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Stone Girl

Stone Girl

Titel: Stone Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa B. Sheinmel
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gefunden, wenn sie sich aufs Bett gesetzt hätten, doch Ben lässt sich auf dem Boden nieder, und obwohl der Raum so klein ist, dass er mit den Füßen gegen die Wand stößt, wenn er sie nur halb ausstreckt, lehnt er sich mit dem Rücken gegen den Bettrahmen. Sethie setzt sich neben ihn. Zumindest ihre Beine haben genug Platz.
    Ein paar Minuten nachdem der Film begonnen hat, lehnt sich Sethie gegen Ben. Vielleicht wird er den Arm um sie legen, denkt sie. So wäre es bequemer. Doch Ben sitzt nur steif neben ihr. Sie glaubt, er ist vielleicht nervös, denn vielleicht will er sie heute Abend küssen. Vielleicht wartet er, bis der Film zu Ende ist, und vielleicht kann er sich kaum darauf konzentrieren. Vielleicht ist er zu sehr damit beschäftigt, daran zu denken, wie er sie später küssen wird. Vielleicht, denkt sie weiter, wird er nichts so richtig mitbekommen, bevor sie ihn nicht küsst.
    Sie schaut nach oben, doch er ist so groß, dass ihre Lippen nur bis zu seinem Nacken reichen, auch wenn sie ganz aufrecht dasitzt. Also beginnt sie dort. Sie drückt ihre Lippen auf seinen Nacken. Sie sieht es geradezu vor sich, wie es ablaufen wird: Ben wird sich zu ihr drehen, seine Lippen werden perfekt zu ihren passen, und es wird ganz natürlich sein, wenn sie sich zurücklehnt, bis sie auf dem Boden liegt und er auf ihr. Aber natürlich wird er sich aufstützen, denn er ist so viel größer als sie, dass er sie erdrücken würde, wenn er sich wirklich auf sie legte. Irgendwann wird sie ihn fragen müssen, wie viel er eigentlich wiegt. Sie vermutet, dass es das Doppelte von ihrem Gewicht sein könnte. Wenn er sich über sie beugt, wird sie im Spaß sagen, dass sie den Film anhalten müssen. Ben wird lachen, doch es wird ihm kaum möglich sein, lange genug mit dem Küssen aufzuhören, um den Pause-Knopf zu finden.
    Sethie schließt die Augen und drückt ihre Lippen auf Bens Nacken. Sie merkt, wie er sich rührt, doch anstatt seine Lippen auf ihre zu legen, spürt sie, wie seine Hand ihre Schulter berührt. Und sie wegstößt.
    Sethie öffnet die Augen. Sie braucht einen Moment, um zu verstehen, was da gerade passiert ist, denn es entspricht so gar nicht ihren Erwartungen. Ben hat auf Pause gedrückt und ist von ihr abgerückt. Er hält sie eine Armeslänge von sich weg, was sehr viel ist, wenn man bedenkt, wie lang seine Arme sind.
    Sethie blinzelt. »Warum hast du den Film angehalten?«
    »Ich denke, wir müssen reden.«
    »Okay.«
    Ben lässt ihre Schulter los. »Sethie, du siehst schrecklich aus.«
    Sethie ist so überrascht, sie kann nicht verhindern, dass ihre Kinnlade nach unten klappt.
    »Ach ja?«
    »Hast du überhaupt irgendwas gegessen, seit ich dich das letzte Mal vor den Ferien gesehen habe? Hast du geschlafen?«
    »Bitte? Ja, ich habe geschlafen.« Wahrscheinlich sogar mehr als sonst irgendwas, denkt sie im Stillen.
    »Und gegessen?«
    »Natürlich habe ich gegessen.«
    »So siehst du aber nicht aus.«
    »Ben, mach dich nicht lächerlich. Man kann nicht einfach zwei Wochen lang mit dem Essen aufhören.« Das klingt nach einem vernünftigen Argument.
    »Na, dann hast du jedenfalls nicht genug gegessen. Sieh dich doch an. Du bist total dünn.«
    Sethie sagt nichts, doch Ben mustert sie, als habe sie gerade etwas Schreckliches von sich gegeben.
    »Sethie«, sagt er sanft, »du lächelst.«
    Tatsächlich?, denkt sie. Sie muss darüber nachdenken. Innehalten und spüren, ob sich ihr Mund wirklich geöffnet hat und ihre Lippen sich leicht nach oben biegen. Klar, sie kann gar nicht anders als lächeln, wenn man sie als dünn bezeichnet. Sogar jetzt, wo er es ihr wie eine Anklage entgegenschleudert, klingt es noch wie ein Kompliment.
    »Schau, Sethie, ich mag dich. Und du weißt das auch, oder? Aber ich glaube, im Moment wäre es besser, wenn wir einfach nur Freunde bleiben.«
    »Du willst mit mir befreundet sein?« Sethie steht auf, Ben ebenso. Plötzlich kommt es ihr wie ein Nachteil vor, so klein und dünn zu sein. Für einen kurzen Moment zieht sie ernsthaft in Erwägung, sich aufs Bett zu stellen, auf eine Augenhöhe mit ihm.
    »Bitte versteh das nicht falsch.«
    »Wie soll ich es denn verstehen?«
    »Ich glaube einfach nicht, dass ich dir viel bringen würde, wenn wir richtig zusammen wären.«
    »Viel bringen?«
    »Ich denke, du brauchst im Moment eher eine platonische Beziehung.«
    »Du bist nicht so viel älter als ich.«
    »Was?«
    »Du bist nicht so viel älter, als dass du mit all dieser Weisheit aufwarten

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