damit ertappte. So berühmt wie „Ritter Harold’s Pilgerfahrt“, war es zwar nicht, aber das war ihr egal.
Sie stellte einen der Kerzenleuchter auf
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