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Stone Girl

Stone Girl

Titel: Stone Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa B. Sheinmel
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Du hörst zu früh auf. Mach weiter, wenn du anfängst zu würgen, immer weiter … Lass die Finger im Mund.«
    »Das ist alles?«
    »Ja, es ist das Einfachste der Welt. Vertrau mir.«
    Sethie wendet sich einer der Kabinen zu. Sie sieht Jane bei den Waschbecken stehen.
    »Du auch?«
    »Nein, ich habe in der zehnten Klasse damit aufgehört.«
    Mit einem Mal kommt Sethie sich kindisch vor, weil sie das hier nötig hat. Noch vor einer Minute schien ihr Vorhaben so aufregend, so verboten, wie das erste Mal, als sie Hasch geraucht oder mit Shaw Sex gehabt hat. Doch jetzt kommt sie sich vor wie ein Baby, schlampig und fett, wie jemand, der nicht gelernt hat, seinen Hunger zu kontrollieren. Als würde sie mit etwas anfangen, dem sie eigentlich längst entwachsen sein müsste. Nicht wie Jane, die einfach zu essen aufhört, wenn sie satt ist.
    »Mach’s nicht, wenn du nicht willst, Sethie.«
    Aber Sethie will, definitiv. Sie schließt die Tür hinter sich und hockt sich vor die Toilette. Sie ist blass, nach einem Sommer, den sie zum größten Teil im Haus verbracht hat. Man sieht die Venen auf ihren Armen dünn und türkis unter der Haut hindurchschimmern. Sie merkt nicht, dass der Boden aus einer durchgehenden Marmorplatte besteht. Dadurch bekommt sie im Knien keine Fugenabdrücke auf den nackten Beinen. Der Boden in ihrem Badezimmer zu Hause besteht aus winzigen Quadratfliesen.
    Als Sethie aus dem Bad kommt, hat Jane ihr den Rücken zugewandt. Sie betrachtet sich im Spiegel. »Wie ist es gelaufen?«, fragt sie, ohne sich umzudrehen.
    »Gut«, sagt Sethie, als wäre es keine große Sache. Sie versucht, ihren Stolz zu verbergen. Eigentlich hätte sie mit den Fingern schnipsen, sich im Kreis drehen und Luftsprünge machen wollen.
    »Hier. Nimm die Seife.«
    Sethie hält sich die Finger vor die Nase. Sie riechen. Eine Nebenwirkung des Tricks, den Jane ihr beigebracht hat. Beim Erbrechen hat sie ihre Hand im Mund lassen müssen, die im Anschluss voller Kotze war. Sie hat sie mit etwas Klopapier abgewischt, das an ihrer Haut kleben blieb. Sethie findet es interessant, dass sie zwar Linkshänderin ist, aber trotzdem nicht die linke Hand hat benutzen können, sondern nur die rechte.
    Sie muss sich das Gesicht waschen, bevor Shaw sie sieht.
    Im Wohnzimmer, wo sie den Fernseher angelassen haben, füllt Shaw gerade eine Bong auf.
    »Wo sind deine Eltern eigentlich?«, fragt Sethie, während sie und Jane sich nebeneinander auf die Couch setzen.
    »Südamerika, glaube ich.«
    »Glaubst du?«
    »Ja. In Caracas.«
    »Für die Arbeit?«
    Jane schüttelt den Kopf und greift dann nach der Pfeife. Sethie findet, dass sie sehr anmutig daran zieht, wie ein Mädchen eben. Sie selbst raucht wie ein Junge, schließlich war es ja auch Shaw, der ihr beigebracht hat, wie das geht.
    »Nicht mehr«, sagt Jane, bevor sie ausatmet.
    »Nicht mehr?«
    »Mein Dad ist schon im Vorruhestand. In letzter Zeit spielt er nur noch ein bisschen mit Aktien herum.«
    »Wie alt ist dein Dad denn?«
    »Hä? Ach so, nein, er ist nicht wegen seines Alters in Rente. Er war einfach nur richtig gut in seinem Job, also hat er vor ein paar Jahren gekündigt.«
    »Er war so gut, dass er gekündigt hat?« Diese Logik kapiert Sethie nicht.
    »Yep. Jetzt investiert er unser Geld nur noch, und die zwei reisen in der ganzen Welt herum.«
    »Klingt, als würde es Spaß machen.«
    Jane zuckt die Achseln.
    »Fährst du manchmal mit?«
    »Ja, manchmal, den Sommer über. Aber in den letzten Jahren wollte ich einfach näher an meinem Zuhause bleiben, verstehst du?«
    Sethie nickt und blickt zu Shaw hinüber. Er hat die Pfeife wieder an sich genommen und steht zum Rauchen auf. Sethie sieht, wie sich seine Brust beim Einatmen weitet, und stellt sich vor, wie sie den Kopf auf seinen Brustkorb legt und er sich mit Shaws Atem hebt und senkt.
    »Du siehst gar nicht aus wie eine Jane«, sagt Sethie später, als das Hasch aufgeraucht ist und Shaw sich die Fernbedienung erobert hat. Er thront auf einem Polsterschemel vor der Couch, auf der Jane und Sethie sitzen. Sethies Aussage war als Kompliment gedacht.
    »Ich weiß«, sagt Jane. »Was für ein langweiliger Name. Jane Virginia Scott.« Sie zieht die Nase kraus. »Ich werde noch Mitglied bei den Töchtern der amerikanischen Revolution.«
    »Ab jetzt nenne ich dich einfach Janey. Du verdienst mehr als nur eine Silbe.«
    Janey lächelt. »Das gefällt mir«, sagt sie.
    Sethie freut sich, dass sie Janey nach der heutigen Übungsstunde etwas

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