Stolzes Herz und heiße Küsse (German Edition)
Gattin. In seinen Augen konnte sie nichts falsch machen. Und alles Gute in seinem Leben führte er auf diese Frau zurück.
Der Schmerz schnürte Juliet die Brust zusammen. Papa hatte Brabourne empfangen, weil diese Frau darauf bestanden hatte, sich indes nicht die Mühe gemacht, seiner Tochter von dem Heiratsantrag zu erzählen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und drängte den Schmerz zurück. So war Papa eben. Er war schon immer so gewesen, und früher hatte es ihr ja auch nichts ausgemacht. Früher allerdings war Mama da gewesen und hatte Papas Gleichgültigkeit abgemildert.
Mama. Sie hatte Mama versprochen, sich um Papa zu kümmern. Wenn sie mit dem Duke verheiratet wäre, könnte sie dieser Pflicht nicht mehr nachkommen. Sie sah Emily an. Diese Frau würde sich nie um Vater kümmern.
Etwas von ihrem Schmerz trat zutage. „Du liebst Papa ja nicht einmal. Über seine Bedürfnisse setzt du dich doch ebenso hinweg wie über meine.“
Als Siegerin dieser Schlacht wandte Emily sich zum Gehen. „Auf meine Art mag ich ihn recht gern. Und wir sind miteinander verheiratet – ein überaus dauerhaftes Arrangement, solange wir beide am Leben sind.“
Der hochnäsige Ton verriet Juliet alles. Wenn sie auszog, wäre Papa auf sich gestellt, zumindest fast. Hobson würde sich nach Kräften bemühen, aber es wäre nicht dasselbe.
Außerdem wollte sie Brabourne ja gar nicht heiraten. Er war arrogant und kalt und … und ein Lebemann. Ein Lebemann der allerschlimmsten Sorte. Er würde sie heiraten, ihr Bett aufsuchen und einen Erben zeugen, aber er würde sich nicht auf seine Ehefrau beschränken. Das taten Typen seines Kalibers nie. Das Wort „Treue“, war für ihn ein Fremdwort.
Er würde sich ihr gegenüber noch schlimmer verhalten als Papa, und es würde sie noch mehr verletzen, denn er war weder geistesabwesend, noch konzentrierte er sich auf irgendwelche Experimente. Brabournes Gleichgültigkeit war echt, eine kalte, gefühllose Leere.
„Da heirate ich ja noch eher eine Nacktschnecke!“ Sie stolzierte an Emily vorbei und knallte die Tür hinter sich zu. Emilys Lachen folgte ihr.
Jetzt brauchte sie einen schönen langen Spaziergang im Park. Seit sie in London war, bekam sie nicht mehr genug Bewegung. Manchmal stauten sich die Gefühle in ihr so heftig auf, dass sie am liebsten etwas zertrümmert hätte, egal was. Auf dem Land war ihr das nur selten passiert.
Sie ließ sich ihre Pelisse bringen und begab sich auf den Weg in den Hyde Park. Was machte es schon, dass sie weder von einer Zofe noch von einer Anstandsdame begleitet wurde? Die Leute dachten ohnehin das Schlimmste von ihr, deswegen hatte Brabourne ja auch um ihre Hand angehalten. Ihm gestattete man jeden erdenklichen Fehltritt, ihr hingegen wurde gar nichts nachgesehen. Das Blut kochte ihr angesichts dieser Ungerechtigkeit.
Ferguson, der ihr mit der Kutsche folgte, ignorierte sie einfach und marschierte weiter. Langsam und geduldig zockelte er ihr hinterher.
Brabourne dirigierte seinen großen schwarzen Hengst um ein paar Spaziergänger herum. Neben ihm ritt Ravensford auf einer lebhaften Fuchsstute. Sie machten die tägliche Runde durch den Hyde Park, vorbei am glitzernden Serpentine-See.
„Hast du es also getan“, sagte Ravensford, als sie in sicherer Entfernung jedweder lauschenden Ohren waren.
„Nach dem gestrigen Abend war es ja nicht mehr zu umgehen“, knurrte Brabourne.
Ravensford schüttelte den Kopf. „Schlimme Sache, das. Sally Jersey hat ihr die Eintrittskarten geschickt, wir alle haben mit ihr getanzt, und trotzdem haben ein paar verkniffene Moralapostel sie geschnitten. Und dann noch die Wette.“
„Wenn sie erst mal die Duchess of Brabourne ist, werden sie vor ihr im Staub kriechen. Vor meiner Mutter sind sie auch immer gekrochen, egal, was sie getan hatte.“
Ravensford blickte zum strengen Gesicht seines Freundes. Er fand die Bitterkeit in seinem Ton beunruhigend. „Das liegt schon eine Weile zurück, und in den letzten fünfzehn, zwanzig Jahren haben gewaltige Veränderungen stattgefunden. Wenn diese alten Tanten Prinny getrotzt haben, werden sie dir erst recht trotzen.“
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht.“ Sein Blick war hart. „Ich beschütze, was mir gehört.“
Ravensford wandte den Blick ab. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. „Für mich wird es langsam Zeit, mich zu verabschieden. Ich habe eine Verabredung mit Gentleman Jackson, die ich nicht versäumen möchte. Als ich beim letzten Mal zu
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