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Stone Girl

Stone Girl

Titel: Stone Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa B. Sheinmel
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Doch Bens Hand ist so riesig, dass sich ihr Bauch dagegen ganz klein anfühlt. Sethie kämpft gegen das Bedürfnis an, ihren Bauch herauszudrücken, sich gegen ihn zu lehnen, um seine Hand auszufüllen. Vielleicht könnte er dann seine Finger in sie versenken und sie an sich ziehen.
    Doch er zieht sie nicht an sich. Stattdessen hilft er ihr beim Einsteigen, schiebt sie von sich weg. Beinahe ist sie überrascht, sich im Taxi wiederzufinden, die Tür neben sich geschlossen. Sie erinnert sich nicht daran, dass sie sich von ihm verabschiedet hätte, aber bestimmt hat sie es getan.
    Der Taxifahrer fragt sie, wo es hingehen soll. Sie gibt ihm ihre Adresse. Bei einer roten Ampel dreht er sich zu ihr um und sagt: »Das war dein Schatz, stimmt’s?«
    Sie braucht einen Moment, um den Inhalt seiner Worte zu begreifen.
    Sie schüttelt den Kopf. »Nein.«
    Der Taxifahrer lacht. »Vielleicht wird er es bald sein.«
    Wieder schüttelt Sethie den Kopf. Ben ist nicht ihr Schatz. Ben ist der freundliche Riese, und am Beginn einer Geschichte sind Riesen nie die Helden.
    Ihr Bauch fühlt sich noch immer warm an.

13
    Sethie liest den Lebensbericht eines Mädchens, das sowohl magersüchtig als auch bulimisch war, und holt sich so ein paar Tipps. Wenn man zum Beispiel vor jeder Mahlzeit ein bis oben hin gefülltes Glas Wasser trinkt, hat man schneller das Gefühl, satt zu sein, und stark gewürztes Essen kann den Stoffwechsel ankurbeln. Sethie betrachtet das Foto der Autorin. Es ist ein Ganzkörperbild, das die gesamte Buchrückseite ausfüllt, so als würde die Autorin ihre Leser wissen lassen wollen, dass sie immer noch dünn ist, auch wenn es ihr inzwischen besser geht und sie mit all den schlimmen Dingen aufgehört hat, die sie in ihrem Buch schildert. Sethie wird nie aufhören können. Sie weiß genau, in der Sekunde, in der sie aufhört, wird sie fett.
    Sethie wartet bis Dienstag, drei Tage nachdem sie Shaw mit Jeff Cooper und diesem Mädchen auf der Couch hat sitzen sehen. Am Dienstag also wartet sie, bis die Schule aus ist und die Zeiger sich auf der Uhr im Senior-Aufenthaltsraum bis zu einer vertretbaren Zeit vorgearbeitet haben. Dann verlässt sie die Schule so rasch, dass sie ihr Französischbuch vergisst und am nächsten Tag früher kommen muss, um ihre Hausaufgaben fertig zu machen. Seit sie ihn Samstagabend im Verbindungshaus gesehen hat, hat sie nicht mehr mit Shaw gesprochen. Seit sie ohne ihn nach Hause gefahren ist. Seit sie sich beinahe ausgemalt hätte, wie es wäre, Ben zu küssen.
    Shaw steht an einer Ecke vor der Schule und zündet sich eine Zigarette an. Von der anderen Straßenseite kann Sethie ihn deutlich erkennen. Er blickt auf Janey herunter. Sethie bleibt stocksteif stehen und bewegt sich auch dann nicht, als die Ampel umschaltet und sie den Leuten hinter sich den Weg versperrt. Janey wirkt ärgerlich, Shaw ungeduldig, so viel kann sie erkennen.
    Tatsächlich sieht es aus, denkt Sethie, als würde nur Janey sprechen. Shaw schüttelt die meiste Zeit den Kopf oder zuckt die Achseln. Sethie fragt sich, worüber sie sich streiten. Es ist wohl besser, wenn sie die Straße überquert und ihre Diskussion unterbricht, beschließt sie. Besser, als wenn die beiden plötzlich aufblicken und sehen, wie sie sie anstarrt. Also setzt sie sich langsam in Bewegung. Wenn sie sich nur genügend Zeit lässt, haben die beiden die Sache vielleicht geklärt, bis sie bei ihnen anlangt.
    Als sie näher kommt, hört sie Janey sagen: »Schau, Shaw, ich versuche das Richtige zu tun, aber ich werde nicht ewig die Klappe halten.« Shaw zuckt wieder die Schultern, zieht an seiner Zigarette und blickt auf, während er langsam den Rauch ausstößt. In diesem Moment entdeckt er Sethie.
    »Hey«, sagt Sethie und hebt die Hand, um zu winken, obwohl sie mittlerweile direkt neben ihnen steht. Sie denkt, dass sie in ihrer Schuluniform viel jünger aussehen muss als die beiden anderen, die ihre normale Kleidung tragen.
    »Hey«, erwidern Shaw und Janey wie aus einem Mund. Janey macht einen Schritt auf sie zu und fasst sie am Arm.
    »Komm«, sagt sie und zieht Sethie in eine Ecke. Sethie blickt zu Shaw zurück, doch Janey wird ihr den Grund für den Streit schon noch erklären, denkt sie, und reißt sich nicht los.
    Doch anstatt mit ihr zu reden, schubst Janey sie in ein Taxi und steigt nach ihr ebenfalls ein.
    »113te und Broadway«, sagt sie.
    »Warte«, ruft Sethie dazwischen. »Ich war doch mit Shaw verabredet.«
    »Hä?«, macht Janey

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